© Fotolia/gunnar3000; ORF.at (Montage), Eine Hand öffnet ein Rollo hinter dem das Facebook-Logo zu sehen ist

Rat zum Verzicht auf Facebook

DEUTSCHLAND
07.04.2010

Nach der deutschen Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) haben auch deutsche Konsumentenschützer Änderungen in den Nutzungsbedingungen von Facebook massiv kritisiert. Die deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) rät dazu, das Soziale Netzwerk überhaupt nicht mehr zu nutzen.

"Momentan können wir den Nutzern nur raten, den geplanten Änderungen zu widersprechen und sich gemeinsam mit ihren Freunden einen neuen Anbieter zu suchen", sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen am Mittwoch. Mit den neuen Datenschutzbestimmungen würden die Nutzer dem Unternehmen einen "Freibrief" für "eine weitgehende Verwendung und Weitergabe ihrer Daten" einräumen.

Automatische Datenweitergabe an Partnerwebsites

Facebook hatte vor zwei Wochen einen Entwurf für überarbeitete Datenschutzregeln vorgestellt. Dieser sieht unter anderem vor, dass die Systeme dergestalt geändert werden, dass Facebook die Daten seiner Nutzer automatisch an Partnerwebsites weitergeben darf. Es handle sich dabei um "einen kleinen Satz von Basisinformationen", wie das Unternehmen sich ausdrückt, also um eine Untermenge der von Facebook gesammelten Nutzerinformationen wie Profilbild und Name. Als mögliche Partnerwebsites nennt Facebook AOL, Yahoo und CNN.com.

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Neue Regeln treten in Kraft

Nutzer konnten eine Woche lang Kommentare zu den neuen Datenschutzbestimmungen veröffentlichen. Trotz entsprechender Proteste gegen die neuen Bestimmungen kündigte Facebook am Dienstag in einem Blogeintrag an, dass die neuen Richtlinien in wenigen Tagen auf der Website veröffentlicht werden und in Kraft treten.

Damit werden die Einstellungen der über 400 Millionen Facebook-Nutzer im Bezug auf die Datenweitergabe an Partnerwebsites automatisch aktualisiert, der Nutzer stimmt dieser Änderung automatisch zu. Wer das nicht möchte, muss selbst aktiv eingreifen und die voreingestellte Erlaubnis zurücknehmen.

Aktive Einwilligung der Nutzer gefordert

"Das Belieben im Umgang mit den Daten der Nutzer muss endlich ein Ende haben", nahm vzbv-Vorstand Billen die Datenschutzbehörden und den Gesetzgeber in die Pflicht. Bei jeder Weitergabe und Nutzung persönlicher Daten sollten Nutzer aktiv einwilligen müssen ("Opt-in"), fordert der vzbv.

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Erst vor wenigen Tagen hatte die deutsche Verbraucherministerin Aigner von Facebook ein sofortiges Signal für mehr Datenschutz gefordert und mit ihrem Austritt gedroht.

Um gegen Datenmissbrauch rechtlich vorgehen zu können, fordert der vzbv zudem die Aufnahme des Datenschutzes in die Liste der Verbraucherschutzgesetze im deutschen Unterlassungsklagegesetz (UKlaG).

"Wie eine Krake, die sich alles von Nutzern holt"

Am Dienstag warnte auch der Chaos Computer Club (CCC) vor Datenschutzlecks. "Wenn man erst einmal drin ist, ist es eine Krake, die sich alles von den Nutzern holt", sagte Sprecher Frank Rosengart. Der Zweck der Sozialen Netzwerke sei letztlich, Geschäfte zu machen. Die Politik hat nach Ansicht des CCC kaum eine Handhabe. "Die Facebook-Nutzer haben mit dem amerikanischen Unternehmen eine Nutzungsvereinbarung", sagte Rosengart. Damit unterliege das Netzwerk nicht deutschem Recht.

"Laxer Umgang mit persönlichen Daten"

Zuletzt hatte im vergangenen Monat die Stiftung Warentest den laxen Umgang mit persönlichen Daten bei Sozialen Netzwerken bemängelt. "Erhebliche Mängel" erkannte die Stiftung bei Facebook, Stayfriends, LinkedIn und MySpace.

Auch die österreichische Arbeiterkammer hatte im Jänner stichprobenartig vier Soziale Netzwerke getestet und Defizite bei den Sicherheitseinstellungen und beim Löschen von Daten ausgemacht.

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(dpa/futurezone)