© Bild: Citybike Wien, Citybike Wien

Neue Apps für Wiens Citybike-Stationen

SMARTPHONES
09.08.2010

400.000-mal wurde im letzten Jahr das Wiener Citybike für Radfahrten in der Stadt genutzt, 1,4 Millionen gefahrene Kilometer wurden dabei zurückgelegt. Neben einer textbasierten mobilen Plattform gibt es nun auch zwei kostenlose Apps fürs iPhone und Android-Smartphones, mit denen sich der aktuelle Status über verfügbare Räder und Boxen abfragen lässt.

Wer sich in Wien regelmäßig Citybikes ausleiht, weiß, dass es zu bestimmten Zeiten nicht immer einfach ist, freie Räder und freie Boxen zum Abstellen zu finden. Als eher unregelmäßiger Nutzer des Services ist es zudem schwierig, einen Überblick über alle existierenden Standorte zu bewahren. Dem sollen jetzt zwei neue Apps, die im Prinzip den gleichen Zweck für verschiedene Endgeräte erfüllen, Abhilfe schaffen.

Beide Apps wurden bei der A1 Challenge, bei der eine Fachjury aus insgesamt 78 Einreichungen die besten Apps mit Österreich-Bezug ausgewählt hat, prämiert. "Bikar" wurde mit dem 3. Platz, "Citybike Stationen Wien" mit dem 5. Platz ausgezeichnet.

Günther Starnberger, Informatiker und Doktorand auf der TU Wien am Institut für Informationssysteme, und Stefan Bachl, Student der Wirtschaftsinformatik an der TU Wien, haben in ihrer Freizeit, jeweils unabhängig voneinander, eine passende App für Android-Smartphones und eine für Apples iOS entwickelt. "Citybike Wien Stationen" heißt die Android-App im Market, "Bikar", heißt die iPhone-App im App-Store. Beide Anwendungen sind kostenlos.

Freie Räder und Boxen abrufbar

Mit beiden Apps lässt sich schnell auf aktuelle Informationen über alle verfügbaren Citybike-Stationen zugreifen. Es werden jeweils in einer Liste die Standorte jener Stationen angezeigt, die sich am nächsten befinden. Zudem können Nutzer sehen, ob es in der angezeigten Station gerade freie Räder - oder leere Boxen zum Zurückgeben der Bikes - gibt.

Wenn man Details zur jeweiligen Station abrufen will, öffnet sich zudem eine Karte, über die sich genau feststellen lässt, wo sich die Station befindet. "So bekommt man als Benutzer mehr Kontrolle über seine Fortbewegung und alle damit verbundenen Entscheidungen", erklärt Bachl.

Bei der Android-App fehlt derzeit noch eine Übersichtskarte, doch Starnberger will diese sobald wie möglich nachreichen. "Hierfür werde ich die Google Maps Library für Android-Handys nutzen, mit der sich Standorte markieren und Gegenstände einzeichnen lassen."

Sowohl bei der "Citybike Stationen Wien"-App als auch bei der "Bikar"-App ist es allerdings notwendig, am Handy über eine Internetverbindung via WLAN oder Mobilfunk zu verfügen, um die aktuellen Daten abfragen zu können. "Bei 'Bikar' reicht zumindest eine einmalige Internetverbindung aus, um die Stationen sowie deren Daten abzurufen. Danach könnte die App mit Einschränkungen auch offline verwendet werden", ergänzt Bachl. Starnberger sieht jedoch derzeit keinen Bedarf für eine Offlineversion, bei der etwa lediglich die Stationen angezeigt werden.

XML-Schnittstelle von Citybike Wien

Dass die Daten mit den freien Rädern und Boxen immer aktuell sind, wurde durch eine Kooperation mit Citybike Wien ermöglicht. Für diesen Zweck wurde von Citybike Wien eigens eine XML-Schnittstelle eingerichtet, über die die Entwickler der Apps auf die aktuellen Daten des Betreibers direkt zugreifen können. "Wir sind froh, wenn unsere Informationen auch in anderen Plänen und via Apps verfügbar sind. Je mehr Pläne unsere Informationen nutzen, umso besser für uns", erklärt Matthias Wegscheider von Citybike Wien gegenüber ORF.at.

Die Nutzung von Citybikes in Wien ist nach einer Anmeldung möglich. Die jeweils erste Stunde ist dabei gratis, danach kostet die Nutzung des Services einen Euro pro angefangene Stunde.

Selbst setze man mit cbw.at auf eine mobile Website, die mit jedem internetfähigen Mobiltelefon abrufbar sei. Auch über diesen "minimalistischen Weg" lassen sich die Standorte und die verfügbaren Räder und freien Boxen abrufen.

Starnberger war das zu wenig. "Ich war von der Android-Plattform überzeugt und wollte unbedingt ein kleines Programm für diese Plattform schreiben", erklärt er seine Motivation für die Android-App, die auf allen Smartphones der Hersteller HTC, Samsung, Sony Ericsson oder Google läuft, die mit Googles Mobil-Linux ausgestattet sind. "Außerdem habe ich im Android Market kaum Programme mit Wien-Bezug gefunden", sagte er.

"Abhängigkeit von Apple ist mir zur groß"

Als regelmäßiger Radfahrer, der auch im Winter täglich 30 Minuten zum Arbeitsplatz an der TU Wien strampelt, fand Starnberger die Entwicklung einer entsprechenden App für Citybikes naheliegend. "Früher musste man sehr viel Geld ausgeben, um als Entwickler auf Mobilplattformen vertreten zu sein. Heutzutage hat man auch als kleiner Entwickler eine Chance", ergänzt er.

Für Android habe er sich zudem deshalb entschieden, weil er mit den Beschränkungen von Apple nicht einverstanden sei. "Die Abhängigkeit von Apple ist mir einfach zu groß. Aus Usersicht will ich mir von einem Hersteller nicht vorschreiben lassen, welche Programme ich verwenden darf und welche nicht."

Lernen mit Gratisapps

Bachl hingegen bezeichnet sich selbst als "Early Adopter" der iOS-Plattform, der durch die hohe Anzahl der verbreiteten Geräte von iPhone bis zum iPod Touch und dem iPad einen "attraktiven, leicht erreichbaren Markt" erkennen will. "Android stellt allerdings einen guten Kontrast zu Apples Konzept dar." Für die offene Plattform will Bachl jedoch aus Zeitgründen vorerst keine Apps entwickeln.

Auch bei Bachl entstand die iPhone-App aus dem persönlichen Bedarf heraus. Ursprünglich wollte Bachl jedoch eine App für die Wiener Linien umsetzen, doch er bekam keine Genehmigung für die Nutzung der Daten. "Anfangs war ich sehr enttäuscht, da ich sehr viel Zeit in die Entwicklung der App investiert habe. Allerdings habe ich dadurch auch sehr viel gelernt, was die iPhone-Programmierung betrifft", erklärt Bachl. Die Idee für eine Citybike-App folgte.

Citybike-Netzwerk wächst

Da das Citybike-Netz von der Stadt Wien laufend erweitert wird und die Zahl der angemeldeten Nutzer bereits bei 240.000 liegt, könnten sich die jeweiligen Apps vor allem künftig noch als äußerst sinnvoll erweisen.

Derzeit gibt es 64 Stationen für die von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Räder. Diese Woche kommen allerdings bereits zwei weitere Standorte im 16. Bezirk dazu, bis Jahresende soll das Citybike-Netz weiter ausgebaut werden, erzählt Wegscheider von Citybike Wien. "Ziel ist es, bis 2015 auf 120 Stationen zu kommen."

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(futurezone/Barbara Wimmer)