Europäische Verwerter gegen YouTube
Der Dachverband der europäischen Verwertungsgesellschaften, BIEM, will konzertiert gegen Urheberrechtsverletzungen auf Online-Videoplattformen und Social-Networking-Sites vorgehen und will an den Erträgen der Online-Communitys mitschneiden.
Auf der Musikmesse MIDEM, die von 21. bis 25. Jänner dieses Jahres in Cannes stattfindet, wollen die im Dachverband BIEM [Bureau International de l'Edition Mecanique] organisierten europäischen Verwertungsgesellschaften über ihr Vorgehen gegen Urheberrechtsverletzungen auf den boomenden Online-Plattformen beraten, berichtet die "Financial Times Deutschland" ["FTD"].
"Hunderte Millionen Euro Schaden"
Die BIEM prüfe derzeit, in welchem Ausmaß urheberrechtliche Musik von Websites heruntergeladen werde, auf denen Internet-Nutzer Inhalte stellen, schrieb die Zeitung. So seien etwa die Werke des niederländischen DJ Tiesto mehr als 60 Millionen Mal über die Plattformen angehört worden.
Ronald Mooij, Generalsekretär der BIEM, bezifferte die via YouTube, MySpace & Co entgangenen Lizenzgebühren gegenüber der "FTD" auf "Hunderte Millionen Euro".
YouTube musste in den vergangenen Monaten nach Beschwerden von Rechteinhabern immer wieder Videos aus seinem Angebot entfernen.
Beteiligung an Erträgen
Nun wollen die Verwertungsgesellschaften an den Erträgen der Sites mitschneiden. Es solle erreicht werden, dass die Websites einen bestimmten Prozentsatz ihrer Erträge an die Verwertungsgesellschaften abführen müssen. Das Geld soll anschließend an Komponisten und Musiker weitergegeben werden, schrieb die Zeitung.
In den USA hat YouTube bereits Vertriebsvereinbarungen mit Musikkonzernen abgeschlossen. Darin ist eine Teilung der Werbeeinnahmen aus den Clips vorgesehen. Damit sind jedoch nur die Rechte an den Tonaufnahmen abgedeckt. Die Rechte an den Kompositionen seien davon nicht berührt, sagte Andreas Kolm von der österreichischen Verwertungsgesellschaft austro mechana gegenüber ORF.at.
Site-Betreiber "nicht verantwortlich"
Die Betrieber von Online-Videoplattformen und Social-Networking-Sites wiesen das Ansinnen der Verwerter zurück. Sie seien nicht für Zahlung von Tantiemen und Lizenzgebühren verantwortlich, sondern lediglich "Zwischenstufen beim Austausch von Daten", schrieb die "FTD".
Anders verhält es sich jedoch, wenn die Inhalte direkt von den Site-Betreibern angeboten werden. So plant etwa die französische Online-Videoplattform Dailymotion, künftig auch professionelle Inhalte aktiv zur Verfügung zu stellen. Acht bis zwölf Prozent der entsprechenden Erträge sollen dann an die französische Verwertungsgesellschaft SACEM abgeführt werden, kündigte Benjamin Bejbaum, Mitbegründer der Online-Community, gegenüber der Zeitung an.
Ob und in welcher Form sich auch die austro mechana, die dem Dachverband BIEM angehört, am gemeinsamen Vorgehen beteiligen wird, ist vorerst unklar. Eine Anfrage von ORF.at bei der Geschäftsführung der austro mechana läuft.
YouTube hatte im vergangenen Herbst angekündigt, ein Filtersystem für urheberrechtlich geschützte Inhalte installieren zu wollen. Bisher wurde das Vorheben jedoch nicht umgesetzt.
(futurezone | FTD)