Microsoft stockt Gratislizenzen für NGOs auf
Konzern will nicht als Vorwand für Bürgerrechtler-Razzien herhalten
Microsoft hat sich von der rechtlichen Verfolgung russischer Bürgerrechtsgruppen wegen Softwarepiraterie distanziert und sein Lizenzprogramm für Nichtregierungsgruppen erweitert.
Der weltgrößte Softwarekonzern kündigte am Montag in einem Blogeintrag des Chefjustiziars Brad Smith eine neue weitreichende Lizenz für Nichtregierungsgruppen an, die eine staatliche Verfolgung wegen angeblicher Nutzung von Raubkopien unterbinden soll.
Russland: Softwarepiraterie als Vorwand
Die "New York Times" hatte zuvor ausführlich berichtet, dass Regierungskritiker in Russland in den vergangenen Monaten immer wieder Opfer von Polizeirazzien geworden seien.
Dabei habe häufig die Fahndung nach Raubkopien von Microsoft-Programmen als Vorwand herhalten müssen. So seien beispielsweise im vergangenen Jänner mehrere Computer bei einer Gruppe beschlagnahmt worden, die sich für den Umweltschutz am Baikalsee einsetzt.
Unentgeltliche Lizenzen
Um staatlichen Stellen in Zukunft keinen Vorwand mehr zu liefern, gegen Bürgerrechtler vorzugehen, führt Microsoft nun eine umfassende unentgeltliche Lizenz für Nichtregierungsorganisationen (NGO) ein. "Das Recht in Russland (und in vielen anderen Ländern) zwingt uns, vor Strafverfolgern und anderen Rechtseinrichtungen wahre Informationen über die Faktenlage abzugeben." Mit dem neuen Modell durchschlage man den "gordischen Knoten" und könne nun auf eine gültige Softwarelizenz für die NGOs verweisen.
Gratislizenzen für über 42.000 NGOs
Schon heute könnten die Organisationen sechs unterschiedliche Softwaretitel auf bis zu 50 Rechnern kostenfrei installieren. Künftig könnten NGOs jedes Jahr weitere 300 Softwarelizenzen frei erwerben. Im vergangenen Jahr habe Microsoft Software im Wert von 390 Millionen Dollar (300 Mio. Euro) an über 42.000 Nichtregierungsorganisationen gespendet.
In Russland werde man nun ein Programm starten, um die betroffenen Organisationen bei der ordnungsgemäßen Dokumentation der Softwarelizenzen zu unterstützen. Weiterhin werde Microsoft Schritte gegen Drittfirmen unternehmen, die nur vorgeben, Microsoft zu repräsentieren, aber eigentlich nur aus Softwarepirateriefällen ihren eigen Profit schlagen wollen.
(dpa)