Tausende Beschwerden wegen Nepp-Websites
Österreichs E-Commerce-Streitschlichtungsstelle, der Internet-Ombudsmann, hat in seinem Jahresbericht vor einer Zunahme des Betrugs mit vermeintlichen Gratisangeboten im Internet gewarnt. Arglose Nutzer werden dabei auf Websites mit "kostenlos" verfügbaren Inhalten zur Eingabe ihrer Adresse bewegt und hinterher zur Kasse gebeten.
Der Jahresbericht des Internet-Ombudsmannes wurde am Freitag veröffentlicht. Demnach gingen im vergangenen Jahr 10.009 Beschwerden bei der E-Commerce-Streitschlichtungsstelle ein. Das bedeute einen Zuwachs von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Etwa drei Viertel der Beschwerden gingen auf den Gratisnepp zurück: Nutzer, die im Netz nach generell kostenlos verfügbaren Daten wie Lösungen für Hausaufgaben sowie Software wie Firefox und Open Office suchten, gerieten auf professionell aussehende Websites, auf denen sie allerdings vor dem Download ihre Adresse und andere persönliche Daten angeben mussten. Danach schickten ihnen die Betrüger eine Rechnung für den Download ins Haus.
Gratisangebote im Netz würden aber in der Regel eben keine Registrierung mit Name und Adresse verlangen, so Ombudsmann-Projektleiter Bernhard Jungwirth.
Gesamtvolumen: 853.000 Euro
Das Gesamtvolumen der Streitfälle im Jahr 2009 belief sich auf rund 853.000 Euro. Die durchschnittliche Höhe der Schadenssumme lag mit 107 Euro pro Fall niedriger als im Jahr 2008 (151 Euro pro Fall).
Die meisten Beschwerden betrafen Probleme mit Verträgen und Vertragsrücktritten von vermeintlichen Gratisangeboten (81,9 Prozent). Die anderen Beschwerden betrafen Lieferprobleme (7,3 Prozent) sowie falsche Preisangaben und überraschende Zusatzkosten (2,6 Prozent). Laut Ombudsmann konnten knapp 90 Prozent der Schlichtungsfälle zugunsten der Konsumenten gelöst werden.
Trend zum Nepp hält an
Der Trend zu Problemen mit Nepp im Netz halte an, so Jungwirth. Bereits im ersten Quartal des laufenden Jahres habe es mit 3.649 Beschwerden 32 Prozent mehr Anfragen gegeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs (2.757 Fälle). Auch hier seien wieder die Websites mit vorgeblichen Gratisangeboten führend.
Der Internet-Ombudsmann ist eine von der EU-Kommission anerkannte außergerichtliche Streitschlichtungsstelle und wird vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz sowie von der Bundesarbeiterkammer gefördert. Die außergerichtliche Streitschlichtung durch den Internet-Ombudsmann ist für alle beteiligten Parteien kostenlos.