Erste Reaktionen auf Frequenzvergabe
Österreichs Mobilfunkbetreiber sind naturgemäß erfreut über den Zuschlag der "digitalen Dividende" und sichern ihre Teilnahme an der Versteigerung zu. Die Gegner der Telekombranche im Tauziehen um die frei gewordenen Frequenzen reagieren auf die von der Regierung angekündigte Vergabe erwartungsgemäß enttäuscht.
Orange: "Investitions- und Planungssicherheit"
"Es war dringend notwendig, eine rasche politische Entscheidung über die Nutzung dieser freien 800er-Frequenzen zu treffen, um den Mobilfunkunternehmen Investitions- und Planungssicherheit zu geben und die Breitbrandzukunft in Österreich zu sichern", begrüßte Orange-Sprecherin Petra Jakob die Entscheidung gegenüber ORF.at. Orange werde sich auf jeden Fall an der Versteigerung beteiligen.
"3": "Guter Dinge, dass es rascher geht"
Auch "3"-Geschäftsführer Berthold Thoma sieht in dem Zuschlag "aus volkswirtschaftlicher Sicht die einzig mögliche Entscheidung". Zum Zeitpunkt der Versteigerung erklärt Thoma gegenübr ORF.at: "Ursprünglich war von 2015 die Rede, heute von 2012. Wir sind guter Dinge, dass es noch etwas rascher gehen könnte. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass wir von unserem Eigentümer grünes Licht bekommen werden, um bei der digitalen Dividende mitzubieten."
A1: "Begrüßen Entscheidung"
"Die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit breitbandigen Internet-Verbindungen ist eine der wichtigsten Aufgaben, den Standort Österreich nachhaltig zu stärken. In Europa geht der Trend ganz klar in die Richtung, das Frequenzband der digitalen Dividende dem Mobilfunk zu widmen. Wir begrüßen daher die aktuellen Aussagen von Frau Bundesministerin Bures," so Hannes Ametsreiter, Generaldirektor mobilkom austria und Telekom Austria. Zur Teilnahme an der Auktion will sich Ametsreiter erst äußern, wenn die Ausschreibungsbedingungen bekannt sind.
T-Mobile: "Nur erster Schritt"
"Mit dieser Entscheidung wurde ein wichtiger Grundstein für die Einführung von mobilem Breitband der nächsten Generation gelegt", stellt Robert Chvatal, Vorsitzender der Geschäftsführung T-Mobile Austria fest. Mit dem Frequenzspektrum von 790-862 MHz könne mit mobilem Breitband der ländliche Raum schneller und effizienter erschlossen werden. T-Mobile werde selbstverständlich um die Frequenzen mitbieten.
Gleichzeitig sei die Entscheidung nur ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden Frequenzlösung, die Österreich für die Absicherung der Mobilkommunikation für die Zukunft benötigt. "Nun ist es wichtig, dass die nächsten Schritte so schnell wie möglich gesetzt werden. Wir brauchen eine zeitnahe Versteigerung der Digitalen Dividende und die Öffnung und Verlängerung der derzeit für den GSM-Standard verwendeten Frequenzen", so Chvatal weiter.
ORS-Sprecher kritisiert "voreilige Entscheidung"
Der Sprecher der Allianz aus Kabelnetzbetreibern, Konzertveranstaltern und TV-Firmen, Michael Weber, kritisierte "eine voreilige Entscheidung, untermauert mit einer zweifelhaften Studie".
Weber befürchtet einen Millionenschaden für Kabelnetzbetreiber und Konzertverstanstalter. Er verweist auf Befürchtungen, wonach die Funkmikrofone bei Konzerten und die Kabelnetze (bzw. die Empfangsboxen der Kunden) durch die neuen Handyfrequenzen gestört werden könnten. Offenbar habe sich die Regierung entschieden, "zuerst die Entscheidung zu treffen und dann den Schaden zu präsentieren", so Weber.
Über das weitere Vorgehen werde man am Freitag beraten. "Es kann einen Kompromiss geben im Sinne des TV- und Festspielkunden", so Weber. Möglich wären etwa Abschlagszahlungen für nötige Investitionen.
ÖVP fordert rasche Ausschreibung
Die ÖVP, die zuletzt Druck für eine Vergabe an die Mobilfunkbetreiber gemacht hatte, ist dagegen zufrieden. ÖVP-Telekomsprecherin Karin Hakl forderte eine möglichst rasche Ausschreibung der Frequenzen.
Eine "Umrüstungsunterstützung" für die Betreiber von Funkmikrofonen und Richtfunkanalgen hält auch Hakl für möglich. Darüber seien nun rasche Gespräche nötig. Sie forderte außerdem eine möglichst rasche Ausschreibung der neuen Frequenzen. "Kein Mensch braucht zwei Jahre, um das vorzubereiten", kritisierte die ÖVP-Abgeordnete die Ankündigung von Infrastrukturministerium und Kanzleramt, die Vergabe frühestens Ende 2011 zu starten. Mit der Grundsatzentscheidung sei sie aber zufrieden, auch wenn es bis dahin sehr lange gedauert habe.
SPÖ lobt Vorgehen
Lob für das Vorgehen der SPÖ-geführten Ministerien kam vom roten Technologiesprecher Kurt Gartlehner. Er erwartet sich eine "flächendeckende Versorgung mit Breitbandtechnologie". Gleichzeitig müssten auch die Interessen anderer Frequenznutzer (z. B. Funkmikrofone und Hörgeräte) berücksichtigt werden.
FMK: "Umrüstungszahlungen aus Auktionserlös"
Es sei "in jedem Fall die richtige Entscheidung", so auch Forum-Mobilkommunikation-Präsident und Orange-Chef Michael Krammer. Er rechnet mit einer Ausschreibung der Frequenzen noch im Jahr 2011. "Nebenthemen" wie die Störpotenziale der neuen Handyfrequenzen für Funkmikrofone und TV-Kabelnetze könne man bis dahin klären.
Einen Beitrag der Mobilfunkunternehmen zur Umrüstung etwa der Funkmikrofone von Konzertveranstaltern schließt Krammer allerdings aus und plädiert dafür, diese Zahlungen mit den Erlösen des Staates aus der Frequenzversteigerung zu finanzieren. "Ein Teil der Erlöse kann aus meiner Sicht dafür verwendet werden, diese Probleme zu lösen. Darüber hinaus sehe ich keine Notwendigkeit, da wird genug Geld hereinkommen", lehnt Krammer eine weitergehende Beteiligung der Telekom-Branche ab.
(futurezone/APA)