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Digitale Kluft in Österreich besonders groß

INTERNET-NUTZUNG
30.06.2010

54 Prozent der Österreicher sind täglich online. Doch die Kluft zwischen "Early Adopters" und der breiten Masse ist in Österreich größer als in anderen Teilen Europas. Bei der Nutzung von technischen Geräten wie Flachbildfernsehern, Laptops und Netbooks liegt Österreich hingegen europaweit vorne, so die ConsumerLab-Studie 2010 von Ericsson.

Die tägliche Internet-Nutzung in Österreich stieg im Vergleich mit dem Jahr 2007 um 13 Prozent: Über die Hälfte der Österreicher nutzt das Internet mittlerweile täglich. Besonders beliebte Aktivitäten sind das Surfen im Internet (85 Prozent) und das Lesen und Schreiben von E-Mails (80 Prozent). An dritter Stelle folgt dieses Jahr mit 43 Prozent die Nutzung von Sozialen Netzwerken vor Online-Banking mit 39 Prozent und dem Betrachten von gestreamten Videos (37 Prozent). Diese Anwendungen nahmen im Vergleich mit dem Jahr 2007 deutlich zu.

Das ergab eine quantitative Markforschungsstudie von Ericsson, die im Februar 2010 anhand von insgesamt 1.250 Personen zwischen 15 und 69 Jahren sowohl in städtischen als auch ländlichen Gebieten in Form von Interviews durchgeführt wurde. Im ConsumerLab erfasst Ericsson seit 1995 das weltweite Nutzungsverhalten im Hinblick auf Computer, Internet und Telefonie.

"Durchschnittliche Anwender zwei Jahre hinten"

Die ConsumerLab-Studie zeigt zudem auf, dass in Österreich die Kluft zwischen "Early Adopters", also technologie-affinen Internet- und Handy-Nutzern, die gerne mit neuen mobilen Diensten und Funktionen experimentieren, und der breiten Masse größer ist als in anderen Teilen Europas. So ist es 47 Prozent der "Early Adopters" wichtig, überall Internet-Zugang zu haben, aber nur 18 Prozent der insgesamt Befragten.

Die "Early Adopters" in Österreich seien zwar ebenso erfahren und auf dem neuesten Stand wie in anderen europäischen Ländern, aber die Kluft sei generell breiter als in anderen EU-Märkten, heißt es. "Die durchschnittlichen Anwender von neuen Technologien sind etwa zwei bis drei Jahre hinten, was den Massenmarkt betrifft", erzählt Christian Untersteiner, der bei Ericsson für Consumer & Business Applications für West- und Zentraleuropa zuständig ist.

Diese Entwicklung hat laut Untersteiner verschiedene Gründe. Einerseits sei die Sensitivität und Komplexität bei den Preisen von mobilen Breitbandangeboten bei österreichischen Kunden größer als in anderen Ländern, andererseits sei auch die Infrastruktur für mobiles Breitband noch nicht im ganzen Land gleichmäßig ausgebaut.

Angebote und Preise oft zu kompliziert

Die Preise für mobiles Internet seien im internationalen Vergleich zwar billiger, aber aufgrund von Vertragsklauseln, dem "Kleingedruckten", fehle oftmals das Vertrauen der Kunden. "Kein Mensch weiß etwa, wie viel sechs GB wirklich sind. Das müssen wir als Industrie einfacher und greifbarer machen", so Untersteiner. Hier könnten die Betreiber beispielsweise mit verständlicheren Angeboten und Flatrate-Modellen ansetzen.

Auch die Qualität, Verfügbarkeit und Schnelligkeit der Dienste lasse noch Raum für Verbesserungen zu, so Ola Sandberg, Leiter des Ericsson ConsumerLab. "Die Hälfte der Konsumenten kennt die Geschwindigkeit ihres Netzwerkes nicht. Sie haben einfach nur das Gefühl, dass es zu lange dauert." 40 Prozent der Befragten gaben etwa an, mobiles Breitband vor allem wegen unzureichender Qualität nicht zu nutzen.

Laut der Studie führt Österreich allerdings weltweit die Nutzung von mobilem Breitbandinternet an. Etwa 16 Prozent der Haushalte verfügen über mobiles Breitband. Hier liegt Österreich etwa knapp vor Schweden, Singapur und Australien.

Land der Laptops, Netbooks und Flachbild-TVs

"Auch bei Flachbildfernsehern, Laptops und Netbooks sind die Österreicher gut dabei", so Sandberg. Die Verbreitung von Laptops hat sich in Österreich im Vergleich zu 2007 fast verdoppelt. 55 Prozent der österreichischen Haushalte verfügen über einen tragbaren Computer, 56 Prozent über einen Flachbildfernseher und neun Prozent über ein Netbook. Hier liegen die Ergebnisse jeweils ein paar Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnittswert.

Bei vielen anderen technischen Geräten wie Digitalkameras, MP3-Player und auch bei Festnetz-Breitbandanschlüssen liegt Österreich jedoch weit unter dem Durchschnittswert. Hier zeichnet sich Schweden als Vorreiter aus. "In Schweden ist etwa ein GB pro Sekunde ein normaler Durchschnittswert für Breitband", erklärt Untersteiner.

Auch Österreich benötige eine flächendeckende, leistungsstarke Breitbandinfrastruktur, so Untersteiner, um für die Zukunft gerüstet zu sein. "Wir entwickeln uns zu einer vernetzten Welt. 2010 wird alles miteinander verbunden sein: Menschen und Unternehmen ebenso wie unterschiedlichste Geräte." Bis 2020 erwartet Ericsson etwa 50 Milliarden vernetzte Devices. Derzeit sind es etwa 700 Millionen.

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(futurezone/Barbara Wimmer)