Aktion scharf gegen Tauschbörsen-User
Die US-Musikindustrie will in ihrem Kampf gegen den kostenlosen Tausch von Musik im Netz nun offenbar auch gegen Hunderte von Nutzern der Online-Tauschbörsen vorgehen.
"Wir werden damit beginnen, Namen zu sammeln und Klagen gegen die Nutzer jener Peer-to-Peer-Netzwerke vorzubereiten, die eine beträchtliche Zahl von Musikdateien illegal zur Verfügung stellen", sagte der Chef des Verbands der US-Musikindustrie [RIAA], Cary Sherman, am Mittwoch.
Klagen in einigen Wochen
Die RIAA macht das nicht autorisierte Herunterladen von Musik
über Internet-Tauschbörsen wie KaZaA und Morpheus mit für den
Einbruch ihrer Verkaufszahlen verantwortlich. Klagen gegen die
eifrigsten Nutzer der Online-Plattformen auf einen Schadenersatz von
jeweils 150.000 USD würden voraussichtlich in sechs bis acht Wochen
eingereicht, sagte Sherman weiter.
Deinstallation von P2P-Software gefordert
Die RIAA fordert die User auf, ihre P2P-Software komplett zu deinstallieren. Da der Interessenverband vorerst nur gegen Teilnehmer vorgehen will, die Musikdateien zur Verfügung stellen, hätten die Benutzer nichts zu befürchten, die nur herunterladen. Die RIAA ist vorerst damit zufrieden, dass die Sharing-Funktion abgeschaltet wird.
Mitglieder der RIAA sind unter anderem AOL Time Warner, die Sony-Gruppe und Bertelsmann. Erst im vergangenen Monat hatte die Musik- und Filmindustrie in ihrem Kampf gegen Internet-Tauschbörsen einen schweren Rückschlag erlitten, als ein US-Bundesgericht einen Antrag zur Schließung von zwei Tauschplattformen zurückwies. Die Tauschbörsen Grokster und Morpheus hätten keine Kontrolle über den Inhalt des über ihre Systeme getauschten Materials, befand das Gericht in Los Angeles.
Zwar sei bekannt, dass Nutzer damit auch illegal urheberrechtlich geschützte Filme und Musikstücke tauschten. Jedoch sei unumstritten, dass die Börsen zu legitimen Zwecken genutzt würden und damit ähnlich wie Videorecorder nicht wegen des Missbrauchs verboten werden dürften.
"Die RIAA hat in ihrer unendlichen Weisheit beschlossen, nicht nur ihre Kunden zu vergraulen, sondern sie mit Gerichtsverfahren in den Ruin zu treiben", gibt sich Wayne Rosso, Chef der Tauschbörse Grokster, sarkastisch. "Daher werden sie bald nicht einmal dann Musik kaufen können, wenn sie es gerne würden." Erst im Mai wurden vier Studenten zu Strafen zwischen 12.000 und 17.500 USD verurteilt, nachdem sie an der Uni Songs getauscht hatten.
Bei so gennanten Peer-to-Peer-Systemen tauschen die Benutzer dezentral untereinander Daten aus. Ältere Tauschsysteme wie die inzwischen geschlossene Tauschbörse Napster waren dagegen zentral organisiert.
Immer mehr Konzerne bieten das Herunterladen von Musiktiteln gegen Entgelt im Internet an. So startete der Computer-Konzern Apple im April seinen "iTunes Music Store" mit mehr als 200.000 Liedern im Angebot. Die deutsche Musikbranche plant ein eigenes Angebot zum Lieder-Herunterladen gegen Geld, das im Herbst an den Start gehen soll.