Siemens schlägt Erwartungen der Börse

ZAHLEN
29.07.2010

Prognose für Jahresergebnis erhöht, Automatentochter verschenkt

Der deutsche Elektrokonzern Siemens knüpft an seine alte Stärke an und ist für das laufende Geschäftsjahr noch zuversichtlicher als bisher. Dank der lebhaften Nachfrage aus Ländern wie den USA, Deutschland und China kletterten die Auftragseingänge des Konzerns im dritten Quartal 2009/10 (30.9.) im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 20,87 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 19,17 Milliarden Euro zu, wie Siemens am Donnerstag in München mitteilte.

Umsatzrückgang erwartet

Auch beim Ergebnis kam das Unternehmen zwischen April und Juni kräftig voran. In den drei Kerngeschäftsfeldern Industrie, Energie und Gesundheit verbuchte Siemens ein Rekordergebnis von 2,33 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,44 (Vorjahr: 1,32) Milliarden Euro. Im Gesamtjahr will Siemens nun das operative Vorjahresergebnis von 7,5 Milliarden Euro "deutlich" übertreffen. Bisher wollte der Konzern hier lediglich besser abschneiden als im vergangenen Geschäftsjahr. Für den Umsatz von zuletzt 76,7 Milliarden Euro wird weiter ein Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet.

Mit den Zahlen lag der Konzern teils deutlich über den Schätzungen von Analysten. "Siemens hat im dritten Quartal weiter an Fahrt gewonnen", erklärte Konzernchef Peter Löscher. "Solche Zuwachsraten beim Auftragseingang gab es zuletzt 2008."

Automatenfirma verschenkt

Siemens hat unterdessen seine verlustreiche Bestückungsautomatentochter SEADS an den niederländischen Konzern ASM International verschenkt. Die Hongkonger Tochter des Halbleiter- und Elektronikausrüsters, ASM Pacific Technology (ASMPT), übernehme das Geschäft mit seinen rund 1200 Mitarbeitern komplett, teilten die beiden Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag mit. Siemens schießt letztmals Barmittel von 29 Millionen Euro zu.

ASMPT, die bisher vor allem in Asien vertreten sind, will mit SEADS den europäischen Markt erobern und ging zahlreiche Zusagen ein. So gewährt das Unternehmen der neuen Tochter ein Eigentümerdarlehen über 20 Millionen Euro sowie zusätzlich eine Kreditlinie über die gleiche Summe. Die Asiaten gaben eine mit 120 Millionen Euro besicherte Patronatserklärung ab, falls SEADS unter ihrer Regie in den nächsten sechs Jahren zusammenbrechen sollte. Der Münchener Standort, an dem gut 600 Mitarbeiter beschäftigt sind, soll gemäß der Vereinbarung zum europäischen Technologiezentrum gemacht werden.

Neues "BenQ" soll vermieden werden

Siemens versucht mit den Vertragsbedingungen rufschädigende Fehlschläge wie die Pleite der verkauften Handysparte unter BenQ, den Kollaps des Maschinenfunkgeschäfts unter dem Finanzinvestor Grainville Baird oder Streitereien wie nach dem Verkauf des Telefonherstellers Gigaset an Arques zu vermeiden.

SEADS, die Maschinen zur Bestückung von Leiterplatten und Elektronikbauteilen mit einzelnen Komponenten herstellt, war von Siemens bereits vor etwa zwei Jahren zum Verkauf gestellt worden. Zuletzt hatte der Münchener Konzern wenig Freude an dem Geschäft. Dessen Verlust vor Steuern hatte im vergangenen Geschäftsjahr 142,8 Millionen Euro betragen. Der Umsatz war um mehr als die Hälfte auf 190,7 Millionen Euro eingebrochen.

(dpa/Reuters/APA)