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Apple: "Jedes Handy hat seine Schwachstellen"

SMARTPHONES
16.07.2010

Apple hat am Freitag zu einer Pressekonferenz zum iPhone 4 geladen. Das Unternehmen war unter Druck geraten, nachdem sich seit dem Verkaufsstart in den USA am 24. Juni Beschwerden über die bescheidene Empfangsqualität gehäuft hatten. Steve Jobs erklärte, dass auch Handys nicht immer perfekt seien. Käufer von iPhone-4-Modellen sollen bis zum 30. September kostenlos eine Schutzhülle bekommen. Der iPhone-4-Verkauf in Österreich wird am 30. Juli starten.

Jobs erklärte zu Beginn der Pressekonferenz in Cupertino, dass kein Mensch perfekt sei und auch Mobiltelefone nicht immer perfekt sein könnten. Dennoch habe sich das iPhone 4 seit dem Verkaufstart bereits über drei Millionen Mal verkauft.

Seit die Empfangsprobleme vor 22 Tagen erstmals aufgetaucht seien, sei an der Behebung des Problems gearbeitet worden, so Jobs. Man habe zudem Vergleiche mit anderen Smartphones angestellt und festgestellt, dass das Problem nicht alleine beim iPhone 4 liege.

Auch beim BlackBerry Bold 9700, HTC Droid Eres und dem Samsung Omnia II würde sich laut Apple-internen Tests der Empfang drastisch verschlechtern, wenn man das Smartphone an derselben Stelle hält, erklärte der Apple-Chef. Das sei zudem unabhängig vom Betriebssystem.

Mehr vorzeitige Gesprächsabbrüche als beim 3GS

AT&T hätte Apple zudem vor wenigen Tagen Daten über vorzeitig abgebrochene Telefongespräche mit dem iPhone übermittelt. Beim iPhone 4 würden minimal mehr Gespräche vorzeitig abgebrochen als beim 3GS-Modell, so Jobs. Allerdings sei das weniger als ein Gespräch von 100.

Insgesamt hätten 18 Wissenschaftler und Ingenieure an einer Lösung des Empfangsproblems gearbeitet. Apple gibt zudem an, 100 Millionen Dollar in entsprechende Tests investiert zu haben.

Laut aktuellen Daten von AppleCare haben sich lediglich 0,55 Prozent aller iPhone-4-Nutzer über Empfangsprobleme beschwert. 1,7 Prozent der neuen Generation des iPhone wurden bisher zurückgegeben. Beim iPhone-3GS-Modell seien es immerhin sechs Prozent gewesen, so Jobs.

IOS-4-Update und kostenlose Schutzhülle

Trotz allem wolle Apple die Beschwerden der einzelnen Nutzer ernst nehmen. Einerseits habe man zu diesem Zweck am Donnerstag das bereits angekündigte Software-Update für das Mobilbetriebssystem iOS 4 zur Verfügung gestellt, das einen Code mit einer "verbesserten Formel zur Berechnung der für die Signalstärke angezeigten Balken" führen soll.

Andererseits wolle Apple jedem iPhone-4-Käufer bis zum 30. September eine Schutzhülle im Wert von 29 Dollar beim Kauf des Geräts schenken. Da Apple selbst nicht genug "Bumper", wie die Schutzhüllen heißen, herstellen könne, wird Kunden auch angeboten, aus anderen Hüllen zu wählen. Diese sollen den Signalrückgang minimieren, da der äußere Metallrahmen dadurch bedeckt wird.

Wenn man bereits eine Hülle gekauft haben sollte, bekomme man die Kosten allerdings nur rückerstattet, wenn diese von Apple stammt, so Jobs. Nach dem 30. September werde die Situation neu evaluiert.

Zudem räumte Jobs ein, dass unzufriedene Kunden binnen einer Frist von 30 Tagen ihr unbeschädigtes iPhone 4 zurückgeben können und den vollen Kaufpreis erstattet bekommen.

Verkaufsstart in Österreich am 30. Juli

Jobs bestätigte außerdem, dass am 30. Juli der Verkauf in weiteren 17 Ländern starten werde, darunter auch Österreich. Beim Mobilfunkbetreiber Orange wurde am Freitag der Vorverkauf für Bestandskunden gestoppt. Auch beim Anbieter T-Mobile werden vorerst keine Bestellungen des iPhone 4 mehr angenommen, lediglich "reservieren" sei weiterhin möglich, teilte das Unternehmen mit.

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Anfang der Woche hatte das US-Verbrauchermagazin "Consumer Reports" den Kauf des iPhone 4 nicht als empfehlenswert eingestuft. Das Antennenproblem sei nach Meinung der Experten ein eindeutiger Hardware-Konstruktionsfehler.

Sammelklage gegen den Konzern

Zwei Anwaltskanzleien reichten zudem vor einem Bezirksgericht des US-Bundesstaats Maryland eine Sammelklage gegen den Konzern und den Telekommunikationsriesen AT&T ein, der das Handy in den USA exklusiv vertreibt.

Apple hatte bis Freitag äußerst spärlich zum Problem Stellung genommen. Die Signalverluste seien übertrieben, weil das neue iPhone irrtümlich vier oder fünf Balken anzeige, wenn der Empfang eigentlich schlechter sei, hieß es bereits vor einigen Wochen.

Erst unlängst hatte Apple zudem in einem Brief erklärt, dass das Angreifen des Handys bei fast allen Geräten eine Signalminderung um mindestens einen Balken verursache. Beim iPhone 4 wurde die Antenne erstmals in den außen liegenden Metallrahmen integriert.

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