In-Game-Werbung: Kampf um die Marke

07.02.2007

Wenn im März die heimische Online-Welt "Papermint" aus dem Teststadium entlassen wird, wird Coca-Cola als Werbepartner von Beginn an mit dabei sein. Für Werber und Entwickler ist das eine Gratwanderung zwischen Glaubwürdigkeit, Mut und finanzieller Notwendigkeit.

Werbung in Spielen wird eine große Zukunft vorausgesagt, doch sowohl Werber als auch Spieleentwickler sind mitunter zurückhaltend.

Für die Spieleentwickler ist In-Game-Werbung eine Möglichkeit, weitere Einnahmemöglichkeiten zu erschließen, die Firmen können im Gegenzug bei erfolgreichen Spielen auch mit ihrer Marke profitieren.

Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel

Gerade die Glaubwürdigkeit ist allerdings der Haken des Konzepts: Ist in einem Spiel zu viel oder zu penetrante Werbung vorhanden, schadet das dem Image des Spiels. Andererseits kann gerade Werbung einem Spiel zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen.

"Man muss langsam schauen, was möglich ist", meint Martin Sirlinger, finanzieller Kopf hinter der neuen Online-Welt "Papermint", gegenüber ORF.at. Bisher wurde das Gratis-Spiel vorwiegend aus privaten Mitteln finanziert, verdienen wollen die Entwickler vor allem mit dem Verkauf von Kleidung und Möbeln und eben auch Kooperationen.

Der Einstieg von Coca-Cola verleihe dem Spiel und dem Entwicklerteam dahinter zwar mehr Glaubwürdigkeit, doch man müsse vorsichtig sein, sonst werde das Spiel "sofort gefressen von der Marke".

Neue Technologien wie digitale Videorecorder verändern zunehmend die Nutzungsgewohnheiten und Akzeptanz der User, so eine neue Studie. Während Werbung im TV weggezappt wird, wird sie bei Video-on-Demand und Online-Games akzeptiert.

Strikte Werberegeln

Coca-Cola selbst findet das Projekt spannend und hat sich, in offenbar etwas intensiverer Zusammenarbeit, auch dem Wunsch und Anliegen der Entwickler gebeugt: "Es wird bei uns keine Plakatwände oder Banner geben", sagt Lev Ledit, kreativer Kopf bei der Entiwcklerfirma Avaloop.

Allerdings will er etwa von der Stadt Wien gesponserte Straßenbahnen mit entsprechendem Logo auch nicht ganz ausschließen.

"Unsere Werte widerspiegeln"

Vorerst gibt es in "Papermint" T-Shirts mit Coca-Cola-Schriftzug und eine eigene Coca-Cola-Insel, für die auch eigene Angebote wie etwa ein Musikwettbewerb geplant sind.

"Wir wollen unsere Werte widerspiegeln", zeigt sich Magdalena Racieski von Coca-Cola von dem Konzept überzeugt. "Papermint" habe sich dafür angeboten, da es zur Marke passe und auch einen lokalen Bezug habe.

Angespornt, das Engagement im Netz zu verstärken, sei Coca-Cola auch durch den Erfolg von Mycokemusic.at geworden, laut Angaben der derzeit beliebteste heimische Online-Musik-Store, so Racieski.

Offizieller Launch im März

Auch wenn man bei Avaloop erfreut ist über die Zustimmung und das Vertrauen in das Projekt, sind die Entwickler doch vorsichtig: "Vor einem Jahr hat uns das niemand zugetraut, und jetzt werden wir von möglichen Partnern überrannt", so Sirlinger.

Gespräche über weitere Kooperationen seien bereits im Laufen, hier will Avaloop vor allem Anbieter rund um Lifestyle und Online-Portale einbinden - immer unter Rücksicht auf die eigene Marke: "Wir müssen zuerst die Marke 'Papermint' etablieren."

Für die ist der offizielle Launch im März der nächste große Termin. Ab dann wird sich zeigen, ob die kunterbunte Online-Welt in 2-D der Realität standhält.

Die ersten Feedbacks seien auf jeden Fall viel versprechend: Alleine für den Beta-Test gebe es bereits Tausende Anmeldungen, so Ledit.

(futurezone | Nadja Igler)