Neue Chefs und neuer Ärger

15.01.2007

Die österreichische Siemens PSE ist nun der neuen Siemens-Sparte SIS unterstellt. Der Streit über die Ausgliederung von 200 Telefonanlagenspezialisten spitzt sich unterdessen zu.

Im deutschen Siemens-Konzern hat am Montag die neue Sparte IT Solutions and Services [SIS] offiziell ihre Tätigkeit aufgenommen. In dem Bereich bündelt Siemens fünf IT- und Software-Häuser mit 43.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro, teilte der Münchner Konzern mit. Ein Zehntel der Mitarbeiter sitzt in Österreich.

Eines der fünf betroffenen Unternehmen, die in der SIS zusammengefasst werden, ist die bisherige Siemens-Österreich-Tochter PSE [Program and System Engineering], die seit Montag nicht mehr an Wien, sondern an den Münchner Mutterkonzern berichtet, wie Siemens-Österreich-Sprecher Harald Stockbauer bestätigte.

3.000 Mitarbeiter in Österreich

Die PSE beschäftigt insgesamt 7.000 Mitarbeiter in sieben Ländern, rund 3.000 davon in Österreich, und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2005/06 einen Umsatz von 571 Mio. Euro. Zusätzlich sind in Österreich 1.300 Mitarbeiter der Siemens Business Services [SBS] betroffen, die ebenfalls in den neuen Bereich integriert wird.

Vorsitzender der neuen Sparte Siemens-SIS wird der bisherige Chef des krisengeschüttelten IT-Segments SBS, der 46-jährige Christoph Kollatz. Ab April 2007 werden die Geschäftszahlen der neuen Sparte in den Geschäftsberichten eigenständig ausgewiesen, teilte Siemens mit.

Betriebsversammlung bei PSE Österreich

In Österreich führte die Ausgliederung zuletzt zu Protesten. Der Betriebsrat der Programm- und Systementwicklung [PSE] berief vergangene Woche eine Betriebsversammlung für den 1. Februar ein, bei der ein Streikbeschluss gefasst werden könnte.

In dem Streit zwischen Unternehmen und Belegschaft geht es allerdings um den Teilbereich "Enterprise" der PSE, der bisher Software für Nebenstellenanlagen entwickelte. Dieser Bereich, in dem in Österreich 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, soll nach den Plänen des Münchner Mutterkonzerns in eine neue Tochtergesellschaft namens Siemens Enterprises Communications [SEC] abgespalten und verkauft werden.

Riskante Ausgliederung

Der Betriebsrat verlangt von Siemens ein Rückkehrrecht für die Beschäftigten, falls die Ausgliederung dieses Bereichs scheitern sollte.

Im Gespräch mit ORF.at bezeichnete Ataollah Samadani, Vorsitzender des Betriebsrats bei Siemens PSE Wien, das bisherige Angebot der Geschäftsleitung als unzureichend.

"Das, was die Firma [Siemens, Anm.] unter Auffanglösung versteht, ist eine zweimonatige Beschäftigung als Leiharbeitskraft mit einem schlechteren Kollektivvertrag", sagt Samadani, "und das auch nur dann, wenn die ausgegliederte 'Enterprise' Pleite macht oder mehr als 20 Prozent des Personals kündigen sollte. Dieses Angebot ist der beste Beweis dafür, dass Siemens die neue Firma für nicht überlebensfähig hält."

Am 30. Jänner wollen sich die drei Betriebsratsvorsitzenden der österreichischen PSE mit der hiesigen Siemens-Generaldirektorin Brigitte Ederer zu einem letzten Gespräch vor der Betriebsversammlung treffen.

(APA | futurezone)