RTR: Online-Werbevolumen stieg trotz Krise
Während das Gesamtwerbevolumen im Jahr 2009 erstmals gesunken ist, sind die Werbeausgaben im Online-Bereich gestiegen. Ansonsten zeigte der aktuelle Kommunikationsbericht der Regulierungsbehörde RTR auch heuer wieder: Der Trend zu mehr Gesprächsminuten und weniger Umsätzen bei den Mobilfunkern hält an, mobile Breitbandanschlüsse steigen, wenn auch nicht so stark wie im Jahr zuvor.
Der Gesamtumsatz der österreichischen Telekommunikationsbranche ging 2009 von 4,31 auf 4,13 Milliarden Euro zurück. Das ist ein Minus von etwa 4,1 Prozent, so RTR-Geschäftsführer Georg Serentschy am Mittwoch bei der Präsentation des jährlichen Kommunikationsberichts in Wien. Knapp zwei Drittel, nämlich 63,1 Prozent des Umsatzes, entfielen auf den Mobilfunk. Davon würden wiederum 27,6 Prozent Datendienste ausmachen (2007: 20,9 Prozent, 2008: 25 Prozent).
Auffallend sei die Entwicklung seit 2006, "dem Jahr der Wende", so Serentschy. Nach diesem Jahr waren im Mobilfunk erstmals Umsatzrückgänge nach ständig steigenden Zuwächsen - nach Liberalisierungsbeginn - zu verzeichnen. Seit eben dieser Wende gingen auch die Einnahmen - vor allem aus Roaming- und Terminierungsentgelten - im Großhandel zurück, während die Einnahmen im Endkundenmarkt erheblich "weniger gesunken sind" und nahezu stagnieren würden.
40 Prozent Breitband ist mobil
Weiterhin im Wachstum ist auch die Zahl der mobilen Breitbandanschlüsse, wobei die Wachstumsrate von 76,4 Prozent im Jahr 2008 auf 34 Prozent, also knapp die Hälfte, im Jahr 2009 zurückging. Insgesamt waren laut Bericht im Jahr 2009 1,88 Millionen Festnetz-Breibandanschlüsse zu verzeichnen, während sich die mobilen Breitbandanschlüsse mit 1,29 Millionen diesem Wert immer mehr nähern. Somit sind über 40 Prozent aller verzeichneten Breitbandanschlüsse bereits mobil.
Weiterhin fallende Tendenz, sowohl bei Umsatz als auch Gesprächsminuten, wurden im Festnetzbereich festgestellt. Auffallend ist allerdings, dass der Rückgang bei den Festnetzanschlüssen nur noch bei 0,41 Prozent liegt und im Vergleich zu den Vorjahren (2008: - 2,3 Prozent) nur leicht sank, was laut RTR-Bericht auf die Kombiangebote zurückzuführen sei. Im Vergleich zu 2008 ging der Umsatz auf eine Milliarde Euro (2008: 1,1 Mrd. Euro) zurück, die Gesprächsminuten sanken wie etwa 2008 (19,31 Prozent) um 18,17 Prozent.
Neu: Telekomindex
Erstmals präsentierte die RTR auch den RTR-Telekomindex, der anzeigt, wie sich ein Korb an Telekomprodukten (Preis pro Gesprächsminute, etc.) im Vergleich zum Verbraucherpreisindex (VPI) entwickelt. Basis dafür seien implizite, also errechnete Preise für jedes Segment, so Serentschy. Ausgehend von einem Faktor 100 bei VPI und Telekomindex im Jahr 2006 sank Zweiterer bis Ende 2009 um 40 Prozent gegenüber den VPI. Die Schere klafft hier also weit auseinander.
Während der Telekomindex im Bereich Festnetz nur leicht sank und 2009 die größte Nähe zum VPI zeigte, sanken am stärksten die Endkundenpreise im Mobilfunk mit über 50 Prozent im Vergleich zum VPI. Hier ist auch der Wettbewerb unter den Anbietern am stärksten. Im Breitbandbereich sank der Telekomindex um über 30 Prozent gegenüber dem VPI.
Mediennutzung: Jung ist nicht gleich Durchschnitt
Die Internet-Nutzungsdauer in Österreich habe 2009, so Alfred Grinschgl, RTR-Geschäftsführer und für den Bereich Rundfunk zuständig, bei durchschnittlich 60 Minuten pro Tag gelegen. Nach Radio (206 Minuten) und Fernsehen (154 Minuten) liegt dieses Medium auf Platz drei und kann als Einziges auch wachsende Nutzungszahlen aufweisen.
Auffallend sei, so Grinschgl, dass die Mediennutzungsdauer bei den Zwölf- bis 29-Jährigen vom Durchschnitt abweicht und sich die Zahlen viel mehr annähern. Das Radio führt mit 139 Minuten, gefolgt von 124 Minuten TV und bereits 120 Minuten Internet pro Tag.
Online-Werbung steigt, Gesamtwerbemarkt sinkt
Die Ausgaben für Online-Werbung seien in Österreich von 2008 auf 2009 um weitere 33 Prozent auf 115,6 Millionen Euro gestiegen (2008: 87,2 Mio. Euro). Das sei insofern eine positive Entwicklung, so Grinschgl, als dass die Gesamtwerbeausgaben nach zehn Jahren 2009 erstmals einknickten. Im Bereich Internet-Werbung hinke Österreich dennoch hinter Deutschland her, wo das Online-Werbevolumen dreimal so hoch sei, so Grinschgl.
Die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich schreite stetig voran. Ende 2009 erreichte der Digitalisierungsgrad (Satellit, Antenne, Kabel und IP-TV) 60 Prozent aller TV-Haushalte. Das entspricht einem Zuwachs von zehn Prozent gegenüber 2008. Am stärksten wurde digitales Fernsehen in Satelliten- und Antennenhaushalte vollzogen. Weiterhin schleppend verläuft die Digitalisierung in den Kabelhaushalten.
Abwarten bei digitalem Radio
Im Bereich digitales Radio will die RTR noch die nächsten Monate abwarten. "Es gibt positive Anzeichen in Deutschland", so Grinschgl. Dort solle bis Mitte nächsten Jahres etwa die Hälfte der Haushalte versorgt sein. Diese Erfahrungen wolle die RTR in ihre Entscheidungen einbeziehen.
Noch keinen fixen Fahrplan für die digitale Dividende gebe es vom Verkehrsministerium. Sobald dieser klar ist, bekommt die RTR den Vergabeauftrag für die freiwerdenden Frequenzen. Gringschl recht damit, dass die Ausschreibung frühestens 2012 erfolgen wird, da auch noch mehrere Faktoren davon abhängig sind, "wie die Abschaltung des anlogen Fernsehens in den Nachbarländern oder das Problem mit den Funkmikrophonen".
(futurezone/Claudia Glechner)