E-Binnenmarkt: Kroes kritisiert Nationalstaaten
Österreich bei mobilem Breitband auf Platz drei in der EU
Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, hat am Dienstag die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, das Telekommunikationsrecht der Union schneller umzusetzen. Man habe es aufgrund der unterschiedlichen Regulierungsansätze in den Mitgliedsländern immer noch mit 27 Einzelmärkten zu tun statt mit dem angestrebten elektronischen Binnenmarkt. Die Fortschritte in diese Richtung seien zu gering, so die Kommissarin anlässlich der Präsentation des 15. Telecoms Implementation Reports.
Beispielsweise lägen die Endkundenpreise für eine Mobilfunk-Gesprächsminute noch weit auseinander. Kostete diese in Lettland vier Cent, müssten die Konsumenten in Malta dafür 24 Cent bezahlen. Insgesamt hätten die Telekommärkte 2009 ein Nullwachstum geschafft - das sei "recht gut" im Vergleich zum Gesamtmarkt, der im Krisenjahr um 4,2 Prozent geschrumpft sei.
Mobilfunk: Österreich in Spitzengruppe
Zufrieden ist Kroes dagegen mit dem Wachstum des mobilen Breitbandmarkts. Von Jänner 2009 auf Jänner 2010 habe sich die Mobilfunk-Breitbandverbreitung auf 5,2 Prozent nahezu verdoppelt. Bei den mobilen Anschlüssen liegt Österreich mit einer Marktdurchdringung von 15,1 Prozent im Jänner 2010 weit über dem EU-Durchschnitt von 5,2 Prozent. Nur in Finnland (17 Prozent) und Portugal (16,1 Prozent) gibt es mehr Nutzer mobilen Breitbands.
Allerdings werde die zunehmende Beliebtheit der mobilen Breitbanddienste zu einem "noch größeren Druck auf die nur begrenzt verfügbaren Funkfrequenzen führen". Die Konsumentenpreise sanken EU-weit 2009 weiter. So sank der durchschnittliche Minutenpreis von 14 auf 13 Cent.
Österreich: Marktanteil der TA steigt
In Österreich setzte der IKT-Sektor 2008 gemäß Bericht 5,54 Milliarden Euro um, das waren zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Jänner 2010 waren 22,7 Prozent der heimischen Haushalte mit Festnetz-Breitbandanschlüssen versorgt, dieser Wert liegt unter dem EU-Durchschnitt von 24,8 Prozent. Beim Festnetzbreitband ist der Marktanteil der Telekom Austria von Jänner 2009 auf Jänner 2010 von 45,4 auf 51,1 Prozent gestiegen - auch hier liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt von 45 Prozent. Als "Breitband"-Anschluss versteht die EU-Statistikbehörde Eurostat allerdings immer noch Always-on-Verbindungen mit einer Geschwindigkeit von 144 Kbit/s und schneller.
Die Beliebtheit mobiler Breitbanddienste in Österreich habe dazu geführt, dass im Lauf des letzten Jahres die Anzahl der fixen Breitbandanschlüsse, die mit anderen Technologien als DSL arbeiten (z. B. TV-Kabelnetz), um 36.810 Anschlüsse zurückgegangen sei.