IPhone-Affäre: Apple machte Druck auf Polizei
Ein US-Gericht hat Gerichtsdokumente über die Hausdurchsuchung und Beschlagnahme von Computern bei einem Journalisten nach der Veröffentlichung von Berichten über einen abhandengekommenen iPhone-Prototyp veröffentlicht. US-Bürgerrechtler sehen sich in ihrer Kritik an dem Vorgehen bestätigt. Apple übte laut den Unterlagen Druck auf die Polizei aus.
Apple habe einen Tag nach der Veröffentlichung von Berichten über einen verloren gegangenen iPhone-Prototyp durch das US-Blog Gizmodo auf Untersuchungen durch die Polizei gedrängt. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, die am Freitag vom zuständigen Bezirksgericht im kalifornischen San Mateo County veröffentlicht wurden.
Im Zuge der Ermittlungen war es auch zu einer Hausdurchsuchung und zur Beschlagnahme von Geräten beim Gizmodo-Journalisten Jason Chen gekommen. US-Bürgerrechtler und zahlreiche US-Medienunternehmen hatten die Razzia und die Beschlagnahme des Computers als ungerechtfertigt kritisiert.
Da die Wohnung des Journalisten auch sein Arbeitsplatz sei und deshalb als Redaktionsraum gelten könne, seien die Hausdurchsuchung und die Beschlagnahme von Geräten illegal erfolgt, kritisierten sie. Sie forderten die Veröffentlichung der Gerichtsunterlagen, um zu erfahren, aufgrund welcher Anschuldigungen die Polizei die Wohnung durchsuchte. Am Freitag kam das Gericht der Aufforderung schließlich nach.
"Keine rechtliche Basis für Hausdurchsuchung"
Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) sieht sich nach der Veröffentlichung der Unterlagen in ihrer Kritik bestätigt. Es habe keine rechtliche Basis für die Hausdurchsuchung gegeben, schrieb EFF-Anwalt Matt Zimmermann.
In dem Durchsuchungsbefehl würden Chen die Übernahme gestohlener Güter, Diebstahl und die bösartige Beschädigung des Eigentums anderer vorgeworden. Ob Chen in diesen Punkten schuldig gesprochen werde, bleibe abzuwarten. Die Beschlagnahme seines Arbeitsgeräts sei dadurch jedenfalls nicht gerechtfertigt, so der EFF-Anwalt.
Das Gadget-Blog hatte am 19. April ausführlich in Wort und Bild über einen iPhone-Prototyp berichtet, den ein Apple-Mitarbeiter zuvor in einem Restaurant verloren hatte. Der Finder hatte das Gerät Gizmodo für 5.000 Dollar überlassen.
"Wirtschaftlicher Schaden"
Ein Apple-Anwalt soll laut den Gerichtsunterlagen gegenüber der Polizei darauf verwiesen haben, dass die Berichte des US-Blogs über den abhandengekommenen iPhone-Prototyp dem Unternehmen enormen wirtschaftlichen Schaden zugefügt hätten. Potenzielle Käufer des Smartphones könnten sich durch die Berichte entschlossen haben, auf die nächste Generation des Gerätes zu warten, anstatt derzeit erhältliche Modelle zu erwerben, so der Apple-Anwalt.
Laut den Gerichtsdokumenten soll Apple-Chef Steve Jobs bei Gizmodo persönlich die Rückgabe des Prototyps verlangt haben. Ein Gizmodo-Redakteur habe jedoch auf einer schriftlichen Aufforderung durch Apple bestanden, um eine Bestätigung für die Echtheit des Prototyps vorweisen zu können.
(futurzeone)