Online-Videos helfen traditionellem TV
Der derzeit heißeste Trend im Netz - Videos - stellt keineswegs eine Gefahr für das traditionelle Fernsehprogramm dar, wenn man einer aktuellen Studie Glauben schenkt. Bill Gates hingegen glaubt, dass es herkömmliches Fernsehen in fünf Jahren gar nicht mehr gibt.
Der Konsum von Online-Content bringt neue TV-Zuschauer, sagen die Marktforscher von Nielsen Analytics. Vor allem bei den jüngeren Sehern erweitern die neuen digitalen Videoplattformen die Reichweite des traditionellen Fernsehens, lautet das Resümee der Nielsen-Studie "Whatever, Whenever, Wherever: How Broadband Is Redefining the Economics of Television".
Obwohl immer mehr Medienhäuser sich dazu entschließen, ihren TV-Content wie Hauptabendshows und -serien auch ins Netz zu streamen, und der Boom von User-generiertem Content auf Plattformen wie YouTube nicht nachlässt, sehen die Analysten von Nielsen darin keine messbaren negativen Auswirkungen auf die traditionellen TV-Gewohnheiten.
Bill Gates prophezeit das Ende von TV
Anderer Meinung war Microsoft-Chef Bill Gates da am Samstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos: Er prophezeite das Ende des traditionellen Fernsehens in fünf Jahren.
In den kommenden Jahren würden immer mehr Seher die Flexibilität von Online-Videos dem konventionellen TV mit seinen fixen Startzeiten und Werbeunterbrechungen vorziehen, so Gates. Schon jetzt gebe es seiner Meinung nach sinkende Zuschauerzahlen.
TV-Konsum stieg 2006 weiter an
Bei Nielsen sieht man das anders: Videos auf PC, Handys und anderen mobilen Geräten erweitern das TV-Publikum, so die Studienautoren.
Dabei berufen sie sich auf das Rekordhoch von Fernsehzeit in US-Haushalten im Jahr 2006. Wie Nielsen Media Research ermittelte, stieg der durchschnittliche TV-Konsum pro Tag und Haushalt auf acht Stunden und 14 Minuten. Im Endeffekt sei der TV-Konsum im letzten Jahrzehnt trotz des Internet-Booms um eine Stunde pro Tag und Person gestiegen.
Die US-TV-Studios Fox, NBC, Viacom und CBS wollen im Online-Videogeschäft zusammenarbeiten. Mit einer gemeinsamen Plattform soll dem Marktführer YouTube Konkurrenz gemacht werden.
Werbefinanzierter Content
Nielsen-Analyst Larry Gerbrandt sieht Vorteile im Online-Content: "Programmgestalter haben die Möglichkeit, neue Einnahmemodelle zu entwerfen, die den Content-Inhabern und den TV-Stationen zugute kommen."
Vor allem werbefinanzierte Modelle halte er für das Breitbandgeschäft von Vorteil. "Bei Breitband-Streams kann etwa das Vorspulen bei der Werbung ausgeschalten werden, damit sich die Nutzer die Spots auch wirklich ansehen und eventuell auch interagieren", so die Analystenmeinung.
Die Werbemodelle könnten so auf die Nutzer zugeschnitten werden, dass sie nicht abschreckend wirken, die Interaktivität könne so eingebettet werden, dass das Online-TV-Vergnügen dadurch nicht beeinträchtigt werde.
Während Werbung im TV eher weggezappt wird, hat sie bei Video-on-Demand und Online-Games eine größere Akzeptanz.
(futurezone | eMarketer)