Österreicher für strengeren Datenschutz

UMFRAGE
24.05.2010

Die Österreicher wollen einen strengeren Datenschutz, nehmen es aber mit dem Schutz ihrer persönlichen Daten selbst nicht ganz so genau. Das geht aus einer jüngsten Umfrage des Instituts Oekonsult hervor.

Im Auftrag der APA wurden von Oekonsult vom 18. bis 23. Mai 1.097 Personen zu Datenschutzthemen befragt. Demnach wissen mehr als vier Fünftel (81,2 Prozent) der Befragten nicht genau, wer über ihre personenbezogenen Daten verfügt.

Mehr als drei Viertel (76,7 Prozent) machen ihrer eigenen Einschätzung nach nicht alles in ihrer Macht Stehende, um ihre Personendaten wirksam zu schützen.

Nur 17,5 Prozent glauben, dass keine fremde Person auf die gespeicherten Daten zugreifen kann, wenn das Handy oder der Computer abhandenkommen sollten.

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WLAN-Panne bringt Google in Verruf

Die Einstellung gegenüber dem Internet-Konzern Google verschlechterte sich bei 90,3 Prozent der Österreicher, nachdem bekanntgeworden war, dass aus ungesicherten WLA-Netzen für Googles Street-View-Projekt Daten gesammelt wurden. Gleichzeitig ist es aber mehr als der Hälfte (54,9 Prozent) gleichgültig, wenn Google für die kostenlose Nutzung seiner Dienste möglichst viel ihrer Personen- und Verhaltensdaten sammelt.

Dass Soziale Netzwerke wie Facebook primär auf die Erlangung der Nutzerdaten zu kommerziellen Zwecken abzielen, ist mehr als vier Fünftel (82,1 Prozent) bewusst.

Gegen Nacktscanner und SWIFT

Fast drei Viertel (73,6 Prozent) der Befragten lehnen eine verpflichtende EU-weite Einführung von Nacktscannern für mehr Sicherheit im Flugverkehr und die Überwälzung der daraus resultierenden Kosten auf die Flugpassagiere ab.

Das SWIFT-Abkommen, das den USA zur Terrorbekämpfung weitgehenden Zugriff auf Daten von EU-Bankkunden geben soll, lehnen 77,2 Prozent ab. Einen einseitigen Datenfluss von der EU zu den USA darf es nach Ansicht von 89,9 Prozent der Befragten nicht geben. Dass sich das EU-Parlament mit Fragen des Datenschutzes beschäftigt, halten 92,7 Prozent für wichtig und notwendig.

Überwachung auf dem Arbeitsplatz

Nur ein Viertel der Österreicher (25,9 Prozent) ist sich ganz sicher, dass es an ihrem Arbeitsplatz keine Überwachung gibt. Wenn es um die Durchsetzung individuellen Datenschutzes gegenüber (Groß-)Unternehmen geht, halten 85 Prozent den einzelnen Bürger für ziemlich hilf- und machtlos.

Dementsprechend fordern 89,6 Prozent harte, wirksame und abschreckende Sanktionen gegen ein unrechtmäßiges Erlangen und Verwenden von Personendaten durch große Firmen.

Strafen "nicht zeitgemäß"

Die Strafbestimmungen und Strafrahmen für Datenschutzvergehen sind für 61,8 Prozent der Österreicher nicht ausreichend und zeitgemäß. Dementsprechend fordern auch mehr als drei Viertel (78,3 Prozent) vom Gesetzgeber, den Abstand zwischen den technischen Möglichkeiten der Internet-Kriminalität und den gesetzlichen Bestimmungen sowie der Kontrolle ihrer Einhaltung zu verringern.

Mehr als der Hälfte der Österreicher (57,7 Prozent) ist allerdings die ganze Datenschutzmaterie zu kompliziert, sie wollen sich gar nicht allzu sehr damit belasten.

Oekonsult-Chef Joshi Schillhab erkennt in den jüngsten Umfrageergebnissen einen klaren "Auftrag an Datenschutzverantwortliche bei Behörden, privatwirtschaftlichen Unternehmungen aber auch beim Gesetzgeber, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen".

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(APA)