Mobilfunk soll neue Welten erobern

13.02.2007

Laut Branchenverband GSM Association soll der Mobilfunk 2007 neue Welten erobern - aber nicht nur geografisch: Der Verband setzt heuer auf mobile Überweisungen, Werbung auf dem Handy sowie Instant Messaging und mobilen Content, etwa aus Bollywood.

Der zweite Tag der 3GSM in Barcelona begann mit Keynotes wichtiger Mobilfunkmanager. Gleich zu Beginn gab Rob Conway, Chef des Branchenverbands GSM Association, einen Ausblick auf die wichtigsten Trends in der Branche:

Im vergangenen Jahr habe Conway zufolge die Hochzeit von 3G und dem Datenturbo HSPA [High Speed Packet Access] stattgefunden. Um neue Nutzer für die entsprechenden Services zu gewinnen, müsse aber der Billigbereich erobert werden.

Wettbewerb "3G für alle"

Zu diesem Zweck hat die GSM Association einen Wettbewerb zur Entwicklung eines billigen 3G-Handys ausgeschrieben. Insgesamt wurden 90 Mobiltelefone eingereicht, die von zwölf Mobilfunkbetreibern bewertet wurden.

Gewonnen hat ein Gerät des Herstellers LG. Das neue Handy wird voraussichtlich um die 100 Dollar kosten und damit bis zu 40 Prozent günstiger sein, als gängige Geräte.

Das neue Handy soll allen zwölf Mitgliedern des Branchenverbands GSMA zur Verfügung stehen und damit den meisten Mobilfunkanbietern rund um den Globus. Konkret geht es um Cingular, T-Mobile, Vodafone, Globe Telecom, Hutchison 3G, KTF, MTN, Orange, Smart, Telecom Italia, Telefonica und Telenor, die nach Angaben der GSMA von Oktober zusammen 620 Millionen Kunden zählen.

HSPA hat Multiplikator-Effekt

Generell gebe es bis dato rund 149 HSDPA-Netzwerke in 69 Ländern. Zum absoluten Vorteil der Technologie erklärte Conway am Dienstag den eingebauten Multiplikator Effekt, ähnlich Moores Gesetz. Während die meisten Betreiber ihre Netze mit 3,6 MBit/s gestartet hätten, stehe nun bereits das Upgrade auf 7,2 MBit/s an.

Aus diesem Grund sei die HSDPA-Einführung auch signifikant schneller gegangen als etwa 2G und 3G.

Auf zu neuen Ufern

Für heuer hat sich die GSMA nun einige ehrgeizige Projekte vorgenommen, die dem Mobilfunk neue Welten erschließen soll - nicht nur geografisch. Zum einen haben die Betreiber dabei finanzielle Transaktionen im Auge. Überweisungen per Handy sollen nicht nur die Zahl der Transaktionen insgesamt fördern, sondern auch vereinfachen und billiger machen.

Überweisungen auf dem Handy

Der "Global Mobile Money Transfer" wird gemeinsam mit MasterCard in Angriff genommen. Mobilfunker sollen dafür mit Banken zusammenarbeiten. Die GSM Association und MasterCard haben nun ein Testprojekt gestartet und wollen anhand dessen die internationale Autorisierung und das nötige Regelwerk erarbeiten.

Die beiden Unternehmen glauben, dass die Nutzung von Mobilfunknetzen für das Bankwesen das Volumen von Überweisungen bis 2012 auf rund eine Billion Dollar im Jahr steigern könnte. Forciert werden solle aber auch M-Payment in Geschäften.

Mobile Werbung als großer Trend

Ein weiterer Schwerpunkt im Mobilfunkjahr 2007 ist Conway zufolge die mobile Werbung. Auf dem Handy könne zielgerichtete Werbung geschaltet werden, zusätzlich verfüge man über einen Rückkanal.

Wichtig sei für die Akzeptanz bei den Nutzern, ein Opt-in, also die Möglichkeit, sich selbstständig für die Werbung zu entscheiden und nicht davon überrumpelt zu werden. Innerhalb der GSM Association sei nun ein Mobile-Advertising-Forum gegründet worden, das die nötigen Standards entwickeln solle.

Tarifsenkungen durch Werbung

Nach Einschätzung des Internet-Konzerns Yahoo könnte die Verbreitung von Werbung auf dem Handy zur Senkung der hohen Tarife für mobile Datendienste beitragen. Die Netzbetreiber bekämen durch die zusätzlichen Erlöse Spielraum, um niedrigere Preise anzubieten, sagte Yahoo-Manager Marco Boerries.

Gratis werde es das Internet unterwegs aber nicht geben, weil die Betreiber über die Jahre rund eine Billion Dollar in den Aufbau entsprechender Netze investiert hätten. Yahoo will jedenfalls künftig auch mit Werbung auf dem Handy Geld verdienen.

Instant Messaging und Handyfilme

Erwähnt wurde in Conways Keynote auch das Thema Instant Messaging, das seinen Angaben zufolge noch heuer den Durchbruch auf das Handy schaffen soll. Wichtig seien dabei jedoch interoperable Services, damit die Nutzer die Services auch tatsächlich annehmen.

Generell seien die passenden Inhalte für das Mobiltelefon wichtig: Conway verwies auf Kooperationen mit dem Sundance Film festival und Bollywood-Produzenten, im Rahmen derer Filme extra fürs Handy und den mobilen Konsum produziert werden sollen.

(futurezone | Nayla Haddad)