OLPC: Neuer Plan für Bildungsrechner-Tablet
Referenzdesign "Moby" statt komplexer Eigenentwicklung
Laut einem Bericht des US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" vom Donnerstag wird die gemeinnützige Stiftung "One Laptop per Child" zur Consumer Electronics Show im Jänner 2011 ihren neuen Bildungscomputer XO-3 vorstellen. Das Gerät werde für die institutionellen Abnehmer weniger als 100 Dollar pro Stück kosten. Der Original-XO kostet derzeit 172 Dollar, rund zwei Millionen Stück wurden bisher ausgeliefert.
Beim XO-3 werde es sich um einen Tablet-Rechner handeln, der dem im März 2010 vorgestellten Referenzdesign "Moby" des US-Technologiekonzerns Marvell folge, so das Blatt. Dieser sei zwar von Yves Behar entworfen worden, der auch den ersten Bildungscomputer der Initiative gestaltet hatte. Allerdings habe OLPC-Chef Nicholas Negroponte auf wichtige bereits angekündigte Eigenschaften der nächsten XO-Generation verzichten müssen, um seinen Zeitplan einzuhalten.
Abstriche bei der Hardware
So soll das Gehäuse nicht aus hochwertigem widerstandsfähigem Kunststoff bestehen, und der von Marvell entworfene Prozessor werde eine Taktfrequenz von einem statt acht GHz haben. Anders als der Original-XO soll das Gerät voraussichtlich nicht über ein transflektives Display verfügen, das wenig Strom verbraucht und auch bei sehr hellem Sonnenschein noch gut ablesbar ist.
Das Moby-Tablet ist für den Einsatz unter den Betriebssystemen Android, Windows Mobile und Ubuntu vorbereitet, wie es auf der Website von Marvell heißt. Außerdem bringt das Gerät Funktionen für gemeinsame Videokonferenzen über WLAN gemäß 802.11n mit - es lässt sich auch als WLAN-Hotspot konfigurieren -, ebenso eine Bluetooth-Schnittstelle und einen GPS-Empfänger.
OLPC in Österreich
Auch in Österreich kümmert sich eine Entwicklergemeinde um das Bildungscomputerprojekt.
Zweite Generation übersprungen
OLPC-Gründer Negroponte sieht den Verzicht auf Innovationen im Hardware-Bereich nicht als Problem. Mit der Vorstellung der nächsten XO-Generation will OLPC Kritikern entgegentreten, die das Projekt für gescheitert halten. Die Initiative hatte bereits die Entwicklung der zweiten Generation seiner Bildungscomputer unter dem Namen XO-2 gestoppt - das Design mit zwei Bildschirmen hatte sich als zu umständlich und teuer erwiesen.
OLPC hatte im Jänner 2009 die Hälfte seiner Mitarbeiter entlassen müssen. Die Koordination der Weiterentwicklung der wichtigen OLPC-Bildungssoftware wird seit Mitte 2008 von der Sugar Labs Foundation erledigt, die Chefentwickler Walter Bender mitgegründet hat.