© Reuters/Thomas Peter, Männer vor Flatscreen

IFA: E-Book-Reader und TV-Boom

MESSE
26.08.2010

Die deutsche Elektronikmesse IFA, die vom 3. bis zum 8. September in Berlin stattfinden wird, hat unter dem Thema "eLibrary" den elektronischen Lesegeräten erstmals einen eigenen Schwerpunkt eingeräumt. Auch der Flachbildschirm-Boom bei TV-Geräten setzt sich ungebremst fort.

"Wir haben mit dem Konzept der eLibrary vom Start weg eine positive Resonanz gefunden", sagt Messedirektor Jens Heithecker. "Wir wollen auf dieser Plattform Content-Anbieter und Gerätehersteller rund um das E-Book für den Konsumenten zusammenführen." Auf beiden Seiten sei jetzt viel Dynamik zu spüren.

E-Book-Reader von Medion

Die Aufbruchstimmung ist auch an den Herstellernamen abzulesen. Über Jahre hinweg war das Geschäft mit E-Book-Readern eine kleine Nische mit wenigen Anbietern. Jetzt aber steigen auch Unternehmen ein, die sonst nur den Massenmarkt im Blick haben: Medion präsentiert auf der IFA einen E-Book-Reader mit einem sechs Zoll großen E-Ink-Display und WLAN-Anbindung.

Auch die Buchhandelskette Thalia will ein solches Gerät vorstellen. "Wir glauben, dass es jetzt mit den E-Books auch in Deutschland losgeht", sagt Thalia-Sprecherin Mirjam Berle. Bisher hat Thalia einen E-Book-Reader von Sony vertrieben. "Wir waren mit den Verkäufen sowohl der Geräte als auch der E-Books sehr zufrieden."

Noch niedrige Erwartungen

Allerdings waren bis jetzt auch die Erwartungen nicht sehr hoch. Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) erwartet für 2010 einen Absatz von gerade einmal 86.000 E-Book-Readern mit E-Ink-Display. Eine Prognose für 2011 wagt niemand.

In der "eLibrary" stellt die Buchhandelsplattform libri.de einen neuen E-Book-Service für mobile Geräte vor. Bei Libri präsentiert sich auch Sony, das - so ist vor der Messe zu hören - neue Lesegeräte zeigen will. Dem Vernehmen nach soll es zwei Geräte mit Bildschirmgrößen von fünf und sechs Zoll geben, die gegenüber dem bisherigen Modell unter anderem mehr Speicherplatz bieten.

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Anbieter aus Berlin und der Ukraine

Mit fünf Geräten in verschiedenen Display-Größen will sich der ukrainische Hersteller Pocketbook Readers auf der IFA präsentieren. Die Modelle ProBook 602 und 603 haben einen Sechs-Zoll-Bildschirm, die Modelle 902 und 903 werden mit dem großen 9,7-Zoll-Display ausgestattet. Außerdem soll es ein PocketBook IQ mit einem sieben Zoll großen LCD-Touchscreen-Bildschirm und dem Betriebssystem Android geben.

Der schon seit langem angekündigte E-Book-Reader des Berliner Startup-Unternehmens txtr soll nun bis Ende des Jahres herauskommen. Dabei legt txtr inzwischen mehr Gewicht auf seine Onlineplattform und auf die Möglichkeit, dort mit einer Vielzahl von Geräten E-Books zu erwerben. "Das iPad hat den Markt der E-Book-Reader ganz neu aufgerollt", sagt Fabian Heinrich von txtr. "Es ist aus unserer Sicht nicht das ideale Lesegerät, hat das E-Reading aber sehr viel bekannter gemacht."

Wachstumshemmnis Kopierschutz

Und wie sieht es mit den digitalen Inhalten aus? Bei den Verlagen in Deutschland gibt es bisher noch erhebliche Zurückhaltung. Aufgrund knapper Gewinnspannen scheuen offenbar viele davor zurück, in neue Vertriebskanäle mit ungewissem Ausgang zu investieren. "Aber wir merken, dass die Verlage anfangen, sich zu bewegen", sagt Thalia-Sprecherin Mirjam Berle. Zumindest bei Fachbüchern führt kein Weg an E-Books vorbei. Händler sprechen hier von zweistelligen Umsatzeinbußen in diesem Jahr bei gedruckten Büchern.

