Indie-Labels stärken ihre Online-Position

20.01.2007

Alternative Musikfirmen aus aller Welt haben am Samstag auf der internationalen Musikmesse MIDEM einen globalen Vertrag zur Stärkung ihrer Online-Position abgeschlossen. Die Lizenzierungsagentur Merlin soll künftig ihre Songs an die großen Download-Shops verkaufen.

Auf diesem Weg wollen die so genannten Indie-Labels einen größeren Anteil am boomenden Markt für Musik-Downloads erlangen, der bisher von den großen Musikkonzernen dominiert wird.

Die "Indies" haben sich in Cannes auf einen Vertrag mit der Nonprofit-Lizenzierungsagentur Merlin geeinigt, die künftig in deren Namen Verhandlungen mit den großen Online-Musikshops wie etwa Apples iTunes Music Store und Napster führen soll.

Große Konzerne bisher im Vorteil

Bei diesen Verhandlungen waren die so genannten Majors - Universal, Sony BMG, EMI und Warner - auf Grund ihrer Marktmacht bisher klar im Vorteil. "Merlin könnte der wichtigste Schritt sein, den wir Alternativen jemals gemacht haben, um unseren Erfolg in dem extrem schnelllebigen Geschäft zu sichern", erklärte Brett Gurewitz von Epitaph Records, das unter anderem Tom Waits zu seinen Künstlern zählt.

Die Indie-Labels stellen zwar rund 80 Prozent der Neuveröffentlichungen auf dem Markt, sind aber nur für etwa 30 Prozent der Umsätze verantwortlich. Das kommt vor allem daher, weil die großen Konzerne viel mehr Geld für Marketing ausgeben können und umfangreichere Vertriebsmöglichkeiten besitzen.

Dieses Schema wurde aber in letzter Zeit durch den Boom von Social-Networking vermehrt auf den Kopf gestellt.

Verhandlung wird einfacher

Als so genannter "One-Stop Licensing Shop" ermöglicht Merlin den Download-Plattformen den einfachen Zugriff auf die Musik seiner Mitglieder, ohne mit jedem Label einzeln verhandeln zu müssen. Umgekehrt sollen die kleinen Anbieter auf diesem Weg zu besseren Konditionen kommen.

"Virtueller fünfter Major"

Martin Mills, Chef der Beggars Group, die unter anderem Basement Jaxx, White Stripes und Pixies im Programm hat, sieht in Merlin die Entstehung eines "virtuellen fünften Majors". "Merlin wird kollektiv lizensieren, was individuell nicht lizenzierbar ist".

Analysten zufolge könnte der Deal die Machtverhältnisse innerhalb der Musikindustrie durchaus verändern. "Der Deal schafft faire Voraussetzungen zwischen Majors und Indies", so ein Analyst von Forrester Research.

Musik-Downloads haben der Musikindustrie 2006 rund zwei Mrd. Dollar eingebracht - die sinkenden CD-Verkäufe konnten aber nicht wettgemacht werden.

(AP)