Google steigt ins Flugdatengeschäft ein
Der US-Internet-Konzern Google kauft für 700 Millionen Dollar (rund 560 Mio. Euro) den amerikanischen Software-Anbieter ITA, der auf das Sammeln und Auswerten von Flugreiseinformationen spezialisiert ist. ITA hat auch die Reservierungssysteme für große US-Fluglinien geschrieben.
Google wolle Internet-Nutzern die Suche nach passenden Flugtickets erleichtern, kündigte der Konzern am Donnerstag an. Der hohe Kaufpreis zeugt unmissverständlich davon, dass Google mit glänzenden Geschäftsaussichten in diesem Bereich rechnet. Heute werde knapp jedes zweite Flugticket online gekauft, betonte Google-Managerin Marissa Mayer. Es würden schnell immer mehr werden.
ITA Software aus Boston hat rund 500 Mitarbeiter und sammelt Informationen über verfügbare Flüge und ihre Preise. Die 1996 von ehemaligen MIT-Informatikern gegründete Firma ist vor allem in den USA aktiv. Dort betreibt sie auch die Reservationssysteme wichtiger Fluglinien wie American, Southwest, Alaska und Continental. ITA-Programme stellen auch das Datenmaterial zur Verfügung, auf dessen Grundlage Reiseanbieter im Web die Preise berechnen.
US-Wettbewerbshüter prüfen
Das Geschäftsvolumen in Europa sei so gering, dass die Übernahme nicht bei den Wettbewerbshütern angemeldet werden müsse, hieß es.
Anders sieht die Lage in den USA aus. Da ITA dort so wichtig ist, werden die Bundeswettbewerbsbehörden voraussichtlich zwischen sechs Monate und ein Jahr brauchen, um den Deal analysieren und feststellen zu können, ob Google damit eine marktbeherrschende Stellung erlangt. Google-Chef Eric Schmidt ist davon überzeugt, dass die Kartellbehörden grünes Licht für die Übernahme geben werden.
US-Reiseanbieter machen sich Sorgen, schon seitdem es im April erste Medienberichte über Gespräche zwischen ITA und Google gab. Dem "Wall Street Journal" zufolge sollen Expedia sowie die Wettbewerber Kayak, Travelport und Amadeus in den vergangenen Monaten gemeinsam versucht haben, ITA vor Google wegzuschnappen, die von wenigen Aktionären kontrollierte Firma ließ sie aber abblitzen. Die bisherigen Eigentümer sollen nach Informationen der Zeitung zunächst eine Milliarde Dollar verlangt haben, Google habe aber den Preis gedrückt.
(dpa/AP/futurezone)