18.06.2003

SCI-FI

Bildquelle: FPics

PCs von Tauschbörsennutzern "zerstören"

Die Copyright-Debatte in den USA hat am Dienstag bei einer Anhörung des US-Senats eine Tonlage erreicht, die sogar der Musikindustrie zu hysterisch erscheint:

Der Senator des Bundesstaates Utah und Vorsitzende des Rechtsausschusses des US-Senats, Orrin Hatch, sagte, dass er Technologien begrüßen würde, mit denen die Computer von Nutzern illegaler Tauschbörsen "zerstört" werden könnten.

Als daraufhin ein Vertreter einer Anti-Piraterie-Software-Firma die Ausführungen des Senators aufgriff, diese aber als symbolisch und nicht wörtlich gemeint interpretierte, unterbrach ihn Hatch mit den Worten:

"Vielleicht ist das [die physische Zerstörung der PCs] der einzige Weg, um einigen Leuten die Bedeutung des Copyrights beizubringen." Er forderte daher eine Ausnahme im Anti-Hack-Gesetz, die es Copyright-Inhabern erlauben solle, einen Tauschbörsennutzer zwei Mal zu verwarnen und anschließend "seinen Computer zu zerstören".

Chronische Copyright-Verschärfungen

Hatch schreibt selbst Songs, hat sieben Alben mit Countrymusic aufgenommen und - so sagen seine Kritiker - ein ausgeprägtes persönliches Interesse an einem restriktiven Urheberrecht. Letztes Jahr verdiente Hatch nach eigenen Angaben rund 18.000 USD für seine Song-Rechte.

Und obwohl sich die aktuellen Einlassungen Hatchs nach Science-Fiction anhören, ist er politisch auf jeden Fall ernst zu nehmen:

Selbst der der RIAA zu drastisch

Der Vorstoß des Senators scheint allerdings auch der Musikindustrie nicht geheuer zu sein:

Hatchs Aussagen seien bestimmt nur im übertragenen Sinne zu verstehen, ließ die Recording Industry Association of America [RIAA] verlauten. Demnach soll der US-Gesetzgeber nur strengere Gesetze gegen Copyright-Verletzungen erlassen, aber nicht den Weg für PC-Zerstörungen per Fernsteuerung ebnen.

Der Vorschlag hätte denn auch nach der Auffassung der meisten Juristen keine Chance auf Realisierung: Selbst der "harmlosere" Gesetzesentwurf des Kongressabgeordneten Howard Berman, der Urheberrechtsinhabern erlauben sollte, Peer-to-Peer-Plattformen aktiv anzugreifen, scheiterte im Februar.