Deutsche Telekom in Not
Der Österreicher Georg Pölzl hat als neuer Obersparmeister des Vorstands der Deutschen Telekom einen schweren Job vor sich. Die zweite Senkung der Ergebnisprognosen binnen sechs Monaten bedeutet einen gestiegenen Sparbedarf, denn der Kundenschwund im Festnetz geht weiter.
Mit einiger Spannung darf erwartet werden, was die Anleger zu der am Sonntag überraschend angekündigten Gewinnwarnung der Deutschen Telekom [DT] sagen.
Da das innerhalb eines halben Jahres bereits die zweite Senkung der Prognosen ist, ist nun klar, dass der abgetretene DT-Chef Kai-Uwe Ricke seinem Nachfolger Rene Obermann neben einem Sparprogramm ein Erbe mit allerhand bösen Überraschungen hinterlassen hat.
Zwei Millionen Kunden weg
Für das laufende Jahr senkte der Konzern seine Prognose am Sonntag um ungefähr eine Milliarde Euro, denn die Kunden laufen der DT offenbar weiterhin in Zweierreihen davon. Im vergangenen Jahr verlor die DT gut zwei Millionen Kunden im Kernsektor Festnetztelefonie.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen [EBITDA], ein gerade im Telekom-Sektor besonders wichtiger Parameter, soll 2007 nur noch rund 19 Milliarden Euro betragen. Bisher waren 19,7 bis 20,2 Mrd. Euro geplant.
Wachstum niedrig, einstellig
Auf die Ergebnisse drückt nicht nur der Ausbau des Festnetz- und Breitbandgeschäfts [800 Mio. Euro]. Bei T-Mobile wird ein um 200 Mio. Euro geringerer operativer Gewinn erwartet, noch einmal so viel fraß der stark gestiegene Euro von den Gewinnen im US-Geschäft.
Dass in puncto Konzernumsatz ein Anstieg "im niedrigen einstelligen Prozentbereich" erwaretet wird ist ebenfalls wenig geeignet, Analysten-Jubel auszulösen.
Der Sparmeister aus Österreich
Pölzl, der aus dem Chefsessel von T-Mobile Austria in die oberste Etage wechselt, hat als Sonderbeauftragter des Vorstands für das laufende Effizienzprogramm "Sparen für Service" jedenfalls etwas vor sich, das mit "Herausforderung" nur unzureichend beschrieben ist.
Immerhin kommen Pölzl dabei die Erfahrungen beim Stellenabbau bei T-Mobile Austria zugute, was er aus der österreichischen Praxis sicher weniger kennt, sind kämpferische Gewerkschaften wie in Deutschland.
Die DT nennt die neuerliche EBITDA-Warnung "Ergebnisplanung 2007 angepasst" und leitet sie ein mit dem gewichtigen Satz: "Die Kundenzahlen für 2006 zeigen eine Stabilisierung vor allem in Deutschland."
Kommissarin eins ...
Während der letzten Monate bis zur Absetzung von Ricke kursierte ein Sparpapier, das konzernweit den Abbau von 23.000 Arbeitsplätzen im Visier hat. Der neue Chef Obermann hatTE mehrfach angekündigt, den Sparkurs Rickes fortzusetzen. 2007 sollen zwei Milliarden Euro eingespart werden.
Der offen protektionistische Kurs der deutschen Bundesregierung, was die Nicht-Öffnungspflicht des neuen VDSL-Breitbandnetzes der DT angeht, bringt weiteren Ärger mit der EU, der das öffentliche Klima für die DT weiter verschlechtern wird.
Anfang des Jahres 2007 werde sie sich mit den Telekom-Unternehmen eingehend befassen, sagte Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
... und Kommissarin zwei
Die für die Telekom-Branche zuständige Kommissarin Viviane Reding streitet mit der deutschen Regierung seit Längerem über den Ausschluss jeden Wettbewerbs im VDSL-Netz.
Die geplante Regulierung der internationalen Roaming-Tarife wird wiederum ein Stück des "Muss-Geschäfts" im Mobilfunk abbeißen. Ziel der EU-Kommission ist, dass jeder netzinterne Anruf gleich viel kostet, egal ob eines der Handys dabei in Österreich, Deutschland oder im US-Netz von T-Mobile ist.