E3: Schlanke Xbox und Gestensteuerung
Redmond legt vor: Microsoft zeigte auf der E3-Pressekonferenz 15 Starttitel für sein neues Gestenerkennungssystem "Kinect", jede Menge Hardcore-Shooter und eine neu gestaltete Xbox 360. In den USA wird die Microsoft-Konsole mit neuen Medienangeboten zur Set-Top-Box ausgebaut.
Zu den Pflichtterminen jedes E3-Besuchers gehören die Pressekonferenzen der großen Hardware-Hersteller Microsoft, Nintendo und Sony. Microsoft eröffnete Montagabend den Reigen im Wiltern Theatre in Los Angeles. Erstmals wurde die Präsentation auch live auf den Times Square in New York übertragen.
Xbox: Schlanker und leiser
Microsoft hat seine Xbox-360-Hardware optisch überarbeitet. Die neue Version ist rund zehn bis 20 Prozent kleiner, besitzt eine 250-GB-Harddisk und eingebautes WLAN und wird 299 Dollar in den USA kosten. Die neue Xbox ist dort ab sofort erhältlich. Laut Auskunft von Microsoft gegenüber ORF.at gibt es die neue Xbox in Österreich ab dem 16. Juli, die Preisempfehlung liegt wie bisher bei 249,90 Euro.
Das neue, schwarze Gehäuse wirkt dynamischer, aggressiver, kantiger; vieles erinnert an US-Stealth-Bomber. Das Design ist auf die Kinect-Sensorleiste abgestimmt. Sie hat ein eingebautes WLAN-Modul (802.11n), eine 250-GB-Festplatte, HDMI-Ausgang und Anschluss für USB-Speichersticks. Auch ein Headset wird mitgeliefert. Laut Angaben von Microsoft soll die neue Xbox 360 bedeutend leiser und kühler sein als das Vorgängermodell.
Sprechen und wedeln: Steuern mit Kinect
Die Steuer-Soft- und -Hardware Kinect (ehemals "Project Natal") wird ab 4. November weltweit erhältlich sein, die Auslieferung startet allerdings in den USA.
Auch das Xbox-Dashboard lässt sich per Stimme und Gesten steuern. Zum Einschalten winkt der Spieler in Richtung Sensorleiste. Das Gerät schaltet sich ein, analysiert das Gesicht des Spielers und loggt ihn automatisch in seinen Account ein. Hier stehen - zumindest in den USA - die Dienste Zune, Last.fm, Netflix, Facebook, Avatar Editing und Spiele zur Verfügung. Es erscheint ein Cursor, der sich mit der Hand steuern lässt. Verweilt sie länger auf einer Schaltfläche, wird der Menüpunkt ausgewählt.
Kinect lässt sich auch per Sprache steuern. Dazu spricht der Spieler "Xbox" und einen Befehl. So startet man mit "Xbox Play" einen Film, mit "Xbox Pause" friert man das Bild ein. Mit "Xbox Zune" kann der User in der Zune-Software Songs auswählen.
Konsole als Set-Top-Box
Viele der Dienste sind in Europa nicht erhältlich (z. B. Zune, Netflix), in den USA aber mausert sich die Xbox 360 zur Set-Top-Box. So bietet Microsoft in den USA alle Sendungen des Sportnetzwerks ESPN kostenlos an - immerhin mehr als 3.500 Events pro Jahr.
"Video Kinect" heißt Microsofts kostenloses Voice-/Partychat-Service. Es verbindet die Xbox 360 mit dem Windows Live Messenger. Im Videobild werden nicht allein Details wie Wetterinformationen am Ort eingeblendet. Auch News, Sport, TV, Filme und Musik lassen sich gemeinsam ansehen. Ein nettes Features: Die Kinect-Kamera erfasst das Bild des Teilnehmers und hält das Gesicht im Mittelpunkt, wenn man sich durch den Raum bewegt.
