Lesersuche auf dem iPad
Seit dem Start des iPad Ende Juli bieten auch zahlreiche heimische Medienunternehmen Apps für das Apple-Tablet an. Das Angebot orientiert sich an Printvorlagen oder Webinhalten und ist nach einem Testzeitraum teilweise kostenpflichtig. Die Erwartungen der Anbieter sind unterschiedlich. ORF.at hat sich in der Branche umgehört.
"Das iPad bietet uns als kleines Magazin mit geringem Marketing- und Werbebudget die Chance, unsere Verbreitung zu erweitern", sagte "Datum"-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner. Seit etwas mehr als zwei Wochen ist das österreichische Monatsmagazin mit einer Printauflage von 10.000 Stück auch als iPad-App erhältlich. Mehr als 2.500-mal wurde die "Datum"-App bisher heruntergeladen. "Die Downloads haben unsere Erwartungen übertroffen", freut sich Kaltenbrunner: "Wir haben mit der Hälfte gerechnet."
Neben dem "Datum" sind auch "WirtschaftsBlatt", "Krone", "Österreich" sowie die Portale des Vorarlberger Medienhauses (vol.at, vienna.at, salzburg24.at) und des Onlinevermarkters austria.com mit Anwendungen auf dem Apple-Tablet präsent. "Kurier", "Presse", "Standard" und zahlreiche weitere österreichische Medienunternehmen, die teilweise schon am iPhone mit Anwendungen vertreten sind, haben Apps in Planung.
Das derzeitige Angebot österreichischer Medienhäuser reicht von digitalen Versionen von Print-Produkten bis hin zu Website-Klonen im App-Format. Raum für Entwicklung ist also gegeben. Viele der heimischen Medien-Apps sind gratis, bei "Wirtschaftsblatt" und "Datum" werden die Nutzer nach einem Testzeitraum für die Inhalte zur Kasse gebeten.
"Für Businesscommunity attraktiv"
"Wir versuchen unser Produkt für alle möglichen Endgeräte zu optimieren", erläutert Alexis Johann, Geschäftsführer der WirtschaftsBlatt Digital GmbH. "Wir wissen nicht, ob in fünf bis zehn Jahren noch Zeitung gelesen wird." Besonders für die Zielgruppe der Zeitung sei das iPad attraktiv. "Die Business-Community ist viel unterwegs und viel auf Geschäftsreisen", meint Johann. Bislang zählte das "WirtschaftsBlatt" rund 2.000 Downloads seiner iPad-App. Die Anwendung richte sich in ersten Linie an bestehende Abonnenten.
Das "WirtschaftsBlatt" kann 30 Tage kostenlos auf das iPad geladen werden, danach fallen Abokosten von 19,80 Euro pro Monat an, für Inhaber eines Premiumabos der Zeitung ist die iPad-Version im Abopreis inkludiert. Derzeit bietet das "WirtschaftsBlatt" im Wesentlichen eine PDF-Ausgabe der Zeitung für das iPad an. Erstellt wurde die Anwendung von der APA IT. "Wir wollten schnell raus", erzählt Johann. Mitte September ist ein weiterer Entwicklungsschritt geplant. Dann sollen die Inhalte der Zeitung mit Hilfe semantischer Suchtechnologien mit dem Archiv aktuellen Inhalten der "WirtschaftsBlatt"-Website und multimedialen Inhalten verknüpft werden.
"Lesbarkeit"
Bei der Gestaltung der "Datum"-App habe man vor allem auf die Lesbarkeit geachtet, erläutert Chefredakteur Kaltenbrunner: "Das ist der Schlüssel für den Erfolg einer App." Auf multimedialen Schnickschnack habe man bewusst verzichtet.
Die ersten drei "Datum"-Hefte am iPad sind kostenlos, danach werden 2,99 Euro pro Ausgabe verlangt. Im Vergleich dazu kostet ein "Datum"-Heft in der Trafik 5,50 Euro, ein Printabo rund 30 Euro pro Jahr. Modelle für ein digitales Abo und ein Kombiabo werden überlegt.
Die Anwendung soll laut Kaltenbrunner behutsam weiterentwickelt werden. So sollen etwa die Kommunikation mit den Lesern verbessert und vielleicht Videos in die App integriert werden. Auch Sonderwerbeformen auf dem iPad sind geplant.
Nicht zuletzt soll die App aber zur Verbreitung des Magazins beitragen. "Viele Downloads kamen aus Deutschland, der Schweiz und den USA", sagt Kaltenbrunner: "Unser Konzept geht auf."
Medienapps unter Top-Downloads
Bedarf nach Medienanwendungen scheint es jedenfalls zu geben. Bei den am häufigsten heruntergeladenen kostenlosen Apps fanden sich in den vergangenen Wochen zahlreiche österreichische Medienanwendungen in den Top Ten der heimischen iPad-App-Charts.
Montagmorgen rangierte etwa die am Samstag gestartete App der Tageszeitung "Österreich" auf Rang eins. Auch "Krone", "WirtschaftsBlatt" und "Datum" waren schon unter den Top Ten zu finden.
Zahlungsbereitschaft offen
Ob sich das Interesse an den Anwendungen auch in Zahlungsbereitschaft für Inhalte umwandeln lässt, ist noch offen. Wie hoch die Anzahl der potenziellen Kunden in Österreich tatsächlich ist, lässt sich auch nicht mit Gewissheit sagen. Apple gibt traditionell keine regionalen Verkaufszahlen für seine Geräte bekannt. Schätzungen über hierzulande verkaufte iPads reichen von 5.000 bis 10.000 Stück.
WirtschaftsBlatt-Digital-Geschäftsführer Johann geht davon aus, dass die iPad-Version dem Blatt zusätzliche Abonnenten bringt: "Wir rechnen mit 500 bis 1.000 Abos durch das iPad." Die Rücklaufquoten für Testabos seien sehr hoch, so Johann. Für das "Datum" hofft Chefredakteur Kaltenbrunner, bis zu 1.000 zahlende Kunden über die Anwendung gewinnen zu können.
Kostenpflichtige Inhalte
Auch andere Medien denken über zumindest teilweise kostenpflichtige Inhalte auf dem iPad nach. Vom "Kurier" und den "Vorarlberger Nachrichten" wurden bereits Pläne kolportiert. "Wir arbeiten ebenfalls an einem Paid-Content-Modell", sagt Krone-Multimedia-Geschäftsführerin Susanne Obermayer. Dabei werde das Thema Bewegtbild eine große Rolle spielen. Die Standard-App der "Krone" solle aber weiterhin kostenlos bleiben.
Bei der "Presse" wird nach Angaben von DiePresse.com-Geschäftsführer Peter Krotky ebenso an einer Applikation für das iPad gebastelt, die auch eine kostenpflichtige digitale Version der Printausgabe beinhalten wird. Seine Erwartungen an bezahlte Inhalte seien jedoch überschaubar, meint Krotky: "Wir wollen den Zeitungsteil nicht wieder gratis hergeben, aber wir müssen es machen, um Erfahrungen zu sammeln."
(futurezone/Patrick Dax)