PCs von Tauschbörsennutzern "zerstören"
Die Copyright-Debatte in den USA hat am Dienstag bei einer Anhörung des US-Senats eine Tonlage erreicht, die sogar der Musikindustrie zu hysterisch erscheint:
Der Senator des Bundesstaates Utah und Vorsitzende des Rechtsausschusses des US-Senats, Orrin Hatch, sagte, dass er Technologien begrüßen würde, mit denen die Computer von Nutzern illegaler Tauschbörsen "zerstört" werden könnten.
Als daraufhin ein Vertreter einer Anti-Piraterie-Software-Firma die Ausführungen des Senators aufgriff, diese aber als symbolisch und nicht wörtlich gemeint interpretierte, unterbrach ihn Hatch mit den Worten:
"Vielleicht ist das [die physische Zerstörung der PCs] der einzige Weg, um einigen Leuten die Bedeutung des Copyrights beizubringen." Er forderte daher eine Ausnahme im Anti-Hack-Gesetz, die es Copyright-Inhabern erlauben solle, einen Tauschbörsennutzer zwei Mal zu verwarnen und anschließend "seinen Computer zu zerstören".
In Österreich wird derzeit heftig über die konkreten Auswirkungen des heimischen neuen Urheberrechts auf die Praxis von Musik-Tauschbörsen diskutiert.
Was das neue Urheberrecht bringtChronische Copyright-Verschärfungen
Hatch schreibt selbst Songs, hat sieben Alben mit Countrymusic aufgenommen und - so sagen seine Kritiker - ein ausgeprägtes persönliches Interesse an einem restriktiven Urheberrecht. Letztes Jahr verdiente Hatch nach eigenen Angaben rund 18.000 USD für seine Song-Rechte.
Und obwohl sich die aktuellen Einlassungen Hatchs nach Science-Fiction anhören, ist er politisch auf jeden Fall ernst zu nehmen:
Lawrence Lessig wies etwa schon vor drei Jahren darauf hin, dass der Senat unter der Ägide von Hatch in den Jahren 1997 bis 2000 öfter die gesetzlichen Copyright-Bestimmungen geändert hat als in den 20 Jahren davor - und jede diese Änderung habe eine Verschärfung der Urheberrechtsbestimmungen mit sich gebracht.
Die Musik des Senators Orrin HatchSelbst der der RIAA zu drastisch
Der Vorstoß des Senators scheint allerdings auch der Musikindustrie nicht geheuer zu sein:
Hatchs Aussagen seien bestimmt nur im übertragenen Sinne zu verstehen, ließ die Recording Industry Association of America [RIAA] verlauten. Demnach soll der US-Gesetzgeber nur strengere Gesetze gegen Copyright-Verletzungen erlassen, aber nicht den Weg für PC-Zerstörungen per Fernsteuerung ebnen.
Der Vorschlag hätte denn auch nach der Auffassung der meisten Juristen keine Chance auf Realisierung: Selbst der "harmlosere" Gesetzesentwurf des Kongressabgeordneten Howard Berman, der Urheberrechtsinhabern erlauben sollte, Peer-to-Peer-Plattformen aktiv anzugreifen, scheiterte im Februar.
Nach Bermans "P2P Piracy Prevention Act" sollten Copyright-Inhaber das Recht zur Umleitung oder Unterbrechung der Übertragungen bis zu File-Blocking und aktiver Schädigung der P2P-Netze bekommen, wenn ohne Erlaubnis des Eigentümers geschützte Werke verteilt werden.
Keine Crack-Erlaubnis für Musikindustrie