Debatte über freie Videocodecs
Laut einer im Netz kolportierten E-Mail von Apple-Chef Steve Jobs drohen Ogg Theora und anderen freien Videocodecs Patentstreitigkeiten. Die hinter Ogg Theora stehende Xiph-Foundation sieht noch keinen Anlass zur Sorge.
Laut Hugo Roy, Mitarbeiter der Free Software Foundation Europe, hat Jobs in einer an ihn gerichteten E-Mail über bevorstehende Patentklagen gegen Open-Source-Videocodecs wie Ogg Theora berichtet. Alle Videocodecs seien patentrechtlich geschützt, soll Jobs an Roy geschrieben haben. Dass manche Codecs unter Open Source firmierten, bedeute nicht, dass damit keine Patente verletzt würden.
Vorgehen gegen freie Codecs angekündigt
Eine Patentgemeinschaft würde schon bald gegen Theora und andere Open-Source-Codecs vorgehen, so der Apple-Chef laut der von Roy im Netz veröffentlichten E-Mail, deren Echtheit von Apple bisher nicht bestätigt wurde.
Roy hatte zuvor in einer Reaktion auf Jobs' am Donnerstag veröffentlichten offenen Brief gegen Adobes Flash in einer Mail an den Apple-Chef die Offenheit der Webvideostrategie Apples infrage gestellt. Der von Apple unterstützte Videocodec H.264 sei mit Patenten geschützt, kritisierte Roy.
Microsoft: Rechtssituation bei freien Codecs unklar
Ebenfalls am Donnerstag meldete sich auch der bei Microsoft für den Internet Explorer zuständige Manager Dean Hachamovitch in der Debatte über die Zukunft der Webvideos mit einem Blog-Posting zu Wort.
Hachamovitch bekräftigte Microsofts Unterstützung von HTML5 und schrieb, dass die nächste Generation des Internet Explorer ausschließlich auf den Videocodec H.264 setzen werde. Während die Rechte an H.264 über das Unternehmen MPEG LA leicht erworben werden könnten, sei die Rechtssituation anderer Codecs weniger klar, so der Microsoft-Manager. Auf Anfrage des US-Technologieportals CNet wollte Microsoft zu möglichen patentrechtlichen Ansprüchen gegenüber freien Codecs nicht Stellung nehmen.
Sowohl Apple als auch Microsoft haben Patente in den von MPEG LA verwalteten Patentpool zu AVC/H.264 eingebracht.
"Seit Jahren Patentdrohungen"
Christopher "Monty" Montgomery, Gründer der Xiph Foundation, die hinter Ogg Theora steht, verwies laut Slashdot darauf, dass es seit Jahren Patentdrohungen gegen freie Codecs von MPEG-LA-Mitgliedern gebe. "Vielleicht wird es ja diesmal was", wird Montgomery zitiert. Noch sei es nicht so weit, er mache sich noch keine Sorgen.
MPEG LA vertrete seit geraumer Zeit die Meinung, dass es nicht möglich sei, freie Videocodecs zu programmieren, ohne die Patente des Konsortiums zu verletzen, und behaupte damit quasi ein Monopol bei Videokompressionstechnologien, so Montgomery weiter. Sollte Jobs' E-Mail echt sein, wiederhole er damit mit in ungewohnt klarer Sprache die Position von MPEG LA.
Mozilla und Opera halten an Ogg Theora fest
Ein Mozilla-Sprecher verwies gegenüber CNet darauf, dass es im öffentlichen Interesse sei, dass für HTML5 offene und lizenzfreie Codecs verfügbar sein müssten, und bekräftigte das Festhalten Mozillas an Ogg Theora. Auch Operas Technikchef Hakon Wium Lie betonte in einer Stellungnahme gegenüber CNet die Wichtigkeit lizenzfreier Codecs für das offene Web. Opera unterstützt ebenso wie Mozilla bei HTML5 den Open-Source-Codec Ogg Theora.