Steve Jobs: Offener Brief gegen Adobes Flash
Apple-Chef Steve Jobs hat in einem offenen Brief, der am Donnerstag auf der Website seines Unternehmens veröffentlicht wurde, seine Abneigung gegen Adobe Flash erklärt. Flash sei "Absturzursache Nummer eins" auf Macs und eine Altlast der PC-Ära.
Flash ist auf dem Tablet-Rechner iPad nicht verfügbar, und Apple hatte kürzlich über eine Änderung in seinen Vorschriften für Entwickler Adobes neue Flash-Entwicklungsumgebung indirekt vom App Store ausgesperrt.
Adobe behaupte, dass Apples Geschäftsmodell geschlossen sei, während Flash dagegen offen sei, so Jobs, das sei aber nicht wahr. "Adobes Flash-Produkte sind zu 100 Prozent proprietär", so Jobs. Dass Flash weit verbreitet sei, mache es keineswegs zu einem offenen Produkt. Es sei vielmehr voll von Adobe kontrolliert.
Offene Standards
Auch Apple schreibe proprietäre Software, auch das OS des iPhone sei geschlossen, man engagiere sich jedoch auch in der Entwicklung offener Web-Standards wie HTML5, CSS und JavaScript. Apple, Google und andere Unternehmen würden Web-Designern dabei helfen, Grafik, Satz und Animationen mit der Hilfe freier Standards zu erstellen, ohne dabei auf Browser-Plug-ins von Drittanbietern zurückgreifen zu müssen.
Auch Adobes Behauptung, dass die Nutzer von Apples Mobilprodukten von Videoplattformen wie YouTube ausgesperrt seien, sei falsch. IPad & Co unterstützten das Videoformat H.264, womit alle YouTube-Inhalte über eine entsprechende App abrufbar seien.
"Absturzursache Nummer eins"
Das Argument, dass ohne Flash auch viele Spiele nicht auf Apples Mobilgeräten verfügbar seien, lässt Jobs zwar gelten, verweist aber gleichsam achselzuckend darauf, dass es im App Store über 50.000 Spiele und Unterhaltungsanwendungen gäbe, die ohne Flash funktionierten.
Jobs wirft Adobe vor, dass Flash unsicher sei. Flash sei bei Macs die "Absturzursache Nummer eins". Man habe versucht, mit Adobe die Probleme zu lösen, aber man sei über die Jahre nicht weitergekommen. Man wolle diese Probleme nun nicht auch auf die Mobilplattform weitertragen. Außerdem fresse Flash zu viele Ressourcen und sei auf Mobilgeräten zu langsam. Adobe habe es nicht geschafft, eine gute Mobilversion von Flash bereitzustellen, der Start sei mehrmals verschoben worden, so Jobs.
H.264 nativ statt in Flash
Flash führe auch zu höherem Energieverbrauch in Mobilgeräten. Apple bevorzuge H.264 ohne die Einbettung dieses Codecs in Flash, da über die Hardwareunterstützung in Mobilgeräten für H.264 viel Energie gespart werden könne. In Safari und Chrome könnten H.264-Videos ohne Zusatzsoftware abgespielt werden. Flash sei auch nicht gut für den Einsatz mit Apples Multitouch-Systemen geeignet, so Jobs.
Der wichtigste Grund gegen den Einsatz von Flash sei allerdings, dass Apple es nicht erlauben werde, dass ein Drittanbieter eine Schicht zwischen der eigenen Plattform und den Endanwender legen könne. Dies führe dazu, dass schlechte Anwendungen entwickelt werden würden. Jobs: "Wenn Entwickler von den Werkzeugen von Drittanbietern abhängig werden, können sie von den Vorteilen einer Plattform nur dann Gebrauch machen, wenn der Drittanbieter sich auch dazu entschließt, dies zu tun. Wir können nicht von der Gnade eines Fremdanbieters abhängig sein."
Cross-Platform als Hindernis
Gerade dass Adobe Flash als Cross-Platform-Werkzeug anbiete, führe dazu, dass Neuerungen seitens Apple nicht schnell genug in die Entwicklungswerkzeuge übernommen würden. Es liege nicht in Adobes Interesse, dass die Entwickler die besten Apps für das iPhone schreiben. In der Vergangenheit habe Adobe Änderungen an Apples Plattform nur sehr langsam angenommen.
Flash, so schließt Jobs, sei ein System, das für die PC-Ära konzipiert worden sei. Er verstehe, dass Adobe es nun auch auf die Mobilplattformen portieren wolle. Aber dafür sei das System aus den oben angeführten Gründen heraus nicht geeignet. "Neue offene Standards wie HTML5 werden im Mobilzeitalter gewinnen (und auch auf PCs)", so Jobs. Adobe solle sich darauf konzentrieren, gute Entwicklungswerkzeuge für HTML5 zu schreiben, anstatt Apple zu kritisieren.