Google öffnet Videocodec fürs Web
Wie erwartet hat Google auf seiner Entwicklerkonferenz I/O den Videocodec VP8 des kürzlich übernommenen Unternehmens On2 für die lizenzfreie Nutzung als Open Source geöffnet. Weiters stellte Google mit dem Chrome Web Store einen eigenen Web-Store für Browser-Anwendungen vor - ein klarer Angriff auf Apple.
VP8 wird gemeinsam mit dem ebenfalls lizenzfreien Audiocodec Ogg Vorbis im neuen Containerformat WebM angeboten. Für die Nutzung sind im Gegensatz etwa zu Flash keine Plug-ins notwendig, aber die passende Software. Für Anbieter von Inhalten in WebM fallen die Lizenzgebühren ebenso weg wie für die Entwickler - ein entscheidender Unterschied zum bisherigen patentbewehrten Videoformat H.264. Google hatte für die VP8-Entwicklerfirma On2 Technologies 124,6 Millionen Dollar gezahlt. Der Codec steht nun unter einer BSD-ähnlichen Lizenz.
Vic Gundotra, Googles Entwicklungschef, betonte während der Präsentation wiederholt die Wichtigkeit offener Standards wie HTML5 für die nachhaltige Entwicklung im Web. Das Web bestehe nun dank HTML5 nicht mehr nur aus Dokumenten, sondern aus zunehmend ausgefeilten Anwendungen.
Browser mit WebM-Unterstützung
Als eine der ersten Websites bietet Googles YouTube Videos in WebM an, die ersten Browser mit WebM-Unterstützung (Chromium, Mozilla und Opera) sind ebenfalls als Download verfügbar. Media-Player sollen folgen. Adobe kündigte bei der I/O-Konferenz an, WebM auch in Flash unterstützen zu wollen.
Mozilla-Sprecher Mike Shaver begrüßte die Veröffentlichung des WebM-Systems durch Google. Mozilla hat auch bereits die erste Entwicklerversion seines Browsers Firefox mit WebM-Unterstützung zum kostenlosen Download ins Netz gestellt. Auch Opera-CTO Hakon Wium Lie freute sich über Googles Beitrag zur offenen Kultur im Web.
Microsoft erklärte in einem Statement auf seinem Windows-Blog, dass der kommende Internet Explorer 9 neben dem proprietären H.264-Codec auch VP8 unterstützen werde - sofern der Codec auf dem Rechner installiert sei. Dean Hachamovitch, Microsofts General Manager für den Internet Explorer, äußerte aber erneut Bedenken wegen möglicher Patentdrohungen.
Eigener Web-Store für Anwendungen
Weiters kündigte Google in der Keynote am ersten Tag der Konferenz den Chrome Web Store für HTML5-Anwendungen an, mit Spielen wie "Plants vs. Zombies" und "Lego Star Wars", aber auch Medienanwendungen wie "Sports Illustrated", die alle im Browser laufen sollen - ein klarer Angriff auf Apples App Store.
Der Web-Store wird in Googles Browser Chrome und dem kommenden Betriebssystem Chrome OS funktionieren und mit HTML5-fähigen Browsern sowohl unter Windows als auch Mac verfügbar sein. Der Chrome Web Store soll noch 2010 öffnen und kostenpflichtige, aber auch kostenlose Anwendungen bieten.
Frei verfügbar ist nun auch Googles Wave: Bisher war für die Nutzung des Browser-basierten Chat- und Konferenzsystems eine Einladung nötig, ab sofort steht es unter Google Labs jedem zur Nutzung frei.
Web Toolkit und Cloud-Computing
VMware präsentierte bei der Konferenz eine Lösung, mit der Java-Entwickler schnell und einfach Code für HTML5-Anwendungen übersetzen können. Google unterstützt in seinen Cloud-Computing-Anwendungen künftig das Java-Framework Spring, und das neue VMware-Entwicklungswerkzeug Spring Roo nutzt das Google Web Toolkit, um schnell standardkonforme Browser-Anwendungen mit AJAX und HTML5 erstellen zu können.
Seine Cloud-Computing-Umgebung App Engine hat Google um ein Spezialangebot für Geschäftskunden erweitert. Die App Engine for Business ermöglicht es Business-Entwicklern, eine bessere Übersicht über die Anwendungen auf ihrer Site zu behalten. Auch das Zahlungsmodell für Geschäftskunden hat Google überarbeitet.