D: Digitale Dividende unter dem Hammer
Von der Außenwelt (fast) völlig isolierte Teams von T-Mobile, Vodafone, O2 (Telefonica) und E-Plus zocken ab Montag in Mainz um 360 MHz Bandbreite in gleich vier Bändern. Erstmals versteigert werden Frequenzen für den UMTS-Nachfolger LTE sowie die ehemaligen analogen TV-Frequenzen. Mindestgebot für zweimal fünf MHz sind 2,5 Millionen Euro.
Zehn Jahre nach der milliardenschweren Versteigerung der UMTS-Frequenzen startet in Deutschland eine Auktion, in der eine rekordverdächtige Bandbreite von insgesamt 360 Megahertz unter den Hammer kommt.
Im GSM-Band 1,8 GHz sind insgesamt 50 MHz zu vergeben, etwa 60 sind für UMTS vorgesehen (zwei GHz), so richtig spannend aber wird es bei der Auktion der völlig neu vergebenen Bänder.
190 MHz insgesamt stehen für den UMTS-Nachfolger LTE (Long Term Evolution, 2,6 GHz) zur Verfügung, die Höhe der Einsätze der vier Bieter T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 wird Indizien dafür liefern, wie ernst es wem mit dem raschen Ausbau des schnellen, mobilen Internet-Zugangs ist.
Digitale Dividende
Ganz besonders spannend aber wird es im vierten Lot der Auktion, denn erstmals werden Bänder aus der digitalen Dividende versteigert, die durch die Umstellung des terrestrischen Fernsehens auf Digitalbetrieb "frei" geworden sind.
Wenn auch die digitalen TV-Kanäle im unteren Teil des TV-Spektrums dicht aneinandergepackt weit weniger Bandbreite beanspruchen als die vormalige Analogtechnik, so sind von der Seebühne in Bregenz über Theater, Veranstaltungshallen und Open-Air-Konzerte auch Sportevents und Musikstudios betroffen - eben alle, die auf Funkmikrofone angewiesen sind. Diese sind bisher im selben Spektrum einquartiert, werden aber zwischen DVB-T im unteren Bereich und Mobilfunkern immer mehr eingeschränkt.
Der Stand in Österreich
Die Telekomregulierungsbehörde RTR hat Ende Dezember eine Studie in Auftrag gegeben, um die Nutzungsmöglichkeiten für die digitale Dividende in Österreich aus volkswirtschaftlicher Sicht bewertet. Die Studie soll in diesen Wochen fertig werden.
Die 60 MHz UHF-Bandbreite (zwischen 790 und 862 MHz), die von den Mobilfunkern ersteigert werden, liegen unterhalb des seit 20 Jahren mit GSM-900 bespielten Bands, so dass den Funk betreffend in etwa die gleichen Ausbreitungsbedingungen gegeben sind. Man benötigt also praktisch keine neuen Masten, um hier etwas ganz anderes als GSM-900 zu spielen - nämlich HSPA-gedoptes UMTS.
Gerade im urbanen Raum hat diese vergleichsweise niedrige Frequenz für UMTS- und LTE-Datenfunk einen immensen Vorteil: Die Funkwellen dringen weitaus tiefer in Gebäude ein, deutlich höherfrequente Wellen - LTE wird auf 2,6 GHz gefunkt - werden von verglasten Häuserfronten, Stahlbetonbauten usw. hervorragend reflektiert.
Auf dem "flachen Land" lässt sich andererseits bestehende GSM-Infrastruktur mit UMTS-Breitbandtechnologie ausbauen. Standort und Strom sind ja vorhanden.
Die Erwartungen
Allgemein erwartet wird ein intensiver Wettbewerb bei der Auktion, über deren Ausgang nur eines sicher ist: Die 50 Milliarden Euro der auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase erfolgten UMTS-Versteigerung im Jahr 2000 werden bei weitem nicht erreicht werden.
Die Versteigerung beginnt um 13.00 Uhr und läuft bis 18.00 Uhr, am Dienstag geht es bereits um 8.00 Uhr weiter.
Der Ablauf der Versteigerung lässt sich auf der Website der deutschen Bundesnetzagentur mitverfolgen. Die PowerPoint-Präsentation detailliert das hochstrukturierte Prozedere.
D?e vier Teams der Mobilfunker (mindestens je zwei Personen) sitzen in separaten Räumen, die über einen Auktions-PC zur Abgabe der Gebote verfügen sowie ein Telefon, "das Verbindungen ausschließlich zum Auktionator, und ein weiteres Telefon sowie ein Faxgerät, das Verbindungen ausschließlich zu den Entscheidungsträgern der als Bieter zugelassenen Unternehmen ermöglicht".
Das Mindestgebot liegt bei 2,5 Millionen Euro für zweimal fünf MHz, die Software lässt abgestufte Schritte von 10.000 bis 500.000 Euro zu.
(futurezone/Erich Moechel)