TA mit weniger Umsatz und Gewinn

ZAHLEN
12.05.2010

Die teilstaatliche Telekom Austria (TA) hat im ersten Quartal 2010 einen deutlichen Ergebnis- und Umsatzückgang verzeichnet. Wachstumschancen sieht TA-Chef Hannes Ametsreiter vor allem auf dem osteuropäischen Markt für mobile Breitbandanwendungen.

Das Betriebsergebnis (EBIT) reduzierte sich um 7,7 Prozent auf 166,3 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) gab um 6,4 Prozent auf 425,9 Mio. Euro nach. Der Umsatz verringerte sich um 5,9 Prozent auf 1,126 Mrd. Euro.

Einen Zuwachs gab es hingegen beim Nettoüberschuss (plus 6,9 Prozent) und beim Gewinn je Aktie von 0,21 Euro (6,7 Prozent). Dies teilte die Telekom am Mittwochmorgen ad hoc mit. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2010 wurde bestätigt - allerdings "ohne Berücksichtigung der Zusammenlegung der heimischen Geschäftstätigkeiten". Die Telekom fusioniert gerade ihren Festnetz- mit dem Mobilfunkbereich um besser Bündelprodukte anbieten zu können und Kosten zu sparen.

Der Marktführer bei Festnetztelefonie, Mobilfunk und Internet verwies heute auf die "Stabilisierung der Kundenbasis im Segment Festnetz mit einem Rückgang der Anschlüsse um nur 0,8 Prozent" und auf das Kundenwachstum im Mobilfunk um 6 Prozent auf 19,0 Mio. Kunden. Der Umsatzrückgang sei vor allem auf geringere Erlöse aus dem Heimmarkt sowie bei der Mobilfunktochter in Bulgarien zurück zu führen. Das Betriebsergebnis im Festnetz gab um 12,2 Prozent nach. Im Mobilfunk gab es ein Minus von 7,5 Prozent.

Dividendenuntergrenze bestätigt

Des weiteren betonte die Telekom den Anstieg des Free Cashflow um beinahe 26 Prozent auf 165,7 Mio. Euro. Die Dividendenuntergrenze für 2010 bis 2012 von 75 Cent je Aktie wurde bestätigt. Weiterhin gelte es, die Kostenstruktur zu überprüfen, hieß es. Für das Geschäftsjahr 2010 werden Umsatzerlöse in der Höhe von rund 4,7 Mrd. Euro erwartet. Unter Berücksichtigung der Kostensenkungsmaßnahmen sollte sich das EBITDA auf rund 1,6 Mrd. Euro belaufen.

Die Telekom, an der der Staat noch rund 27 Prozent hält, hatte im Gesamtjahr 2009 einen Umsatzrückgang von 7,1 Prozent auf 4,802 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss drehte von minus 48,8 auf plus 94,9 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis gab bereinigt um 7,6 Prozent nach.

Zum Jahresende 2009 hatte die Telekom 16.573 Mitarbeiter. Von den rund 10.000 Festnetz-Beschäftigten waren 887 Personen dienstfrei gestellt. Der Personalstand sank im 1. Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres insgesamt um 152 Personen, im Segment Festnetz wurde die Anzahl um 274 reduziert.

Wachstumsmarkt Osteuropa

Telekom Austria-Chef Hannes Ametsreiter sieht vor allem im Ausbau von mobilem Breitband in den Ländern von Ost- und Südosteuropa einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung des Wirtschaftswachstums. So könnte es eine Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts in diesen Staaten um ein Prozent geben. Ametsreiter drängte bei seinem Besuch in Brüssel darauf, die digitale Kluft zwischen Westeuropa und Südosteuropa zu verkleinern. So sollen zur Schaffung einer umfassenden "Digitalen Agenda" unter anderem Hindernisse zur Entwicklung der Telekommunikation, mobilem Internet und innovativem digitalem Service abgeschafft werden.

