Deutsche greifen auf .at-Domains zurück
Domains mit dem österreichischen Länderkürzel .at haben im letzten Jahr an Wert gewonnen, da die Nachfrage nach Länderdomains auf dem deutschsprachigen Markt gestiegen ist. 20 Prozent der .at-Domains sind bereits an Deutsche vergeben. Das geht aus einem neuen Bericht der österreichischen Domainverwaltungs- und Registrierungsstelle Nic.at hervor.
Der Markt für den Handel mit internationalen Domains wächst. Beinahe die Hälfte des Handels findet dabei auf einem virtuellen Marktplatz statt, ein Drittel der Domains wird über Auktionen versteigert. Die in Deutschland ansässige Domainhandelsplattform Sedo ist mit etwa 15 Millionen handelbaren Domains Marktführer das "eBay für Domains". Etwa drei Prozent der bei Sedo gehandelten Länder-Top-Level-Domains (TLDs) sind .at-Domains.
Werterhöhung von .at-Domains
Die .at-Domains, die bei Sedo gehandelt wurden, konnten 2009 im Schnitt um 1.541 Euro verkauft werden. Der Wert der Domains mit dem österreichischen Länderkürzel stieg im letzten Jahr um satte 42 Prozent. "Der Wert hat sich gegenüber dem Vorjahr um 459 Euro erhöht", verkündet Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domainverwaltungs- und Registrierungsstelle Nic.at.
Matthias Meyer-Schönherr von Sedo hatte für dieses Wertwachstum zwei Erklärungen parat: ".at-Domains vermitteln einen seriösen Eindruck." Zudem gebe es eine Knappheit an Domains im deutschsprachigen Markt, somit würden auch immer mehr Personen aus Deutschland auf die österreichische Länderdomain ausweichen. Die Schweizer Länderdomain .ch sei dagegen nicht so beliebt.
Deutsche begehren .at-Domains
Zwei Drittel der .at-Domains liegen zwar in österreichischer Hand, ein Drittel der .at-Domains gehören allerdings bereits Unternehmen oder Staatsbürgern aus dem Ausland, 20 Prozent der Domains besitzen Personen aus Deutschland.
Für das Jahr 2010 erwartet sich Meyer-Schönherr allerdings wieder einen leichten Wertrückgang bei länderspezifischen TLDs. "Diese werden in ihrem Durchschnittswert ein wenig verlieren."
Pizzeria.at um 17.000 Euro verkauft
Die teuerste veröffentlichte österreichische Domain war im Vorjahr pizzeria.at, die um 17.000 Euro den Besitzer wechselte, gefolgt von seo.at (12.000 Euro) und Bücher.at (10.100 Euro). Myplace.at wechselte für 7.000 Euro den Besitzer, Webcamsex.at und Aktie.at für jeweils 6.000 Euro. Der zehnte Platz der teuersten, veröffentlichten österreichischen Domains, Mybrands.at, war seinem neuen Besitzer nur noch 2.000 Euro wert. Dabei handle es sich allerdings nur um Domains, die über die Auktionsplattform Sedo gehandelt wurden, erklärt Wein. Die Domain job.at wechselte vor ein paar Jahren beispielsweise um 408.000 Euro den Besitzer.
Im internationalen Vergleich liegen die .at-Domains jedoch nicht im Spitzenfeld. Die 2009 am teuersten gehandelte internationale Domain war fly.com, die um 1,6 Millionen US-Dollar verkauft wurde, gefolgt von russia.com (1,5 Millionen US-Dollar) und call.com (1,1 Millionen US-Dollar). Für .com-Domains wurden durchschnittlich 1.849 Euro bezahlt.
Eine-Million-Grenze in Reichweite
Doch nicht nur der Sekundärmarkt wächst stetig, auch die Zahl der Erstregistrierungen nimmt zu. "Der Markt für .at-Domains wächst stetig und relativ stabil", so Wein. Bis zum 1. April diesen Jahres wurden insgesamt 932.133 .at-Domains bei Nic.at registriert, darunter entfallen 22.845 allein auf das erste Quartal 2010. Bis zum Ende des Jahres will man die Eine-Million-Grenze durchbrechen, gibt sich Wein optimistisch.
Trotz eines Trends hin zum Einsatz von Fan-, Profil- und Markenseiten bei Sozialen Netzwerken wie Facebook glaubt Wein nicht, dass Unternehmen auf TLDs verzichten können. "Die Domain ist immer noch das Hauptmerkmal im Ranking bei den Suchmaschinen", erklärt Wein. "Auch wenn sich das Nutzerverhalten hier ändert, werden Domains nicht obsolet."
Mehr Neuregistrierungen von Privatpersonen
Derzeit teilt sich der Kuchen der registrierten .at-Domains zwischen Privatpersonen und Organisationen etwa gleich auf: 51 Prozent der Domains wurden von Organisationen registriert, 49 Prozent von Privatpersonen. Der Zuwachs im Bereich der Neuregistrierungen komme hier vor allem aus dem Privatbereich, erklärte Wein gegenüber ORF.at. "Auch für seinen eigenen Blog braucht man eine Domain, oder etwa, um eine personalisierte E-Mail-Adresse zu erhalten."
Neue TLDs "keine Gefahr"
Ab 2011 soll zudem die Registrierung von neuen, generischen TLDs wie .wien oder .bmw bei der ICANN (Internet corporation for Assigned Names and Numbers) möglich werden. Dieser Prozess verzögerte sich allerdings bereits mehrmals. Finale Entscheidungen über die Bedingungen für eine derartige Registrierung werden für den Sommer erwartet.
Nic.at sieht die bevorstehende Einführung der neuen TLDs gelassen. ".at wird weiterhin eine beliebte Marke sein, da ist noch viel Platz für regionale Domainnamen". Die Domains .wien, .salzburg, und .tirol seien bereits nachgefragt worden, so Wein.