Das Handy als Bürgerkarte
Seit sieben Jahren verfügbar, fristet die Bürgerkarte bisher ein Nischendasein. Auf dem Handy soll die digitale Signatur nun neu durchstarten. Hauptzielgruppe sind 1,5 Millionen FinanzOnline-Nutzer, die ihr Mobiltelefon einfach via Web als elektronischen Ausweis mit digitaler Signatur freischalten können - kostenlos, ohne Kartenlesegerät und Software-Installation.
Beim Online-Banking ist das Freischalten von Transaktionen mittels Mobile TANs (Transaktionsnummern) schon lange üblich, nun hält die Identifikation via Handy auch bei Online-Amtswegen Einzug.
Mit der digitalen Signatur via Mobiltelefon sollen vor allem private Gelegenheitsnutzer angesprochen werden.
"Jeder Österreicher kommt 1,8-mal pro Jahr mit dem Amt in Kontakt", so Christian Rupp von der im Bundeskanzleramt angesiedelte Plattform "Digitales Österreich". "Bei berufsmäßigen Anwendern wie Steuerberatern, Notaren und in der Gemeindeverwaltung kommt die Bürgerkarte schon jetzt zu hundert Prozent zum Einsatz."
Bürgerkarte jetzt auch ohne Bürgerkarte
Bisher nutzen 75.000 Privatanwender ihre E-Card als Bürgerkarte. Viele Interessenten wurden vom Bürgerkarten-Registrierungsprozess abgeschreckt. Dieser setzte unter anderem die Anschaffung eines Kartenlesegeräts voraus, das auch bei der anschließenden Nutzung der Bürgerkarte zwingend zur Identifikation nötig war und somit die theoretische Flexibilität der Online-Behördengänge (immer und überall) zunichtemache. Diese Hürde fällt nun weg.
Dem gegenüber steht FinanzOnline, das als Vorzeigeanwendung des E-Governments gilt, mit über 1,5 Millionen Nutzern. Bereits fast die Hälfte der jährlich 3,3 Millionen Arbeitnehmerveranlagungen werden via Internet abgewickelt.
Aktivierung über FinanzOnline
Nach dem Einloggen im FinanzOnline-Portal kann nun über die Schaltfläche "Mobile Signatur jetzt aktivieren" die Handynummer für die Bürgerkartenfunktionen angegeben werden.
Binnen weniger Tage kommt der Freischalt-PIN per Post ins Haus und muss zum Abschließen der Bürgerkartenaktivierung gemeinsam mit einem selbst gewählten Kennwort wiederum online eingegeben werden. Von diesem Zeitpunkt an kann das eigene Mobiltelefon als Bürgerkarte genutzt werden.
Eine nochmalige persönliche Identifikation mit Lichtbildausweis an einer Registrierungsstelle ist nicht nötig, da diese bereits bei der Anmeldung für FinanzOnline erfolgte.
Handynummer, Passwort und TAN
Will der Nutzer einen Behördenweg über eine E-Government-Website abwickeln, kann er sich mittels Handynummer und Kennwort einloggen. Nach Überprüfung dieser Angaben sendet das Signatursystem eine SMS mit einer TAN auf das Handy, mit der der Behördenweg signiert und somit abgeschlossen werden kann.
Handyaktivierung ohne FinanzOnline
Wer kein FinanzOnline-Konto hat, kann sein Handy mittels Vorlage eines Lichtbildausweises direkt an einer der Registrierungsstellen des Signaturanbieters A-Trust für die Bürgerkarte aktivieren lassen.
"Wir wünschen uns außerdem die Freischaltemöglichkeit direkt über die Online-Banking-Angebote der Banken", so Michael Butz von A-Trust zu ORF.at. Die Banken machten dies jedoch vom Kundenwunsch abhängig und sehen bisher keinen Bedarf.
Die Anwendungen
Bei der Initiative Digitales Österreich ist man überzeugt, mit der vereinfachten mobilen Variante mehr Bürger für die Nutzung der E-Government-Anwendungen gewinnen zu können.
Dazu gehören zum Beispiel die Online-Meldebestätigung, Strafregisterbescheinigung, die elektronische Zustellung von RSa- und RSb-Briefen, der Antrag auf Studienbeihilfe oder auf Kinderbetreuungsgeld und auch Services der Sozialversicherung wie etwa die Abfrage des Pensionskontos und Einsicht in das Rezeptgebührenkonto. Auch ein Online-Datensafe steht zur sicheren Aufbewahrung wichtiger Dokumente zur Verfügung.
Potenzial wäre vorhanden: Laut einer Anfang Mai präsentierten Studie mit 4.000 befragten Bürgern werden erst sieben Prozent der Amtswege über die Online-Systeme der Verwaltung abgewickelt.
(futurezone/Beate Macura)