D: Ministerin kritisiert Facebook erneut scharf

BERICHT
17.07.2010

Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wirft dem Sozialen Netzwerk Facebook vor, Kontaktdaten von iPhones direkt auf das Netzwerk zu übertragen.

Das Unternehmen besorge sich Daten von Menschen, die das Netzwerk gar nicht nutzten, kritisierte Aigner im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Facebook ist zu einem Einwohnermeldeamt für die ganze Welt geworden", so die CSU-Politikerin. Sie habe ein Problem damit, wenn ein Teil der Gewinne des Unternehmens "auf der Verletzung bestehender Gesetze beruht".

Nach Angaben von Aigner ließ die Firma eine Software entwickeln, um Kontaktdaten von iPhones-Mobiltelefonen direkt auf Facebook zu übertragen. "Wenn meine engsten Mitarbeiter beispielsweise ihr iPhone synchronisieren würden, landet meine geheime Handynummer samt E-Mail-Adresse bei Facebook, ohne dass ich es erfahre."

Patientenlisten als Freundschaftsvorschläge

In ihrem Ministerium hätten sich Ärzte, Psychologen und Anwälte gemeldet, die bestürzt seien über diesen Datenabgleich. So sei ein Psychotherapeut besorgt gewesen, weil seine Patienten Listen von Freundschaftsvorschlägen bekamen, auf denen auch die Namen weiterer Patienten auftauchten. "Wer bei wem in Therapie ist, ist doch keine Information für die Öffentlichkeit", sagte Aigner.

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Die Ministerin erwartet von Facebook, dass keine Telefondaten von Personen gespeichert werden, die Facebook selbst nicht nutzen.

Aigner hatte das Soziale Netzwerk bereits in der Vergangenheit wegen Datenschutzmängel massiv kritisiert. Sie selbst hat vor kurzem ihre Mitgliedschaft bei Facebook beendet.

Bußgeldverfahren wegen "Friend Finder"-Funktion

Facebook bietet über die "Friend Finder"-Funktion seinen Mitgliedern seit längerem an, alle E-Mail-Kontakte an Facebook zu übertragen, um Freunde auf Facebook schneller ausfindig machen zu können. Das Service nutzt die hochgeladenen Mail-Adressen aber auch, um an Nichtmitglieder automatisiert Einladungsmails zu verschicken.

Anfang Juli leitete der Hamburger Landesdatenschützer Johannes Caspar deswegen ein Bußgeldverfahren gegen Facebook ein, da diese Praxis gegen das deutsche Datenschutzrecht verstößt. Facebook hat noch bis zum 11. August Zeit, darauf zu reagieren.

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(dpa/futurezone)