Infineon verkauft Mobilchip-Sparte an Intel
Der deutsche Chiphersteller Infineon verkauft seine Drahtlossparte an den US-Wettbewerber Intel. Intel zahle für das Geschäft 1,4 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro), wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Intel will nun Infineons Datenfunksysteme in seine Mobilplattform Atom integrieren.
Der lange erwartete Verkauf sei "eine strategische Entscheidung" für Infineon, erklärte der Konzern, der sich künftig auf Automobil-, Industrie- und Sicherheitstechnologie konzentrieren will. Der Konzern war in der Krise schwer angeschlagen, weshalb die Unternehmensführung Infineon derzeit umbaut und sich von Geschäftsfeldern trennt, die als nichtstrategisch gewertet werden.
Was Infineon mit dem Verkaufserlös vorhat, wollte ein Sprecher zunächst nicht sagen. Infineon und Intel wollten am frühen Nachmittag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in München (14.00 Uhr) weitere Angaben machen. 3.400 Angestellte sollen von dem Geschäft betroffen sein. Die Transaktion solle im ersten Quartal 2011 abgeschlossen werden.
LTE im Intel-Portfolio
Die Drahtlossparte soll unter Führung von Intel nun den Angaben zufolge als "eigenständige Geschäftseinheit" unter dem Namen WLS agieren und mit ihren bisherigen Kunden weiter zusammenarbeiten. Auch Kunden, die Systeme des Intel-Rivalen AMD verwenden, stünden die Dienste des Unternehmens offen. Der US-Chipriese ist bisher vor allem im Geschäft mit WLAN- und Wimax-Drahtlossystemen aktiv. Durch den Kauf der Infineon-Sparte setzt Intel nun auf das derzeit boomende Geschäft des Internetzugangs über das Handynetz. Infineon bietet insbesondere die UMTS-Technik für vergleichsweise schnelle Internetzugänge per Mobilfunk an.
Intel will nun zudem auf die Mobilfunktechnik der vierten Generation (4G) setzen: Die LTE-Technik (Long Term Evolution) bietet nochmals deutlich schnellere Internetzugänge und soll schon Ende des Jahres in Deutschland starten. Intel möchte diese Technik auch in Mobilcomputern der Netbook-Klasse verfügbar machen. Intel hat auch in diesem Bereich mit seinem Atom-System eine weitgehend marktbeherrschende Position. Auch Smartphones und Tablet-PCs sollen von der Technik profitieren.
Auswirkungen auf Österreich
Die Infineon-Mobilfunkchipsparte hatte jahrelang Verluste geschrieben, ehe Konzernchef Peter Bauer sie beharrlich sanierte. Im laufenden Quartal wird sie seinen Angaben zufolge zum größten Umsatzbringer von Infineon aufsteigen. Zuletzt erreichte das Segment, das unter anderem Nokia, Samsung und Apple beliefert, eine operative Rendite von rund sieben Prozent.
Die Sparte Wireless Solutions (WLS) beschäftigt weltweit mehr als 2500 Mitarbeiter. Der Großteil der inländischen Beschäftigten arbeitet in der Chipentwicklung am Infineon-Hauptsitz in Neubiberg bei München. Die Produktion erfolgt hauptsächlich bei Auftragsfertigern in Asien, kleinere Anteile werden noch in den Infineon-Werken in Dresden, Regensburg und Kulim (Malaysia) hergestellt.
WLS erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 knapp 920 Millionen Euro Umsatz. Für das laufende Geschäftsjahr 2009/10, das am 30. September endet, hat Infineon einen Spartenumsatz von mehr als 1,1 Milliarden Euro veranschlagt, was knapp einem Drittel des Konzernumsatzes entspricht. Weltweit zählt sich WLS zu den drei größten Anbietern.
Welche Auswirkungen das Geschäft auf Infineon Österreich hat, ist derzeit noch unklar, hieß es Montagfrüh aus der Konzernzentrale zur APA. Näheres werde heute um 14.00 Uhr bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Bei Infineon in Österreich mit Sitz in Villach werden Halbleiter- und Systemlösungen für Anwendungen in den Bereichen Auto, Industrie und Kommunikationslösungen entwickelt und produziert. Neben Villach ist Infineon noch in Klagenfurt, Graz, Linz und Wien präsent.
(AFP/Reuters/APA/dpa/futurezone)