Als Beispiel nannte Ametsreiter dabei negative Steuern, die es beispielsweise in Kroatien und Serbien geben. In Kroatien liege die Steuer auf mobile Kommunikation bei sechs Prozent, in Serbien bei fünf Prozent. Der TA-Chef präsentierte Dienstagabend in Brüssel eine Studie über die Auswirkungen auf das Breitband in Ost- und Südosteuropa. Bei einem Vergleich sehe man, dass die Breitband-Rate pro Kopf in Westeuropa im Durchschnitt bei 27,6 Prozent liege, jene im Osten bei nur 11,6 Prozent. Wobei es wiederum deutlich unterschiedliche Entwicklungen innerhalb der Regionen gebe. So liege die Quote in Slowenien bei 23,5 Prozent, in Serbien nur bei 6,9 Prozent.

Österreich im Spitzenfeld

Nehme man nur das mobile Breitband, liege Österreich in der gesamten EU-27 mit 13,0 Prozent an der Spitze. Dem stünden Kroatien mit 3,25 Prozent, Slowenien mit 2,5 und Bulgarien mit nur 1,0 Prozent gegenüber. Die Studie habe auch gezeigt, dass es keine direkte Abhängigkeit des Breitband-Ausbaus mit der Höhe des Einkommens gebe. Die Einkommensschere zwischen West- und Osteuropa sei in den letzten Jahren gesunken, dagegen weite sich die Breitband-Kluft aus.

Die Telekom-Austria-Gruppe ist Österreichs führender Mobilfunkanbieter. In Ost- und Südosteuropa, wo die Telekom ebenfalls eine führende Rolle einnimmt, wurden bisher 4,15 Milliarden Euro investiert. Die aktuelle Krise um den Euro und allfällige Sparmaßnahmen sieht Ametsreiter nicht als Hindernis für den weiteren Breitband-Ausbau. "Wir tragen die Investitionen selbst. Haushaltsdefizite in den Ländern, in denen wir operieren, beeinflussen unsere Investitionen nicht".

Mobilfunk ersetzt Festnetz

"Die Ergebnisse des ersten Quartals 2010 zeigen, dass die ergriffenen Maßnahmen in den Segmenten Festnetz und Mobilkommunikation bereits zu spürbaren Resultaten geführt haben und sowohl dem Wettbewerbsdruck als auch einem herausfordernden Marktumfeld erfolgreich entgegenwirken konnten", so Ametsreiter

Das Gesamtjahr 2010 werde durch "die anhaltende Substitution der Festnetztelefonie durch die Mobilkommunikation in Österreich, den weiteren Preisdruck in allen wichtigen Märkten der Gruppe sowie die Auswirkungen der regulierungsbedingten Reduktion der Roaming-Tarife und der Zusammenschaltungsentgelte in Österreich, Bulgarien, Kroatien und Slowenien" geprägt sein.

Ausblick auf das Gesamtjahr

Unter Berücksichtigung von Kostensenkungsmaßnahmen sollte sich das EBITDA auf rund 1,6 Mrd. Euro einpendeln. Der primäre Fokus des Managements liege nach wie vor auf dem operativen Free Cashflow, der sich auf rund 800 Mio. Euro belaufen wird, hieß es.

Das Segment Festnetz konnte von Jänner bis März 2010 den Anschlussrückgang auf 3.200 Anschlüsse gegenüber einem Rückgang von 8.000 Anschlüssen im Vergleichszeitraum des Vorjahres mehr als halbieren. Der durchschnittlichen Erlöse pro Festnetzanschluss (ARPL) verringerte sich um 3,9 Prozent auf 34,3 Euro.

Die Gesamtanzahl der Kunden im Mobilfunkbereich wuchs per 31. März 2010 um 6 Prozent auf 19 Mio. Kunden. Die Umsatzerlöse fielen um 7,1 Prozent auf 734,2 Mio. Euro. In Österreich liege der Marktanteil der mobilkom mustria weiterhin stabil bei 42 Prozent. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunden (ARPU) verringerte sich um 12,9 Prozent auf 22,2 Euro.

(APA)