Steve Jobs: DRM abschaffen
Apple-Chef Steve Jobs möchte nicht länger den Polizisten für die Musikindustrie spielen. In einem aufsehenerregenden Text spricht er sich dafür aus, Musik im Internet künftig ohne jeden Kopierschutz zu verkaufen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Manifest mit dem Titel "Thoughts on Music" spricht Jobs überdeutlich aus, was längst alle wissen: "DRM-Systeme haben nie funktioniert und werden die Musikpiraterie niemals aufhalten."
DRM
DRM ist die Abkürzung für "Digitales Rechte-Management". Mit DRM, wie es auch in die im iTunes Music Store von Apple angebotenen Titel eingebaut ist, versucht die Musikindustrie das Kopieren ihrer Produkte zu beschränken.
Da FairPlay, das DRM-System von Apple, nur mit iPods und iTunes kompatibel ist, können Apple-Kunden gekaufte Musik nur innerhalb des Apple-Ökosystems abspielen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die geschlossenen Systeme von Microsoft und Sony.
Business und Kontrolle
Apple, so Jobs, sei von der Musikindustrie dazu gezwungen worden, DRM-Systeme einzusetzen. Die vier großen Musikkonzerne hätten aber 2006 20 Milliarden Songs ohne DRM-Schutz auf CD verkauft. Dem stünden zwei Milliarden Songs gegenüber, die gezwungenermaßen mit DRM versehen sein müssten, weil sie über Online-Systeme wie Apples iTunes Music Store vertrieben wurden.
Jobs: "Wenn die Musikkonzerne also über 90 Prozent ihrer Musik ohne DRM verkaufen, was haben sie dann davon, wenn sie den winzigen Rest mit DRM behindern?"
Auslöser für Jobs' Schreiben sind wohl die in verschiedenen europäischen Ländern laufenden Klagen gegen die Bündelung von iTunes Music Store und iPod. So läuft in Frankreich eine Klage der Konsumentenschutzorganisation UFC-Que Choisir gegen Apple; in Norwegen erklärte der Konsumentenombudsmann iTunes wegen der mangelnden Interoperabilität für illegal.
Big in Europe
Jobs schreibt, es wäre ihm am liebsten, die Musik im iTunes Music Store [iTMS] hätte gar kein DRM, damit jeder Kunde sie auf jedem Gerät abspielen könne. Die Musikindustrie aber verhindere das. Zweieinhalb der vier großen Musikkonzerne hätten ihren Sitz in Europa.
Wenn die derzeitige Situation den Europäern nicht gefalle, sollten sie ihre Energien statt auf Apple lieber auf die Musikkonzerne richten, damit diese endlich auf DRM verzichteten. Apple würde solche Bemühungen "aus vollem Herzen unterstützen".
Jobs schreibt sich in dem Text seinen Frust über die Musikindustrie von der Seele. Die harten Verhandlungen Apples mit den Majors anlässlich des iTMS-Starts und Jobs' Abneigung gegen DRM sind übrigens recht gut in Steven Levys Buch über den iPod ["The Perfect Thing"] dokumentiert, was darauf schließen lässt, dass es sich bei der Veröffentlichung des Jobs-Texts nicht nur um ein taktisches Manöver handeln dürfte.
Bei der Musikwirtschaft stieß AppleJobs Absage an Kopierschutzsysteme beim Verkauf vom Musik im Internet auf Verwunderung. Der Verzicht auf Digital Rights Management Systeme [DRM] steht vorerst offenbar nicht zur Diskussion.