Frequenzen für Funkmikrofone gefordert
Mit der geplanten Versteigerung der wertvollen Frequenzen, die durch die Abschaltung des analogen terrestrischen Fernsehens frei geworden sind, werden auch die Funkmikrofone "heimatlos". Die Kulturveranstalter fordern von der Politik Kostenersatz für neue Geräte und ein Mitspracherecht bei der Frequenzzuteilung.
Die österreichischen Kulturveranstalter fordern Mitspracherecht bei der "digitalen Dividende" und eine Neuordnung der durch die Digitalisierung der Fernsehens frei gewordenen Frequenzen. Die Gefahr technischer Störungen beim unabdingbaren Einsatz von Funkmikrofonen im Kulturbetrieb würde durch die geplante Versteigerung der Frequenzen an die Mobilfunkbranche dramatisch steigen.
Das betonten namhafte Vertreter des Kulturbetriebs am Montag bei einer Pressekonferenz im Wiener Ronacher. "Ein Arbeitsplatz in der Kultur wird doch gleich viel wert sein wie ein Arbeitsplatz im wirtschaftlichen Sektor?", stellte Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, eine bloß rhetorische Frage.
Kostenersatz gefordert
Als "digitale Dividende" werden die Frequenzen im Bereich 790 bis 862 MHz bezeichnet, die durch die Umstellung des terrestrischen Fernsehens auf digitale Übertragung frei werden. Beim terrestrischen digitalen Fernsehen können vier Programme gleichzeitig auf einem einzigen Fernsehkanal übertragen werden statt vormals ein Programm pro Kanal. Für die freien Frequenzen interessieren sich einerseits die Fernsehsender, andererseits auch die Mobilfunker.
Unisono betonte man, um den reibungslosen Ablauf kultureller Veranstaltungen zu fürchten. Günter Konecny von der Österreichischen Theatertechnischen Gesellschaft (OETHG) wies darauf hin, dass drahtlose Mikrofone, die für vielzählige Kulturveranstaltungen verwendet werden, weltweit in genau diesem Frequenzbereich arbeiten. Gingen diese Frequenzen an die Mobilfunkbetreiber, so würden über 60 Frequenzen verloren gehen, die bisher für Funkmikrofone zur Verfügung standen. Rabl-Stadler betonte insbesondere, dass mit finanziellen Lasten zu rechnen sei, falls neue Geräte angeschafft werden müssten. Das gehe nicht ohne Kostenersatz.
Kulturbereich will Mitspracherecht
Außerdem befürchtet Rabl-Stadler, dass Kulturveranstaltungen durch eine große Beleg- und Nutzerdichte im unteren Frequenzbereich, auf den man ausweichen werde, zu einer geringeren Störsicherheit führen werde. Auch der Intendant der Seefestspiele Mörbisch, Harald Serafin, fürchtet Störsignale - vor allem durch die Lage seiner Festspiele nahe der ungarischen Grenze.
Die Theater- und Veranstaltungsbranche fordert nun den Status eines Primärnutzers, der Mitspracherechte garantieren würde. Weiters wird eine Neuordnung der Frequenzzuteilung gefordert: Die Frequenzen zwischen 820 und 832 MHz innerhalb der "digitalen Dividende" sowie ein Frequenzbereich von 100 MHz unterhalb von 790 MHz sollen der Veranstaltungsbranche zur alleinigen Nutzung bereitgestellt werden.
Staat will versteigern
In Deutschland wurden mit der Versteigerung der Frequenzen an die Mobilfunkbetreiber 3,2 Milliarden Euro eingenommen. Ende April machten Verkehrsministerin Doris Bures und Staatssekretär Josef Ostermayer (beide SPÖ) bekannt, dass auch die "digitale Dividende" in Österreich der Mobilfunkbranche zugeteilt und an diese versteigert werden soll.
In Österreich könnte man im Falle einer Versteigerung der Frequenzen an die Handynetzbetreiber mit circa 300 Millionen Euro rechnen. In Deutschland brachte die jüngste Frequenzversteigerung im Mai 2010, in der es auch um Frequenzblöcke aus der "digitalen Dividende" ging, 4,385 Milliarden Euro.
(APA)