Microsoft Russland schreibt Gorbatschow

konflikt
07.02.2007

Im Fall Alexander Ponossow wünscht sich die Geschäftsführerin von Microsoft Russland eine "gütliche Einigung".

In einem undatierten Schreiben, das Microsoft Österreich am Mittwoch in englischer Übersetzung an ORF.at weitergeleitet hat, wendet sich Olga Dergunowa, die Geschäftsführerin von Microsoft Russland, direkt an Michail Gorbatschow.

Gorbatschow hatte sich am Montag öffentlich an Microsoft-Mitgründer Bill Gates gewandt und ihn darum gebeten, für den Lehrer Alexander Ponossow einzutreten, der von der russischen Staatsanwaltschaft angeklagt worden war, weil sich auf den von ihm betreuten Schulcomputern unlizenzierte Microsoft-Betriebssysteme befunden haben sollen. Ponossow drohen eine hohe Geldstrafe und, im schlimmsten Fall, bis zu vier Jahre Haft in einem sibirischen Gefangenenlager.

Nachdem die "International Herald Tribune" am Dienstag unter Bezugnahme auf ein Statement der Londoner Microsoft-Niederlassung noch titelte, dass sich der Gates-Konzern nicht in das Verfahren einmischen werde, schlägt Olga Dergunowa in ihrem Brief an Ex-KPdSU-Generalsekretär Gorbatschow nun versöhnlichere Töne an.

Gütliche Einigung

Dergunowa schreibt Gorbatschow, auch Microsoft wünsche, dass es in dem Fall eine gütliche Einigung gebe und sich Ponossow wieder um seine Schüler kümmern könne.

Im Fall Ponossow habe nicht Microsoft die Strafverfolgung ausgelöst, sondern die russischen Behörden seien im Rahmen der russischen Gesetze gegen ihn vorgegangen. Man sei schon vor einigen Monaten auf den Fall aufmerksam geworden, habe ihn analysiert und dann beschlossen, keine rechtlichen Schritte gegen Ponossow zu unternehmen.

Microsoft strebt "faires Ergebnis" an

Generell, so Dergunowa, sollten Fälle wie der von Ponossow nicht strafrechtlich verfolgt werden, weil es sich um eine sehr kleine Anzahl von Computern handle und diese noch dazu in einer Schule eingesetzt werden sollten. Sie behalte sich aber vor, ihre Einstellung zu ändern, für den Fall, dass "weitere Umstände" bekannt werden sollten. Microsoft werde sich aber darum bemühen, dass der Streit für alle Seiten zu einem fairen Ergebnis komme.

Wenn Microsoft ansonsten auf die Verwendung unlizenzierter Software in Schulen aufmerksam gemacht werde, würde das Unternehmen stets versuchen, ohne Rechtsstreit mit den Verantwortlichen darauf hinzuarbeiten, die Programme zu legalisieren.

Microsoft sei bereit, die Beteiligten so zu unterstützen, dass eine gütliche Einigung erreicht werden könne.

Dergunowa weist in dem Schreiben aber auch darauf hin, dass Microsoft weiterhin die russische Regierung in ihrem Bestreben unterstützen werde, den Schutz geistigen Eigentums zu stärken: "Der Schutz geistigen Eigentums ist ein wichtiges Thema in Russland."