Das Social Web als virtuelle Fanmeile
Die Fußball-WM ist auch ein Hochtechnologie-Event. Das Web 2.0 dient dieses Jahr wieder als virtuelle Fanmeile. Nicht nur das Internet bietet den Fans neue Erfahrungen, auch die Fernsehbilder haben sich gewandelt. Das Fußballfest soll auch dem 3-D-TV zum Durchbruch verhelfen.
Südafrika ist über 8.000 Kilometer oder nur einen Mausklick von Österreich entfernt. Das Internet ist mehr denn je das virtuelle Tor zu sportlichen Großereignissen wie der Fußball-WM. Auf der Website des Fußballverbands FIFA etwa finden sich nicht nur aktuelle Informationen über Spiele und Mannschaften, sondern auch ein eigenes Social Network.
Am Sonntag in matrix
Den Radiobeitrag zu diesem Thema hören Sie am Sonntag, den 13. Juni 2009 um 22:30 Uhr im Ö1-Netzkulturmagazin matrix.
Dort gibt es die Möglichkeit, sowohl Freunde als auch Rivalen zu bestimmen, einen eigenen Avatar zu erstellen und mit seinem eigenen Dreamteam im Online-Fußball-Manager gegen andere Fans anzutreten. Auch abseits des offiziellen Web-Auftritts macht sich die Weltmeisterschaft im Netz bemerkbar. Liveticker und Web-Streams ermöglichen es, auch auf dem Arbeitsplatz am Ball zu bleiben.
Und anstatt am Stammtisch die WM zu kommentieren, nutzt der "Fan 2.0" Twitter, Sportblogs und Facebook. Auf Google Earth hat er auch die Möglichkeit, selbst die WM-Stadien zu besuchen - zumindest als 3-D-Modelle. "Durch das Internet wird der Passivsportler aktiver denn je", so der Sportsoziologe Otmar Weiß vom Wiener Institut für Sportwissenschaften.
Reizvolle Fehlentscheidungen
Auch das Fernsehen rückt näher an seine Nutzer, allerdings zeigt die WM auch die Grenzen der derzeit verfügbaren Technologien auf. 25 Spiele der Weltmeisterschaft werden von Sony im 3-D-Verfahren aufgezeichnet und in einige Länder via Pay-TV und in Kinos live übertragen. In Österreich kommen Fans nicht in den Genuss dieser 3-D-Übertragungen. Doch auch in Deutschland haben die Kinoketten aufgrund von schlechter Bildqualität der 3-D-Liveübertragung eine Absage erteilt. Einzig in einem 3-D-Kino von Sony, einem Kubus in der Berliner Fanmeile, können unsere Nachbarn Spielszenen vom Vortag in 3-D bestaunen. Ob sich 3-D-TV durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.
Auch ohne 3-D-Technik machen es digitale Systeme in den Sportstudios möglich, hautnah am Ball zu sein. Durch digitale Spielfeldanalysen oder die Überlagerung des Fernsehbildes mit Computeranimationen ist der Zuschauer zu Hause immer bestens im Bilde. Sowohl der Fan an Ort und Stelle als auch der Schiedsrichter haben hier das Nachsehen. Dass der Referee in Zukunft durch Kameras und Computersysteme ersetzt wird, glaubt der Wiener Sportinformatiker Alfred Baca nicht: "Prinzipiell ist es technologisch möglich, Entscheidungen völlig objektiv zu treffen, doch die Frage ist: Wollen wir das? Machen nicht gerade die Fehlentscheidungen den Reiz des Spieles aus?"
Auch die FIFA hat diese Idee einstweilen ad acta gelegt. Erste Pilotversuche, etwa Sensoren in die Bälle einzubauen, wurden mittlerweile wieder eingestellt. Man wolle die Technologie aus dem Fußballsport selbst heraushalten, so die Begründung des Weltfußballverbandes.
Hightech auf dem Rasen
Auch wenn die FIFA ein anderes Bild vermitteln möchte, ist auch der Profifußball längst von Hightech durchdrungen. Trikots von adidas und Nike, die den Luftwiederstand verringern und die Bewegungsenergie des Spielers speichern, sind nur ein Beispiel. Auch das runde Leder ist längst zum synthetischen Hightech-Sportgerät mutiert.
Adidas' WM-Ball "Jabulani" etwa soll durch seinen speziellen Schnitt und die verschweißten Nähte gegenüber seinen Vorgängern eine verbesserte Aerodynamik aufweisen. Die Flugeigenschaften des Balls sind allerdings umstritten: Laut einer australischen Studie ist der Ball unberechenbar und der Alptraum aller Torhüter. Doch derartige Beschwerden sind vor Einführung neuer WM-Bälle mittlerweile üblich.
(matrix/Margarita Köhl und Daniel Hufler)