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Entwickler sehen App-Hype in Österreich

ANDROID vs. IOS
13.08.2010

Österreichische Softwareentwickler für mobile Plattformen sehen sich momentan mit einem App-Hype konfrontiert, die Nachfrage sei dabei deutlich größer als das Angebot an fähigen Entwicklern. Besonders stark nachgefragt seien hierzulande iPhone-Apps. Die offene Plattform Android werde aber aufholen, lautet der Tenor bei den Entwicklern. Diesen macht allerdings die Gerätevielfalt bei Android-Smartphones zu schaffen.

Seit die Zahl der Smartphone-Besitzer in Österreich kontinuierlich wächst, setzen heimische Betriebe zunehmend auf Apps, um auch auf dem Mobilgerät der Kunden präsent zu sein. Jeder Fleischhauer will seine Wurst-App, jeder Gastronomiebetrieb seine Speisekarten-App, berichteten österreichische Entwickler ORF.at. "Es ist ein Hype da, der mit dem von vor zehn Jahren vergleichbar ist, als jeder eine eigene Website haben wollte", erklärte etwa Thomas Schranz, selbstständiger Softwareentwickler aus Wien.

"Die meisten kommen jedoch ohne eine konkrete Idee. Dabei zahlen sich Apps nur dann aus, wenn sie einen Mehrwert liefern", wusste Schranz zu berichten. Er selbst suche sich daher nur noch die spannendsten Projekte aus der Flut an Anfragen aus, die mittlerweile bei weitem die Kapazitäten der Entwickler übersteigen.

"Apps müssen einen Mehrwert bieten"

Das bestätigt auch der 24-jährige Informatik-Student und iPhone-Entwickler Peter Steinberger. Er selbst habe etwa vier bis fünf Anfragen pro Woche. Auch Steinberger erzähle seinen potenziellen Kunden regelmäßig, dass Apps etwas mehr bieten müssen als eine Website. "Für ein Restaurant macht eine App etwa dann Sinn, wenn sich die Speisen auf diesem Weg direkt bestellen lassen", so Steinberger.

Da die Entwicklung von Apps noch ein eher junges Marktsegment darstellt, haben sich viele Technikstudenten zudem in ihrer Freizeit mit der Materie befasst und das Programmieren von nativen Apps selbst beigebracht. Android und iOS sind hier die dominierenden Betriebssysteme, das iPhone das am weitesten verbreitete Endgerät.

"Android-Smartphones sind derzeit bei den Entwicklern meistens nur Zweitgeräte. Der größte Nachteil, den das Entwickeln für Android als Betriebssystem mit sich bringt, besteht darin, dass die Hardware unterschiedlich aussieht", so Schranz.

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Seitens des Marktforschungsunternehmens iSuppli wurde vor kurzem prophezeit, dass Android-Geräte bereits im Jahr 2012 das iPhone in puncto Verkaufszahlen überholt haben werden. Doch genau dieser vermeintliche Vorteil, als offenes Betriebssystem auf einer Vielzahl unterschiedlicher Geräte von HTC, Samsung, Motorola bis zu Sony Ericsson vertreten zu sein, macht derzeit den Entwicklern das Leben schwer.

"Unmöglich, Apps auf allen Geräten zu testen"

"Wenn ich als Entwickler eine App schreiben will, die für alle Geräte gut funktioniert, habe ich es im Moment bei Android sehr schwer, da es nahezu unmöglich ist, meine App auf allen verfügbaren Android-Devices zu testen", beschrieb Schranz. Das wäre aber notwendig, da im Gegensatz zum iPhone die Bildschirmauflösung oder die Seitenverhältnisse oft unterschiedlich seien.

"Da man mehrere, verschiedene Testgeräte von unterschiedlichen Herstellern benötigt, ist die Entwicklung für Android verhältnismäßig kostenintensiv", meinte auch Mario Breid, CEO der troii Software GmbH aus Braunau am Inn, der mit timr eine App auf den Markt gebracht hat, die zur Zeiterfassung dient.

Florian Gschwandtner, CEO der runtastic GmbH aus Linz, bestätigte Probleme mit seiner für Sportler konzipierten Software auf dem mit Android ausgestatteten Samsung Galaxy S. "Der GPS-Sender des Geräts ist sehr ungenau, daher mussten wir hier nachjustieren."

