Stichtag für den eTel-Deal
In 14 Tagen wird sich die Wettbewerbsbehörde zur geplanten Übernahme des viertgrößten österreichischen Telekom-Betreibers eTel durch Marktführer Telekom Austria äußern. Wettbewerber können noch bis Dienstag Stellungnahmen abgeben.
Am Dienstag endet die Frist, innerhalb der Stellungnahmen - etwa von Mitbewerbern - zur geplanten Übernahme der eTel Group durch die Telekom Austria bei der Bundeswettbewerbsbehörde [BWB] abgegeben werden können.
Laut Auskunft der BWB ist man bereits mit der Prüfung des Übernahme beschäftigt, innerhalb der nächsten 14 Tage wird es eine Entscheidung geben.
In der Branche geht man davon aus, dass diese Entscheidung eine "Tiefenprüfung" sein wird, wenn sich eine "Amtspartei" - also eine der beteiligten Behörden - findet, die einen Antrag dafür stellt.
Die Standpunkte variieren
BWB-Leiter Walter Barfuß hatte einen Tag nach Bekanntwerden der Übernahme bereits erklärt, der geplante Deal sei "sicher keine Sache, die von vornherein durchgewunken wird".
Während TA-Vorstand Rudolf Fischer davon ausgeht, dass die Übernahme ohne Auflagen ablaufen wird, sehen die Mitwerber das naturgemäß ganz anders.
Puzzlestein, verschlechtert
Die geplante Übernahme der Nummer vier auf dem österreichischen Telekom-Markt durch den haushohen Marktführer sei "nur ein weiterer Puzzlestein in einem Bild verschlechterter Rahmenbedingungen für den Wettbewerb im Telekom-Sktor" sagt Jan Engelberger, Geschäftsführer des Verbands alternativer Telekombetreiber [VAT].
Das stetige Zurückfallen Österreichs in den internationalen IKT-Rankings der Breitbandpenetration habe wohl auch die Entscheidung der internationalen Investoren beeinflusst, eTel zu verkaufen, meint Engelberger. Man habe das erklärte Ziel, in den Anschlussbereich vorzudringen, wo die TA über 95 Prozent des Markts verfüge und andere Ziele nicht erreichen könne.
Rückfall im Ranking
Die im Dezember veröffentlichte Studie des Wettbewerberverbandes ECTA [European Competitive Telecommunications Association] sieht Österreich bei Wettbewerb und Regulierung im hinteren Mittelfeld.
Der heimische Markt ist von Platz vier im Vorjahr auf den elften von 17 Plätzen abgerutscht. Besonders verbesserungswürdig wurde Österreichs Regulierungspolitik bei den Durchsetzungs- und Sanktionierungsmöglichkeiten der Regulierungsbehörde [Platz 16] sowie bei ihrer Unabhängigkeit [Platz 14] beurteilt.
Finanzkraft ja, aber
An Finanzkraft hat es der eTel Group jedenfalls nicht gemangelt: Dresdner Kleinwort Capital als Hauptinvestor, zwei New Yorker Equity- bzw. Investment-Fonds [Argus Capital Partners, Greenhill Capital Partners] und Intel Capital, der Venture-Fonds des Chipgiganten.
Warum sich die Investoren entschlossen, bei Jahresumsätzen von zuletzt 135 Millionen Euro auszusteigen, nachdem sie keine neun Monate zuvor noch 30 Millionen in die Übernahme der EUnet investiert hatten - die Kaufsumme von 90 Mio. Euro war es wohl kaum.
Wachstumsraten zu niedrig?
Die Venture-Kapitalisten trauten eTel offenbar nicht mehr zu, in absehbarer Zeit die vorgegebenen Wachstumsraten zu erreichen, einen besonderen Schnitt können sie mit dem Verkauf nicht gemacht haben.
Noch vor der EUnet-Übernahme hatte eTel über die Jahre eine ganze Reihe von Firmen aufgekauft. Von AT-Net über Nextra, MCN, RSL-Com, Tera Com bis European Telecom usw. usw. ist ein ganz großer Teil der Firmen-Frühgeschichte des österreichischen Internets und der Telekom-Liberalisierung in der eTel agglomeriert.
Mohikaner Silver Server
Nachdem Inode mittlerweile in der UPC-Telekabel aufgegangen ist, bleibt Silver Server quasi als letzter Mohikaner aus der frühen Providerszene auf dem Markt übrig. Geschäftsführer Oskar Obereder kann sich nicht vorstellen, dass die Wettbewerbsbehörde dem Deal ohne Auflagen zustimmt.
Wenn man gestatte, dass die mächtige Telekom Austria ihre Mitbewerber sukzessive vom Markt kaufen dürfe, dann könnten die Ziele der Liberalisierung nicht mehr eingehalten werden. Mit nachhaltigem Wettbewerb sei es dann vorbei, wenn etwa die TA die zahlreichen von eTel quer durch Österreich entbündelten Kollokationen in TA-Wählämter wieder übernehme.
Zeitsprung Richtung 1997
"Wenn sich ein Betreiber mit der Marktmacht der Telekom ein alternatives Outlet leisten darf und so den Wettbewerb nach Belieben steuern kann", heißt es von Obereder, dann könnten auch alle Auflagenbescheide des Regulators unterlaufen werden.
Sollte dem Zusammenschluss ohne Auflagen zugestimmt werden, erwartet Obereder "einen Zeitsprung ins Jahr 1997 und eine beginnende Re-Monopolisierung des Geschäftsfeldes".
(futurezone | Erich Moechel)