Deutsche Telekom rüttelt an Netzneutralität

MOBIL
21.07.2010

Konzern will bei Mobilangeboten von Google & Co mitschneiden

Die Deutsche Telekom (DT) will Anbieter von datenintensiven Diensten wie Google und Apple im Mobilfunknetz künftig stärker zur Kasse bitten. "Ein gut gemachtes Netzangebot ist am Ende auch kostenpflichtig", sagte DT-Chef Rene Obermann dem "Manager Magazin" laut Vorabbericht. Wenn die DT besondere Netzsicherheit und höchste Übertragungsqualität zum Beispiel für Musik und Video biete, müsse das "auch differenziert bepreist werden". Entsprechende Diskussionen mit Diensteanbietern wie Google seien angestoßen.

Die DT rüttelt damit am Prinzip der Netzneutralität, nach dem im Internet kein Dienst oder Unternehmen von Infrastrukturanbietern systematisch bevorzugt oder benachteiligt werden darf - egal ob es sich um Mobilfunk- oder Festnetzangebote handelt.

Differenzierte Tarife

Einige Telekomkonzerne planen, in Zukunft mit "differenzierten" Tarifen mehr Geld für höhere Datenvolumina auf ihren Netzen zu bekommen. Bei den Mobilfunkanbietern zeichnet sich ein Trend ab, die Datentarife fürs mobile Internet nach unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu staffeln. Vodafone hat bereits Anfang des Jahres einen Tarif für eine höhere Bandbreite eingeführt. Bei der Deutschen Telekom ist dazu noch keine Entscheidung gefallen.

Im Gespräch mit dem "Manager Magazin" wiederholte Obermann außerdem frühere Aussagen zum Thema Übernahmen. Die Deutsche Telekom will künftig vor allem mit eigenen Internetprodukten in neue Auslandsmärkte expandieren. So sollen beispielsweise die Produkte der konzerneigenen Load-Familie Musik, Spiele, Filme und Software zum Herunterladen sowie die Angebote der Scout-24-Gruppe verstärkt im Ausland angeboten werden.

Auf diese Weise könne der Konzern weitere Märkte erschließen, ohne ein eigenes Netz zu kaufen, sagte Obermann. "Diese smarte Expansion ziehen wir milliardenschweren Zukäufen vor." Kleinere Akquisitionen, etwa im Internetbereich, seien indes weiterhin denkbar.

(dpa/futurezone)