Michael Dell ordnet Reformkurs an
Michael Dell [41], Gründer und gerade zurückgekehrter Chef des US-PC-Herstellers Dell, will den mit Problemen kämpfenden Konzern durch Sparmaßnahmen und Bürokratieabbau wieder auf Kurs bringen. Das kündigte er in einer internen E-Mail an alle Mitarbeiter an.
Dell erläuterte seine Comeback-Pläne in einer E-Mail an die Mitarbeiter, nachdem er den bisherigen Firmenchef Kevin Rollins vor wenigen Tagen abgelöst hatte.
"Bürokratie ist Problem Nummer eins"
Der Firmengründer bezeichnete die "Bürokratie als das Problem Nummer eins von Dell". Das geht aus der von der US-Tageszeitung "Austin American-Statesman" am Samstag in ihrer Online-Ausgabe veröffentlichten firmeninternen E-Mail hervor.
Dell nannte darin die Ergebnisse des vergangenen Jahres "enttäuschend und nicht akzeptabel".
Schlankere Strukturen, keine Boni
Er forderte alle Mitarbeiter zu Sparaktionen auf. Es werden für das vergangene Jahr keine Boni gezahlt. Dell will die Zahl der ihm direkt unterstellten Spitzenmanager von 20 auf zwölf reduzieren.
Paul Bell, der Leiter der Dell-Sparte Europa/Naher Osten/Afrika, wird in die Konzernzentrale nach Austin kommen und dort die neue Amerika- Organisation führen. Ihm werden dabei zahlreiche Geschäftsbereiche unterstellt.
Dell hatte das Unternehmen 1984 als Student gegründet und an die Spitze der Computerindustrie geführt. Bis 2004 war er schon einmal Chef des Konzerns, zuletzt nur noch Direktoriumsvorsitzender. Diesen Posten soll er auch künftig behalten.
Neue Kundenschichten und Akquisitionen
Dell will auch das Geschäft mit kleineren und mittleren Unternehmenskunden intensivieren und das Dienstleistungsgeschäft ausbauen, wobei er Akquisitionen in Aussicht stellte. Das Server- und Speichergeschäft soll ebenfalls ausgebaut werden. Die Dell-Produktzyklen sollen verkürzt werden.
Dell hatte im vergangenen Jahr die Spitzenposition im PC-Markt an Hewlett-Packard verloren und die Wall Street wiederholt mit seinen Ergebnissen enttäuscht.
"Wir haben ein paar harte Quartale vor uns", so Dell in seiner E-Mail. "Wir haben es nicht über Nacht bis hierher geschafft und wir werden diese Probleme auch nicht über Nacht lösen."
Investorenklage wegen Intel-Deals
Das "Wall Street Journal" berichtete am Samstag in seiner Online-Ausgabe, dass der PC-Hersteller in einer Investorenklage beschuldigt worden sei, eine unangemessene Bilanzierung seiner langen Partnerschaft mit dem Chiphersteller Intel vorgenommen zu haben.
In der in einem Bezirksgericht in Austin eingereichten Klage wird Dell nach Angaben der Zeitung vorgeworfen, die Gewinne des Unternehmens seien durch Hunderte Millionen Dollar an Quartalsrabatten von Intel aufgebläht worden. Sie seien von Dell nicht richtig verbucht und bekannt gegeben worden.
Bis zu eine Mrd. Dollar von Intel
Dell habe bis zu eine Milliarde Dollar pro Jahr von Intel erhalten. Damit wollte Intel nach Darstellung der Kläger sicherstellen, dass Dell keine Chips anderer Hersteller verwende. Intel wies die Beschuldigungen nach Angaben der Zeitung zurück und erklärte, dass man rasch vorgehen werde, um sich zu verteidigen. Dell nahm nach Darstellung des "Wall Street Journal" keine Stellung.
(APA | dpa)