Drahtlosnetze im Geschwindigkeitsrausch
Obwohl der schnelle WLAN-Standard IEEE 802.11n längst nicht offiziell verabschiedet ist, finden sich in den Regalen der Händler bereits jede Menge Produkte mit einer Vorabversion des Drahtlosturbos. Selbst hochauflösende Filme können damit ruckelfrei übertragen werden.
Weltweit gibt es ein dichtes Netz an privaten wie betrieblichen Drahtloszugängen zum Internet. Angesichts wachsender Datenmengen und neuer multimedialer Anwendungen steigen die Anforderungen an die genutzte WLAN-Technologie [Wireless Local Area Network] unaufhörlich.
Um den gestiegenen Ansprüchen nachzukommen, wurde Anfang 2006 der Entwurf des neuen Drahtlosstandards IEEE 802.11n verabschiedet.
Mit High Speed durch den Äther
Dank weiterentwickelter Technik soll dieser die Bandbreiteneffizienz erhöhen und für theoretische Datenraten von bis zu 600 MBit/s ermöglichen, mehr als das Zehnfache im Vergleich zu aktuellen Standards.
Insgesamt 27 Unternehmen aus dem Bereich WLAN haben sich im Enhanced Wireless Consortium [EWC] unter der Leitung von Intel zusammengefunden, um den WLAN-Standard IEEE 802.11n voranzutreiben.
Die derzeitigen WLAN-Standards 802.11 a/g erlauben [theoretisch] Übertragungsraten von bis zu 54 MBit/s.
Mehrere Antennen
Herzstück des 802.11n Standards ist die Verwendung mehrerer Sende- und Empfangsantennen [MIMO = Multiple Input, Multiple Output]. Über ein- und denselben Kanal können mehrere Content-Ströme in Layern gleichzeitig übertragen werden.
Störfaktor: "Channel Bonding"
Ein umstrittenes Feature des 802.11n-Entwurfs ist das "Channel Bonding" bzw. der "Wide Channel"-Betrieb. Das bezeichnet eine Verdopplung der Kanalbreite und erhöht damit zwar die Datenrate, führt aber gleichzeitig zu massiven Störungen in vorhandenen 802.11a-, -b- und -g-Netzwerken.
In Österreich ist der "Wide Channel"-Betrieb daher im 2,4-GHz-Frequenzband nicht erlaubt.
802.11n nutzt das 2,4-GHz- und 5-GHz-Band.
Zertifizierung auf Herbst 2008 verschoben
Die Veröffentlichung des Standards durch die entsprechenden Gremien läuft jedoch eher schleppend.
Ursprünglich für Anfang dieses Jahres vorgesehen, soll die Zertifizierung von IEEE 802.11n nun voraussichtlich im Herbst 2008 abgeschlossen werden.
Erste Produkte bereits auf dem Markt
Der langwierige Prozess hindert die Hersteller jedoch nicht daran, schon jetzt Produkte mit dem neuen n-Standard auf den Markt zu bringen.
Sie basieren auf dem bisher verabschiedeten Entwurf ["Draft-n"-Geräte] und sind zu den Netzen 802.11b und 802.11g abwärtskompatibel.
Kompatibilität nicht garantiert
Kunden können mit den Draft-Produkten zwar bereits in den Genuss der schnellen Drahtlosgeschwindigkeiten kommen, doch auf Grund der fehlenden Finalisierung des Standards kann es einerseits zu Kompatibilitätsproblemen zwischen Produkten verschiedener Hersteller kommen und zweitens auch die Interoperabilität von bestehenden und künftigen Produkten auf Basis des n-Standards nicht hundertprozentig gewährleistet werden.
Aktualisierung per Software-Update
Alle Hersteller betonen jedoch, dass die derzeit erhältlichen Draft-Geräte dem endgültigen Standard 802.11n so weit entsprechen, dass sie sich später per Firmware- bzw. Software-Update auf den aktuellsten Stand bringen lassen.
Zuletzt hat Apple seine Kunden damit verärgert, 1,99 US-Dollar [1,54 Euro] zahlen zu müssen, wenn sie die in neueren Macs schlummernden schnellen WLAN-Fähigkeiten "freischalten" wollen.
(futurezone | Beate Zaussinger)