Aufgrund der Buchpreisbindung sind E-Books meist kaum günstiger zu bekommen als die gedruckten Ausgaben. Ein weiteres Hemmnis ist der restriktive Kopierschutz. Da es auch noch unterschiedliche Techniken für das Digital Rights Management (DRM) gibt, können einmal gekaufte E-Books auch nicht auf allen Geräten gelesen werden. Viele Branchen-Insider räumen ein, dass sich das nicht halten lässt. Im Gespräch ist jetzt ein "digitales Wasserzeichen", das lediglich den Besitzer eines E-Books benennt, ansonsten aber das Kopieren zulässt.

Eigener Bereich für Apple-Accessoires

IPad-Hersteller Apple ist zwar kein Aussteller auf der IFA, aber dennoch sehr präsent. So hat die Messeleitung erstmals eine "iZone" eingerichtet, in der Produkte und Dienstleistungen rund um iPhone, iPod und iPad vorgestellt werden. Mit diesem Sonderbereich will die IFA Entwickler, Händler, Medien und Anbieter von Softwarelösungen zusammenführen.

Zu den Ausstellern der iZone gehören unter anderem die Zubehörhersteller Artwizz, iSkin und Trexta, der Lautsprecherspezialist Pioneer sowie Carl Zeiss mit seinem Cinemizer, einer 3-D-Videobrille für iPhone oder iPod. Auch den Prototypen eines Nachfolgers will der High-Tech-Anbieter vorstellen.

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Webvideo und traditionelles Fernsehen verschmelzen zusehends. Mehr dazu in der futurezone.ORF.at-Serie "Neo-TV".

Flachbildschirm-Boom setzt sich fort

Neben den E-Readern und Tablets sind aber auch TV-Geräte nach wie vor stark nachgefragt. In diesem Jahr sollen in Deutschland gut 9,6 Millionen Geräte verkauft werden, prognostiziert der Branchenverband BITKOM. Das sind 16 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2009. Der Umsatz steigt voraussichtlich um 11,3 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Preis der verkauften Flachbildfernseher wird zwar wieder sinken, aber diesmal voraussichtlich nur um rund vier Prozent auf 683 Euro. In den Vorjahren waren Preisstürze im zweistelligen Prozentbereich die Regel.

Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) erwartet, dass die Verbraucher in Deutschland in diesem Jahr fast 25 Milliarden Euro für Unterhaltungselektronik ausgeben. Damit dürfte sich der Umsatz allerdings nur knapp über dem Vorjahreswert von 24,3 Milliarden Euro bewegen. Der gesamte Markt der Konsumelektronik inklusive Telekommunikationsprodukte legte im ersten Halbjahr 2010 dem von der Branche erhobenen Cemix-Index zufolge insgesamt um 5,4 Prozent zu.

3-D-Markt noch unterentwickelt

Laut gfu-Umfrage wollen sich in Deutschland 41 Prozent der Kunden in den kommenden drei Jahren ein Gerät kaufen, mit dem sie dreidimensionale Filme ansehen können.

Etwa 40.000 Geräte für dreidimensionales Fernsehen sind in Deutschland bisher verkauft worden, wie der Verband BITKOM auf der Grundlage von Daten des Marktforschers GfK am Donnerstag mitteilte. Schon zum Jahresende rechne man mit einer sechsstelligen Zahl an 3-D-tauglichen Geräten, sagt Kai Uwe Marner, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland. Die Branche sieht vor allem aufwendig produzierte Kino-Blockbuster wie "Avatar" als Treiber für die weitere Verbreitung der 3-D-Heimgeräte.

Die ersten 3-D-tauglichen Fernseher kamen im Frühjahr in die Läden. "Die kleinen Mengen, die geliefert werden, sind in zwei bis drei Tagen wieder weg", heißt es beim Händlerverband BVT. Der Verbundhändler ElectronicPartner bestätigt: "Im Markt herrscht Knappheit." Dabei werde die breite Masse der Käufer mit 3-D-Fernsehern noch gar nicht erreicht, sagt BVT-Geschäftsführer Willy Fischel.

(dpa/futurezone)