Einen offiziellen Preis für Kinect gibt es noch nicht. Allerdings lassen vorerst durchgesickerte Preislisten einen Richtwert von 150 Euro vermuten - bestätigt wurde das nicht.
15 Starttitel für Kinect
Mit den ersten Spielen für das System wildert Microsoft ganz klar in Nintendos familienfreundlichen Gefilden - zum Beispiel mit der virtuellen Tierdressur "Kinectimals", in der Löwen, Tiger und andere "Kuscheltiere" gehegt, gepflegt und gestreichelt werden. Das äußerst kuschelig anmutende Spiel erinnerte an eine Mischung aus "Eye Pet", "Nintendogs" und "König der Löwen".
Mit "Kinect Sports" greift Microsoft Nintendos "Wii Sports"-Serie an. Gespielt werden Fußball, Hürdenlauf, Tischtennis, Boxen, Volleyball, Bowling und Weitsprung. Familienfreundlicher war "Kinect Joyride", das stark an "Mario Kart" erinnerte, aber in der Demo nicht ansatzweise dessen Charme entfalten konnte. Spannender sah da "Kinect Adventures" aus, bei dem voller Körpereinsatz gefordert ist. Wildwasser- und Draisinenfahrten fordern den Spielern viel Geschick, Timing und Kalorien ab.
Auch Dritthersteller zeigten erste Spiele. Ubisoft bringt mit "You Shape: Fitness Evolved" ein auf den ersten Blick recht ansprechendes Sportspiel. Die Physiognomie des Spielers wird von Kinect eingescannt, entsprechend fällt das Training aus. Yoga, Aerobic, Kampfspiele, Spaßdisziplinen und Tai-Chi werden angeboten.
Fit muss man auch für das Harmonix-Tanzspiel "Dance Central" sein. Mit über 600 Bewegungen und 90 "Routines" zielt das Spiel voll auf die Generation Castingshow. Angeblich können damit auch unbegabtere Tänzer ihre Moves erlernen.
15 Titel werden zum Start verfügbar sein. 2011 bringt LucasArts ein noch unbenanntes "Star Wars"-Spiel, in dem der Spieler zum Kinect-Laserschwert greift. Auch die Rennsimulation "Forza" will neue Aspekte ins Spiel bringen. Je nachdem, wohin der Spieler seinen Kopf bewegt, verändert sich der Blickwinkel im Cockpit.
Viele Bekannte für Hardcore-Spieler
Natürlich bekamen auch Nicht-Kinect-Spieler Präsentationen zu sehen. Hier präsentierte man Titel, die auf klassische Hardcore-Spieler zielen: Shooter und Actionspiele dominierten.
MGS-Produzent Hideo Kojima zeigte das Xbox-360-exklusive Actionspiel "Metal Gear Solid: Raiden". Statt mit einer Schusswaffe ist der Protagonist mit einem Schwert ausgerüstet. Die gezeigten Szenen waren sehr blutig: Der Spieler legt in Zeitlupe den Schnittwinkel fest, in dem er sich durch die Gegner säbelt - Schwertaction im "Zan-Datsu"-Stil. Zu guter Letzt zerteilte der Held fachgerecht eine Wassermelone.
"Halo" im Weltraum
Weitere Highlights waren eine beeindruckende Dschungelmission des Rail-Shooters "Call of Duty: Black Ops", eine Vierspielerdemo von "Gears of War 3" sowie "Fable III" (Veröffentlichung am 26. Oktober). Und auch Crytec bringt "Kingdoms" exklusiv für die Xbox 360.
Fünf Minuten der Präsentation waren allein "Halo: Reach" gewidmet, das mit weiblichen Spartan-Teammitgliedern, neuen Freezer-Waffensystemen und großen Kampfszenen beeindruckte. Die große Neuerung: Erstmals können "Halo"-Spieler auch an Gefechten im All teilnehmen - ab dem 14. September.
(Anatol Locker)