Mühsame Diskussion über "Killerspiele"
In der Diskussion über gewaltverherrlichende Spiele meldet sich die Wiener ÖVP mit der Forderung nach einem Medien-Kontrollgremium für Wien zurück.
Initiator Franz Ferdinand Wolf leitete zu diesem Thema letzte Woche eine Diskussionsrunde, die es nicht nur an Objektivität vermissen ließ. In einer Aussendung präsentierte Wolf, Mediensprecher der Wiener ÖVP, am Mittwoch erneut ein "Maßnahmenbündel zur Reglementierung und Kontrolle von Computer-Gewaltspielen".
Darin fordert er eine verpflichtende Kennzeichnung und Einstufung aller in Wien zum Verkauf angebotenen Spiele durch die Pan European Game Information [PEGI].
Kontrollgremium für Wien
Weiters will Wolf ein landeseigenes Gremium zur Kontrolle aller auf dem Markt befindlichen Computerspiele und die Erstellung eines Kriterienkatalogs für den Vertrieb einsetzen.
Jedes auf den Wiener Markt kommende Spiel soll auf Basis dieser Kriterien geprüft und gegebenfalls verboten werden, so Wolf. Auch die Strafen für ein Zuwiderhandeln sollen überprüft werden, Fehlverhalten in diesem Bereich müsse auch "ernsthafte Konsequenzen haben", so Wolf.
Die Diskussion um das Verbot von Computerspielen mit Gewalt-Inhalten entzündete sich letztes Jahr an dem Amoklauf im deutschen Emsdetten. Die ÖVP Wien forderte seinerzeit ein "Verbot für Killerspiele" auch für Österreich. Die regierende Wiener SPÖ, vertreten durch die Jugendstadträtin Grete Laska, konnte sich schon damals für den Vorstoß nicht erwärmen.
Wasser in den See tragen
Einige der ÖVP-Forderungen sind durchaus sinnvoll, vor allem die nach einer verpflichtenden Einstufung der Spiele nach dem PEGI-System.
Dieses bisher von den Herstellern freiwillig befolgte System hat sich in der Praxis bereits bewährt - zumindest im Handel findet sich selbst bei genauer Beobachtung kein Spiel, auf dem nicht verzeichnet ist, ab welchem Alter es zu empfehlen ist. Das gesetzliche Festhalten einer verpflichtenden Kennzeichnung würde somit nur dieser bestehenden Praxis folgen.
Mangel an Bereitschaft
Andererseits scheint sich die ÖVP Wien mit der von ihr selbst angezettelten Diskussion schwer zu tun, bis zu dem Punkt, an dem sie sich ihr verweigert.
So hielt die Wiener ÖVP am vergangenen Donnerstag im dritten Bezirk zwar eine Podiumsdiskussion zum Thema "Machen Gewaltspiele gewalttätig?" ab, eine ernsthafte Annäherung an das Thema fand dabei aber nicht statt.
Leider waren nur wenige Angehörige der eigentlichen Zielgruppe - Kinder, Jugendliche und junge Eltern - bei der Veranstaltung anwesend.
Unausgewogene Diskussionsrunde
Dazu lud die ÖVP Wien Niki Laber, Chef von "Games That Matter" und Präsident der neu geschaffenen österreichischen Verbandes der Unterhaltungssoftware, FM4-Kollegen Christoph Weiss und den PEGI-Kommunikationschef Jürgen Bänsch ein, die alle naturgemäß an den bestehenden Systemen wenig auszusetzen hatten.
Wolf hatte sich dabei selbst quasi in Personalunion die Rolle des Diskussionsleiters und des einzigen Vertreters der Verbots-Position zugewiesen. Darunter musste naturgemäß die Objektivität der Gesprächsleitung leiden.
Ein Psychologe oder sonstiger Fachmann zum eigentlichen Thema war nicht auf dem Podium zu finden, ORF.at vorliegenden Informationen zufolge haben sechs angefragte Psychologen ihr Kommen verweigert.
Frust im Publikum
Ein ernstzunehmender Diskurs war unter diesen Umständen nicht zu erwarten. Sowohl bei den Diskutanten als auch im Publikum machte sich angesichts der festgefahrenen Positionen schnell Frust breit.
Auf die Frage, ob er selbst einmal solche "Gewaltspiele" ausprobiert habe, antwortete Wolf gegenüber ORF.at: "Ich brauche solche Spiele nicht zu spielen, um zu wissen, dass sie gefährlich sind."
Für den kommenden Montag hat die Stadt Wien das erste Mal eine Expertenrunde einberufen, die allfällige Schritte des Gesetzgebers klären soll. Unter den Experten finden sich laut Jugendstadträtin Grete Laska [SPÖ] Branchenvertreter, Psychologen und Magistratsbeamte.
(Nadja Igler)