TA rüttelt an Netzneutralität

01.02.2007

Ein gemeinsames Geschäftsmodell von Infrastruktur- und Content-Providern soll laut Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer die "teure Internet-Infrastruktur erschwinglich machen". "Wir wollen auf alle Fälle in der Wertschöpfungskette möglichst hoch hinauf", so Fischer. Damit ist die Netzneutralität in Österreich indirekt in Frage gestellt.

Mit seinem Weblog-Eintrag zum Thema Netzneutralität hat der Telekom-Austria-Vorstand hier zu Lande eine heiße Diskussion unter Providern und Usern entfacht.

In einer Stellungnahme gegenüber ORF.at erörtert Fischer die Überlegungen des Marktführers zur Finanzierung der Infrastruktur unter Einbeziehung der Inhalteanbieter.

"Unser Standpunkt ist, dass es tatsächlich derzeit nicht leicht möglich ist, so eine teure Infrastruktur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu bauen", erklärt der stellvertretende CEO der Telekom Austria und CEO der Sparte Wireline.

"Zumindest wird es unter den derzeit herrschenden Bedingungen eine längere Zeit dauern, bis eine Breitbandinfrastruktur flächendeckend mit dem Anspruch, selbst HDTV zu übertragen, errichtet werden kann", so Fischer.

"US-Situation bringt uns nicht weiter"

"Die großen Anbieter von Multimedia-Content wie Google und Yahoo argumentieren, dass die Distribution von Content grundsätzlich ohne Kostenbeteiligung an der Infrastruktur erfolgen soll. Die großen Telekom-Betreiber in den USA vertreten den Standpunkt, dass ohne Kostenbeteiligung die Infrastruktur nicht errichtet werden kann", so Fischer.

"In Europa wurde diese Diskussion noch nicht so intensiv geführt wie den USA. Eine Pattstellung in der Net-Neutrality-Debatte wie in den USA bringt uns in Europa sicher nicht weiter", stellt der TA-Vorstand klar.

"Gemeinsames Geschäftsmodell"

"Daher wären die Telekom-Betreiber und die Content-Unternehmen gut beraten, ein gemeinsames Business-Modell zu finden, das es ermöglicht, rasch für die Kunden eine tolle Lösung zu realisieren. Wenn wir klug sind, schaffen wir das vor dem US-Markt und können so für den Standort Europa einen wirtschaftlichen Vorteil generieren, " so Fischer.

Netzneutralität ermöglicht es, dass die Daten jedes kleinen Start-ups gleichberechtigt mit jenen Informationen transportiert werden, die von den Servern großer Konzerne kommen. Netzneutralität ist daher eine der wichtigsten Grundlagen für ein lebendiges und an Innovationen reiches Internet.

In den USA wird das Prinzip der Netzneutralität seit längerem in Frage gestellt. Große US-Telekomkonzerne erklärten, den Erfolg der großen Serviceanbieter wie Yahoo und Google vor Augen, dass diese "eigentlich für die genutzten Leitungen bezahlen sollten", und entfachten damit eine Debatte über eine mögliche Kontrolle der Netzinhalte.

"Möglichkeiten gibt es da viele"

"Wie so eine gemeinsame Lösung ausschauen kann, da gibt es viele Ansätze. Die zentrale Frage ist: Wer kann wie an der Wertschöpfungskette partizipieren? Können und wollen die Telekom-Betreiber mehr leisten als reine Infrastrukturbereitsteller? Möglichkeiten gibt es da viele", so Fischer weiter.

"Wir [die TA, Anm.] wollen auf alle Fälle auf der Wertschöpfungskette möglichst hoch hinauf. Mit unserer IPTV-Plattform haben wir die Möglichkeit, Content zu aggregieren, Content auch zuverlässig abzurechnen, und wir können Zielgruppen auf Grund der nicht linearen Programmierung sehr genau ansprechen und wir haben die höchste Interaktivität. Das sind alles Vorteile, die Telcos in eine Partnerschaft mit den Content-Anbietern einbringen können."