Siemens schlägt zurück
Der Münchner Großkonzern Siemens steigert seinen Umsatz, kauft das US-Softwarehaus UGS und kündigt den Börsengang von Siemens VDO an. Unterdessen schlagen sich Banken und Kleinanleger um die Entlastung von Klaus Kleinfeld und Heinrich von Pierer.
Mitten in der Krise um Schmiergeldzahlungen konnte Siemens den Umsatz und den Auftragseingang im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2007 steigern. In den letzten drei Monaten des Jahres 2006 kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 19,07 Milliarden Euro, der Auftragseingang stieg um vier Prozent auf 24,58 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag vor Beginn der Hauptversammlung in München mitteilte.
Von Oktober bis Dezember erwirtschaftete Siemens aber nur einen Gewinn nach Steuern von 788 Millionen Euro. Das ist den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahreswert von 939 Millionen Euro ein Rückgang um 16 Prozent. Grund dafür ist unter anderem die von der EU verhängte Rekordbuße in Höhe von 423 Millionen Euro wegen Kartellabsprachen. Siemens kündigte bereits an, gegen die Buße klagen zu wollen.
Börsianer sind zufrieden
Angetrieben von überraschend starken Zahlen und dem geplanten Börsengang der Automobilzuliefersparte VDO haben sich Siemens-Aktien am Donnerstag mit kräftigen Gewinnen an die Spitze im DAX gesetzt.
Im Vormittagshandel kletterten die Titel um 6,34 Prozent auf 82,90 Euro, der höchste Stand seit Juni 2001. Der DAX gewann unterdessen 0,19 Prozent auf 6.761,17 Zähler.
Kleinanleger vs. Banken
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld und Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer müssen sich Tausenden Aktionären stellen, die ihrem Ärger über die Schmiergeldaffäre, die Pleite der einstigen Handysparte BenQ sowie die geplante Erhöhung der Vorstandsgehälter um 30 Prozent Luft machen wollen.
Aktionärsschützer und Belegschaftsaktionäre haben angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat für das vergangene Jahr nicht entlasten zu wollen. Kleinfeld und von Pierer haben aber nach wie vor die Rückendeckung der Profi-Anleger wie Banken und Fonds.
Siemens kauft UGS
Der Siemens-Bereich Automation and Drives [A&D] gab unterdessen am Donnerstag in München bekannt, den amerikanischen Softwarehersteller UGS mit Sitz in Plano, Texas, für 3,5 Milliarden US-Dollar [rund 2,7 Milliarden Euro] gekauft zu haben. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Behörden.
UGS ist der elftgrößte Softwarekonzern der Welt. Der Markt für die von UGS hergestellte Software zur Optimierung von Produktionsprozessen habe ein jährliches Volumen von rund 13 Milliarden Dollar und Wachstumsraten zwischen sieben und neun Prozent, teilte Siemens mit.
UGS hat nach eigenen Angaben Kunden in 62 Staaten und beschäftigt weltweit 6.800 Menschen. Im Jahr 2005 erreichte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 1,15 Milliarden Dollar.
Börsengang von Siemens VDO
Ferner beabsichtigt Siemens nach eigenen Angaben den Börsengang seiner Automobilzuliefersparte Siemens VDO Automotive [SV], an der Siemens die Aktienmehrheit behalten werde.
Mit diesem Schritt würden die Voraussetzungen geschaffen, SV die notwendigen Finanzmittel und vergrößerten Handlungsspielraum für weiteres Wachstum zu gewähren. Mit einem Umsatzvolumen von zehn Milliarden Euro im vergangenen Jahr sei SV einer der erfolgreichsten und größten Siemens-Bereiche.
(dpa | AFP)