Auch Nicolas Göll, Entwickler der Salzburg Research Forschungsgesellschaft, konnte bei der App peakar, die Berggipfel im Augmented-Reality-Modus erfasst, Probleme bei Samsung-Geräten feststellen. "Die Geräte machten einen DRM-Check, wenn die Anwendung auf ein Bild der Speicherkarte zugreifen wollte. Dadurch wurde der Zugriff langsamer."

Intensiver Support notwendig

Auch wenn derartige Probleme rasch behoben seien, würde man bei Android-Geräten mehr Zeit für Wartungs- und Anpassungsarbeiten investieren müssen, da sich jedes Endgerät geringfügig anders verhalte. Auch würden für Android-Geräte wesentlich mehr Support-Anfragen eintreffen als für das iPhone. "Der Aufwand hängt daher immer mit der Anzahl der Endgeräte zusammen", so Göll.

"Hier ist man als kleine Firma, die sich nicht 30 bis 40 Endgeräte leisten kann, auch auf den Nutzer angewiesen", bestätigte Breid die Problematik. Doch oft sei es schwierig, mit den Kunden Kontakt aufzunehmen. Viele würden ihr Feedback in die Bewertungsformulare hineinschreiben, anstatt Support-Anfragen zu stellen.

"Programmieren fürs iPhone macht mehr Spaß"

"Das ist allerdings auch bei Apples App Store so, dass man als Entwickler einer App nicht auf individuelle Bewertungen antworten und mit dem Kunden Kontakt aufnehmen kann, obwohl man die Lösung des Problems kennt", fügte Steinberger hinzu, für den das Entwickeln für das iPhone "einfach mehr Spaß macht".

"Die Frameworks von Apple sind sehr gut durchdacht und der größte Vorteil ist, dass man die App auf wenigen Geräten testen muss", argumentierte Steinberger. Göll sieht das allerdings etwas differenzierter: "Die Entwicklertools für die iPhone-Plattform sind nicht so ausgereift. Die Frameworks sind zwar polierter, aber der Editor Xcode als Programmierwerkzeug ist stark verbesserungswürdig."

Dass es von Android derzeit mit 1.5, 1.6, 2.0, 2.1 und 2.2 fünf verschiedene aktive Versionen gibt, sieht Schranz beispielsweise weniger als ein Problem an. "Die unterschiedlichen Versionen sind aus Entwicklersicht eher zu begrüßen, außerdem gibt es bei Apple auch eine ähnliche Versionsvielfalt". Der einzige wesentliche Nachteil sei hier, dass Google es nicht selbst in der Hand habe, zu bestimmen, wann eine neue Betriebssystemversion auf die Hardware komme, sondern dabei auf die Hersteller angewiesen sei. "Das ist für uns Entwickler oft schmerzhaft."

Gschwandtner von runtastic begrüßt allerdings Googles Entscheidung, künftig nur noch zwei neue Updates pro Jahr für Android-Smartphones zu veröffentlichen.

Trotzdem sind sich die Entwickler einig, dass sich Android künftig neben dem iOS als zweite, mächtige Smartphone-Plattform etablieren wird. "Android und iOS geben den Ton an, weil am meisten Innovation dahintersteckt. Apple sollte aber an den Entwicklerwerkzeugen arbeiten und Google dafür sorgen, die Kompatibilität der Geräte mit dem Betriebssystem zu verbessern", meinte Göll von Salzburg Research.

"Angebot der Apps für Kauf entscheidend"

"In wenigen Jahren werden Mobilfunkkunden ihr zukünftiges Handy nicht mehr nach dem Design aussuchen, sondern nach dem Angebot an Apps. Hier wird sich auch entscheiden, welche Plattform am meisten angenommen wird", ist Schranz überzeugt.

Bereits jetzt verkaufen sich laut Angaben von Mobilfunkbetreibern manche Android-Endgeräte - wie etwa das HTC Desire - bereits so gut, dass die Hersteller, ähnlich wie Apple beim iPhone 4 nicht mehr mit der Produktion nachkommen würden. "Derzeit wählen viele österreichische Kunden Android-Smartphones aber eher unbewusst im Bezug auf konkrete Produktvorteile aus", so ein Pressesprecher von Orange Austria.

Beim Mobilfunkbetreiber A1, der das iPhone nicht im Programm hat, waren im Juli 2010 bereits 46,3 Prozent der knapp 30 im Portfolio vorhandenen Smartphones mit dem Betriebssystem Android ausgestattet.

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(futurezone/Barbara Wimmer)