ICANN gibt Weg frei für Pornodomain
Das Internet bekommt nun doch ein virtuelles Rotlichtviertel: Die Internet-Adressverwaltung ICANN beschloss am Freitag, mit der Registrierung von .xxx-Adressen zu beginnen. Bisher hatte die ICANN die Freigabe der Top-Level-Domain (TLD) für Sex-Websites abgelehnt. Das sei ein Fehler gewesen, erklärte die Organisation nach einer Vorstandssitzung in Brüssel.
Die Domain .xxx ist eine Sponsored TLD (sTLD). Der US-Registrar ICM hatte die Domain erstmals im Jahr 2000 vorgeschlagen. Mit dem Antrag, für Pornografie einen eigenen Bereich einzurichten und sie damit von anderen Angeboten besser abzugrenzen, war ICM bereits dreimal abgeblitzt. Die Ablehnung stehe jedoch nicht im Einklang mit einer neutralen, objektiven und fairen Verwaltung, teilte ICANN am Freitag mit.
110.000 Reservierungen
ICM-Gründer Stuart Lawley meinte, dass es etwa sechs bis neun Monate dauern werde, bis die ICANN überprüft habe, ob ICM die finanziellen Mittel und das technische Know-how dafür mitbringe. Derzeit gebe es bereits 110.000 Reservierungen für .xxx-Domains.
Lawley rechnet mit 30 Millionen Dollar an jährlichen Einnahmen durch die .xxx-Domain-Verkäufe. Eine Domain soll es für etwa 60 Dollar (48,8 Euro) geben. Zudem versprach der ICM-Chef, zehn Dollar (8,1 Euro) von jedem Verkauf in Kinderschutzinitiativen zu investieren. Dafür habe er die Non-Profit-Organisation International Foundation for Online Responsibility (IFFOR) gegründet.
Frage der Kontrolle
Zu den Gegnern des virtuellen Rotlichtviertels gehören neben strikten Pornografiegegnern auch Betreiber entsprechender Angebote. Sie befürchten, dass es die Einführung eines eigenen Adressbereichs erleichtert, die Seiten mit einer Filtersoftware einfach zu blockieren. Die ICANN hatte die Einführung der Pornodomain zuletzt auch deshalb abgelehnt, weil damit Fragen der Kontrolle von Inhalten verbunden sind.
(APA/apn/AP/futurezone)