28.06.2003

HEISS & HERBST

Bildquelle: ORF.at

Europa drohen Softwarepatente

Softwarepatente, ein Schreckensgespenst der Entwicklergemeinde, sind laut einer Open-Source Lobbygruppe mehr oder weniger bereits ausgemacht.

Das EU-Parlament zieht einen Vorschlag in Betracht, dem zufolge das Patentrecht bezüglich Software quer durch Europa angepasst werden soll. Die Entscheidung, die ursprünglich für 30. Juni angesetzt war, wurde aber offensichtlich auf September verschoben.

Falls innerhalb der EU Softwarepatente eingeführt werden, befürchten Entwickler und kleine Unternehmen, teure Rechtsstreit aufgrund ihrer Programmierpraktiken in Kauf nehmen zu müssen. Softwarepatente beziehen sich nämlich nicht auf bestimmte Software - Open-Source-Vorreiter wie Stallman sehen darin kein Problem - sondern auf einzelne Programmiermethoden und -routinen.

150.000 Unterschriften gegen Patentregelung

Falls tatsächlich Softwarepatente eingeführt werden, verlangt das OpenForum strikte Einschränkungen - beispielsweise sollen keine Patente gewährt werden, die die Interoperabilität zwischen System beeinflussen.

Die Gruppe EuroLinux hat bis dato rund 150.000 virtuelle Unterschriften gegen Softwarepatente in Europa gesammelt.

Die EU argumentiert, Softwarepatente wären nötig, um Unternehmen ihre Investitionen in Softwareentwicklung zu sichern. Gerade europäische Unternehmen und Entwickler sehen Open Source als freie alternative von US-dominierter kommerzieller Software und nehmen Stellung gegen derartige Vorhaben.

Eigene Softwareindustrie für Europa

"Die Politiker haben keine Ahnung, was Software ist", argumentiert Jean-Pierre Laisne, Open Source Manager bei Bull. "Sie denken, es sei eine Industrie wie der Verkauf von Autos, wo große Gebäude gebaut und mit Arbeiter befüllt werden. Sie verstehen nicht, wie wichtig es für Europa ist, eine eigene Softwareindustrie zu haben, und wie wichtig freie Software für diese Industrie ist".