Vertiefte Prüfung für den TA-eTel-Deal

kartellgericht
25.01.2007

Die Übernahme des Festnetz- und Internet-Betreibers eTel durch den Marktführer Telekom Austria [TA] wird laut Wettbewerbshütern wohl mit Auflagen durchgehen.

"Persönlich glaube ich, dass es möglich sein könnte, dass man einvernehmlich zu einem Auflagenpaket kommt", sagte der Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde, Walter Barfuß, in einem Interview mit dem "Kurier" [Freitag-Ausgabe]. Dennoch wird das Genehmigungsverfahren beim Kartellgericht landen und damit wohl noch mehrere Wochen dauern.

Einvernehmliche Lösung angestrebt

"Wir werden sicher beim Kartellgericht einen Prüfungsantrag stellen", kündigte Barfuß im Interview an. Ein solches Gerichtsverfahren kann laut Gesetz bis zu fünf Monate in Anspruch nehmen. Wie eine mögliche einvernehmliche Lösung aussehen könnte, wollte der Leiter der Wettbewerbsbehörde nicht kommentieren. "Fragen Sie mich bitte nicht nach den Inhalten des Pakets", sagte er im "Kurier".

Die TA hatte vier Tage vor Weihnachten die Komplettübernahme von eTel für rund 90 Mio. Euro angekündigt.

ETel hatte in den vergangenen Jahren eine Reihe namhafter Internet-Provider wie EUnet, KPNQwest, Tiscali und Nextra aufgekauft und war damit zum drittgrößten privaten Telekom-Anbieter Österreichs aufgestiegen.

Mitbewerber für Untersagung

Nach Schätzungen des Verbandes Alternativer Telekom-Netzbetreiber [VAT] baut die Telekom im heimischen Festnetz damit ihre schon jetzt marktbeherrschende Stellung auf rund 60 Prozent Marktanteil aus. Der Verband hatte deshalb eine Komplettuntersagung des Deals verlangt.

Die TA ist hingegen der Meinung, dass die Liberalisierung des österreichischen Telekommarktes nicht behindert würde, und rechnet deshalb mit keinerlei Auflagen.

Neben dem Österreich-Geschäft erwirbt die Telekom Austria auch die eTel-Töchter in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen. Außer in Tschechien, wo die Telekom Austria schon mit dem Internet-Betreiber Volny [früher: Czech Online] Vertreter ist, gibt es hier aber keine Überschneidungen. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben sich bis dato nicht eingeschalten.

(APA)